Das Auge der Medien ruht auf FP-Chef Kickl
Das APA-Comm Politik-Ranking verzeichnet einen Spitzenwert für den blauen Politiker.
Das aktuelle APA-Comm Politik-Ranking für Jänner 2025 zeigt, welche Politikerinnen und Politiker die österreichische Medienberichterstattung dominierten. Herbert Kickl (FPÖ) liegt mit 1.549 Medienbeiträgen deutlich an der Spitze. Dahinter folgen Christian Stocker (ÖVP) mit 649 Beiträgen und Karl Nehammer (ÖVP) mit 648 Nennungen. Die prominentesten Vertreter der SPÖ, Parteichef Andreas Babler (502 Beiträge) und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (473 Beiträge), rangieren auf den Plätzen vier und fünf.
Das vollständige Top-20-Ranking ist unter www.ots.at/politikranking abrufbar. Grundlage der Analyse sind 13 österreichische Tageszeitungen, die für den Zeitraum vom 1. bis 31. Jänner 2025 ausgewertet wurden.
Von der Nationalratswahl zu Koalitionsverhandlungen
Die hohe Medienpräsenz Kickls ist vor allem auf die politischen Entwicklungen der letzten Monate zurückzuführen. Bei der Nationalratswahl am 6. Oktober 2024 wurde die FPÖ erstmals stärkste Kraft mit 28,5 Prozent der Stimmen. Die ÖVP erreichte 24,8 Prozent, die SPÖ 23,1 Prozent. Die Grünen und NEOS lagen mit jeweils einstelligen Ergebnissen dahinter.
Die Regierungsbildung erwies sich als herausfordernd. Während die SPÖ mit einem neuen Parteichef, der erst vor wenigen Monaten von der Kommunal- auf die Bundesebene wechselte, antrat, zögerte die ÖVP unter der Führung des damals amtierenden Bundeskanzlers zunächst, Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ aufzunehmen. Schließlich begannen nach mehreren Wochen des politischen Stillstands (und dem Abgang Nehammers) Gespräche zwischen den beiden Parteien – insbesondere, da sich keine tragfähige Alternative abzeichnete.
Die Rolle des Bundespräsidenten
Bundespräsident Alexander Van der Bellen spielte in dieser Phase eine zentrale Rolle. Bereits in der Wahlnacht betonte er, dass er hohe Maßstäbe an eine künftige Regierung anlegen werde – insbesondere in Bezug auf die Verfassungstreue, die europäische Integration und demokratische Grundwerte.
In politischen und medialen Debatten wurde diskutiert, ob er Herbert Kickl als Kanzler ernennen würde oder nicht. Während einige Stimmen dies als eine legitime Interpretation der verfassungsmäßigen Kompetenzen des Bundespräsidenten sehen, argumentieren andere, dass eine FPÖ-geführte Regierung dem Wählerwillen entspreche.
Medienkritik und öffentliche Wahrnehmung
Die laufenden Koalitionsverhandlungen sind ein zentrales Thema der Berichterstattung und der Hauptgrund, warum Kickl so oft in den Tageszeitungen vorkommt. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze:
- Die inhaltlichen Differenzen zwischen FPÖ und ÖVP, etwa in der Wirtschaftspolitik oder der Außenpolitik, werden häufig analysiert.
- Die Reaktionen innerhalb der ÖVP, insbesondere von Landeshauptleuten und Wirtschaftsverbänden, werden thematisiert.
- Die Frage nach der internationalen Einordnung einer FPÖ-geführten Regierung, insbesondere in Bezug auf die Europäische Union und die Ukraine-Politik.
- Die Personalfrage rund um Herbert Kickl, der als Kanzler sowohl innenpolitisch als auch auf europäischer Ebene schlecht bewertet wird.
Die Tonalität der Berichterstattung variiert dabei je nach Medium. Während einige Kommentatoren betonen, dass die FPÖ als stärkste Partei einen Regierungsanspruch hat, gibt es auch kritische Einschätzungen hinsichtlich ihrer politischen Ausrichtung und ihrer Regierungsfähigkeit. In der Berichterstattung wird immer wieder die Vergangenheit der Partei thematisiert. Alte politische Kampfbegriffe erleben seither eine Renaissance.
Ob die mediale Aufmerksamkeit Kickl und der FPÖ langfristig zugutekommt oder zu einer Belastung wird, bleibt abzuwarten. Das nächste APA-Comm Politik-Ranking wird zeigen, ob sich der Fokus der Berichterstattung in den kommenden Wochen zugunsten eines anderen Politikers wendet. Ein Teil des Medienestablishments hätte wohl nichts dagegen, den unliebsamen Politiker weniger oft ins Rampenlicht zu stellen. Denn selbst kritische Berichterstattung hält ihn und seine Partei im Fokus. Und so mancher hätte wohl lieber No News statt Bad News.
(OTS/red)