ORF-Shitstorm wegen Lugner

Es war ein sehr ambivalentes Verhältnis, das der Österreichische Rundfunk zu Richard Lugner hatte. Von den verantwortlichen Küniglbergern oftmals – bei allem Respekt vor dem Toten – als Witzfigur abqualifiziert, in den Seitenblicken nicht nur einmal verhöhnt, bei den ORF-Opernballübertragungen lange Jahre geschnitten, ignoriert, boykottiert: Was heute keiner mehr zugibt, haben die älteren Semester live miterlebt.

Und nun – welche Überraschung – überträgt der „vermaledeite ORF“ die Sterbefeierlichkeiten von Richard Lugner live auf ORF III? Ist das der Kulturauftrag? Zahlen wir dafür unsere Haushaltsabgabe? Besonders im Standard tobt sich eine ekelhafte Riege von Postern – ohne jeden Respekt vor dem Verblichenen – verbal in einem wahrhaftigen Shitstorm aus. ExtraDienst hat recherchiert. Das Ergebnis ist erstaunlich. Und offensichtlich war ExtraDienst das einzige Medium, das wissen wollte, was diese Live-Übertragung kostet. Und wer die Kosten kennt, der hört sofort auf, auf den ORF zu schimpfen.

Denn diese Live-Übertragung liegt in den Händen der Firma 4Solutions. 4Solutions ist jenes Unternehmen, das im Auftrag des ORF die Live-Übertragung aus dem Stephansdom durchführt, mit Kameras, die dort fix installiert sind. So verrät der Technische Direktor des ORF, Harald Kräuter, dem ExtraDienst: „Die entsprechenden Kosten liegen deutlich unter 10.000 Euro für eine ganze Stunde Übertragung auf ORF III. Denn der ist natürlich zu Sparsamkeit angehalten und könnte sich eine teure Live-Übertragung (Anmerkung der Redaktion: Da kann die Minute schon zwischen 20.000 und 50.000 Euro (!) kosten) sonst gar nicht leisten.“

Also, liebe Standard-Poster, liebe Kritiker des ORF: Erst sich schlau machen, recherchieren, die Fakten verstehen und erst danach lauthals zu schimpfen beginnen.

cemu