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ORF-General bläst zum Angriff gegen Kürzungen

Roland Weißmann warnt vor drastischen Einsparungen beim ORF-Programm durch die kommende Regierung.

13.01.2025 9:44
red07
© ORF/Ramstorfer
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann

Die politischen Umwälzungen in Österreich setzen den ORF unter Druck. Insbesondere die potenziellen Sparpläne einer möglichen FPÖ-ÖVP-Regierung sorgen für Nervosität am Küniglberg. Roland Weißmann, Generaldirektor des ORF, spricht im Interview mit der Krone am Sonntag über die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Folgen weiterer Einsparungen. Er warnt vor radikalen Budgetkürzung und sieht die Medienlandschaft in Österreich gefährdet.

Der ORF als Garant für österreichische Identität

Weißmann argumentiert, dass der ORF weit mehr als ein Sender sei – er sei ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Identität und Medienlandschaft. „Weniger ORF heißt auch weniger Österreich“, betont der Generaldirektor. In einer Zeit, in der globale Tech-Giganten wie Google und Facebook den Markt dominieren, sei ein starker ORF essenziell, um nationale Inhalte und Wertschöpfung zu sichern.

Der ORF erreiche mehr als 90 Prozent der Bevölkerung und trage mit Angeboten wie regionalen Nachrichten, österreichischen Serien oder Großevents wie dem Neujahrskonzert zur kulturellen Vielfalt bei. Mit 1,06 Milliarden Euro Jahresbudget, das größtenteils aus der neuen Haushaltsabgabe finanziert wird, bietet der ORF Inhalte auf vier TV-Sendern, zwei Radiostationen und digitalen Plattformen. Doch diese breite Angebotspalette könnte angesichts möglicher Einschnitte gefährdet sein.

Die FPÖ-Sparpläne

Die FPÖ fordert eine drastische Reduktion des ORF-Budgets und die Abschaffung der Haushaltsabgabe. Stattdessen schlägt sie eine Finanzierung aus Steuermitteln vor, jedoch mit einem deutlich geringeren Budget. Insbesondere ORF III, Sport+ und das Radio-Symphonieorchester stehen zur Disposition.

Weißmann warnt vor den Folgen: Strukturen, die heute abgebaut würden, könnten später nicht mehr wiederhergestellt werden. Die Folgen wären ein schlankerer ORF, der nur noch “Grundfunk” – Nachrichten, Information und grundlegende Kulturangebote – bereitstellt. Die Vielfalt österreichischer Inhalte wäre gefährdet, ebenso wie Arbeitsplätze in der Medien- und Kulturbranche.

Reformen oder notwendige Kürzungen?

Während die Sparpläne von vielen als Bedrohung für die Medienfreiheit wahrgenommen werden, sehen Kritiker auch Reformbedarf beim ORF. Die Kombination aus der verpflichtenden Haushaltsabgabe und weiterhin intensiver Werbefinanzierung stößt auf breite Kritik. Zudem stehen Fragen im Raum, ob ein öffentlich-rechtlicher Sender tatsächlich vier TV-Sender und ein Orchester benötigt, um seinen Auftrag (siehe Kommentar vom 17.12.) zu erfüllen.

Der ORF hat in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Einsparungen vorgenommen: Seit 2007 wurden 950 Stellen abgebaut, und die Gehaltsabschlüsse blieben oft unter dem Marktniveau. Dennoch gibt es Stimmen, die eine stärkere Fokussierung des Angebots fordern – etwa durch die Zusammenlegung von Sendern oder den Verzicht auf teure Prestigeprojekte.

Zwischen Sparzwang und Content für Alle

Die Zukunft des ORF hängt von den politischen Entscheidungen der kommenden Regierung ab. Auf der einen Seite steht die Sorge, dass Kürzungen die mediale Vielfalt Österreichs nachhaltig schädigen könnten. Auf der anderen Seite fordern viele Steuerzahler und Medienkritiker eine schlankere, effizientere Struktur des Rundfunks.

Doch eines steht fest: Ein drastisch geschwächter ORF wäre nicht nur ein Verlust für die Medienlandschaft, sondern auch für die kulturelle Identität Österreichs.

(red)

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