Was die Zukunft der Werbung prägen wird
Top-Werbefachleute aus Österreich geben einen Ausblick auf die Kreativtrends 2025.
Jedes Jahr wagen renommierte Agenturen und Werbeunternehmen einen Blick in die Glaskugel und präsentieren Prognosen zu den kreativen Trends der kommenden Monate. Auch für 2025 zeichnet sich ein klares Bild ab: Die Werbung wird digitaler, persönlicher und zugleich kulturell vielschichtiger. Dies spiegelt sich sowohl in internationalen Prognosen als auch in den Einschätzungen österreichischer Werbefachleute wider.
Internationale Perspektiven
Top-Agenturen weltweit sehen den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) als einen der dominierenden Trends. KI ermöglicht die Schaffung hyperpersonalisierter Inhalte – von individuellen Werbebannern bis hin zu adaptiven Designs, die sich in Echtzeit anpassen. Marken investieren außerdem vermehrt in Video-Storytelling, um emotionale Verbindungen mit ihren Zielgruppen zu stärken. Während KI Werkzeuge wie ChatGPT oder DALL·E für die Content-Produktion nutzbar macht, bleibt die menschliche Kreativität unverzichtbar. Vor allem wenn es darum geht, kulturelle Codes und Werte zu replizieren und das Endergebnis zu kontrollieren.
Einflussreiche Namen in der Werbewelt wie David Droga, CEO von Accenture Song, betonen, dass Technologie allein nicht ausreicht, um Markenbotschaften nachhaltig zu verankern. „Technologie ist ein Werkzeug, das Kreativität unterstützt, aber emotionale Bindungen entstehen nur durch authentische Geschichten“, so Droga. Auch Susan Credle, Chief Creative Officer von FCB Global, unterstreicht die Bedeutung von Storytelling: „2025 wird das Jahr sein, in dem wir Geschichten finden, die Menschen verbinden, anstatt sie zu spalten.“
Die zwei größten Werbeagenturen der Welt, WPP und Omnicom Group, setzen stark auf die Verschmelzung von Technologie und Kreativität. WPP fokussiert sich auf datengesteuertes Design und hyperpersonalisierte Kampagnen, die mithilfe von KI in Echtzeit auf individuelle Nutzerbedürfnisse reagieren. Omnicom wiederum sieht in immersive Erlebnisse wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) das Potenzial, die Markenwahrnehmung grundlegend zu verändern. Diese Trends zeigen, dass 2025 eine noch engere Verzahnung von Technologie und emotionaler Ansprache bringen wird, was die Kreativwelt nachhaltig prägen dürfte.
Österreichs Perspektiven
In Österreich gibt es ebenfalls klare Vorstellungen von den Kreativtrends des Jahres 2025. Die nachfolgenden Statements österreichischer Werbefachleute liefern spannende Einblicke in die Entwicklungen der heimischen Branche und zeigen Verbindungen zu internationalen Trends auf.
Gerhard Günther (iab-austria-Vorstandsmitglied)
Günthers Einschätzungen zeigen eine starke Verbindung zu den internationalen Entwicklungen: Die Rolle von Echtzeit-Daten und prädiktiver Analyse wird weltweit als Schlüssel gesehen, um Werbebotschaften gezielt und effizient auszuliefern. Auch der Fokus auf nachhaltige Kommunikation und die Ansprache jüngerer Zielgruppen spiegelt globale Trends wider.
„2025 wird sich der Trend zum Einsatz von KI in den unterschiedlichen digitalen Werbegattungen fortsetzen, ob bei der Kreation von hyperpersonalisierten, KI-gesteuerten Werbebannern und DOOH-Kampagnen bis hin zu KI-generierten Werbespots, ob Video als auch Audio. Weiters sehe ich die Verschmelzung von Echtzeit-Daten, prädiktiver Analyse und adaptivem Design – zum Großteil ebenfalls mittels Einsatz von KI –, um Werbebotschaften nahtlos an individuelle Nutzer und Kontexte anzupassen. Gleichzeitig erwarte ich einen Aufschwung bei interaktiven, gamifizierten Werbeformaten, die Unterhaltung und Markenengagement intelligent verbinden sowie einen Fokus auf nachhaltigen und sozial verantwortlichen Kreativkonzepten und -umsetzungen, die authentisch die Werte vor allem der Gen Z und Alpha ansprechen.“ – Gerhard Günther
Maggie Felgenhauer (Fredmansky, CCA-Vorstand)
Die Kreativbranche steht vor der Herausforderung, Humor und Leichtigkeit in einer zunehmend regulierten Kommunikationskultur zu bewahren. Angetrieben durch Zensurkultur und algorithmische Filter wird Kommunikation oft ernster und sicherer gestaltet, was gleichzeitig ihren Charme und ihre Wirkung mindern kann.
„Angetrieben durch Zensurkultur und algorithmische Filter ist Kommunikation zunehmend ernster und „sicherer“ geworden. Oft wird mehr Zeit darauf verwendet, potenzielle Fallstricke zu vermeiden, als ein paar Lacher oder Emotionen zu riskieren. Besonders im Copywriting schleicht sich eine Humorsterilität ein, die Texten Leichtigkeit und Charme nimmt. Das Resultat: Kommunikation, die niemanden verletzt – aber auch sonst nichts bewirkt. Mein Wunschtrend für 2025? Eine Renaissance des Witzes, der Leichtigkeit und des entwaffnenden Blödelns.“ – Maggie Felgenhauer
Christian Hellinger (Wien Nord Serviceplan, CCA-Präsident)
Eine einzigartige Chance, starke emotionale Verbindungen mit spezifischen Zielgruppen zu schaffen, bietet Cultural Marketing. Dies erfordert ein tiefes Verständnis für kulturelle Codes und einen respektvollen Umgang mit den Werten und Subkulturen der Communities. Hellingers Fokus auf Cultural Marketing zeigt, wie wichtig es ist, kulturelle Codes zu verstehen und in die Markenkommunikation zu integrieren
„Wir alle wollen von Marken verstanden werden. Wir wünschen uns, dass sie unsere Sprache sprechen, ähnliche Wertewelten vermitteln und idealerweise auch, dass die unsere Kultur oder gar Subkultur teilen. Das benötigt viel Respekt seitens der Brands für die „cultural codes“ einer Community und ein exzellentes Verständnis für einen wirklich soliden Cultural-Fit. Stimmen diese Codes von Markenkommunikation und angestrebter Pop-, Sport-, Gaming-, Musik- oder Lifestyle-Kultur nicht überein, kann es schnell peinlich und anbiedernd wirken. Der Trend, der im anglo-amerikanischen Raum bereits seit geraumer Zeit auf dem Vorstoß ist, wird 2025 auch hierzulande spürbar werden und nicht nur die Big Players unter den Marken auf den Plan rufen.“ – Christian Hellinger
Boris Beker (Chapter 4 Communications)
Beker unterstreicht die zentrale Rolle von Videos in der modernen Markenkommunikation. Diese Entwicklung deckt sich mit internationalen Prognosen, die Videos als eines der effektivsten Werkzeuge zur emotionalen Kundenbindung hervorheben.
„Unser „Kreativtrend 2025“ ist ganz klar Video-Storytelling. Videos haben das Potential, bleibende Eindrücke zu hinterlassen, Fakten effizienter zu transportieren und Menschen durch Geschichten zu bewegen. Aus diesem Grund entwickeln wir unser InHouse-Studio immer weiter und experimentieren schon seit geraumer Zeit auch mit KI-Modellen. Zentral für uns und unsere Kunden sind dabei stets maßgeschneiderte Inhalte – von Social-Media-Clips über Case Studies bis hin zu Unternehmenspräsentationen –, die nicht nur auffallen, sondern auch messbare Ergebnisse liefern.“ – Boris Beker
Kreativtrends im Einklang
Diese österreichische Stimmen spiegeln deutlich wider, dass die Kreativtrends 2025 von einer Balance zwischen technologischen Innovationen und authentischen, kulturell sensiblen Konzepten geprägt sein werden. Ob KI-gestützte Hyperpersonalisierung, Cultural Marketing oder die Wiederentdeckung von Humor – die heimische Werbebranche ist bestens aufgestellt, um diese Entwicklungen aufzugreifen und geschickt umzusetzen.
(red)