Anzeige

Pionier des Privatfernsehens feiert Geburtstag

Ferdinand Wegscheider hat Servus TV groß gemacht; er ist einer der umstrittensten Kommentatoren des Landes.

26.08.2025 9:39
Redaktion
© Marco Riebler /servustv
Ferdinand Wegscheider

Er gehört zu den polarisierendsten Figuren des heimischen TV-Journalismus: Ferdinand Wegscheider, langjähriger Intendant des Privatsenders Servus TV, feiert am 2. September seinen 65. Geburtstag. Und pünktlich zum offiziellen Erreichen des Pensionsalters des “Der Wegscheider”, so sein Bildschirmname als TV-Kommentator, wird über die Eignung seiner Führungstätigkeit beim Salzburger Sender gemunkelt.

Bei dessen Arbeitgeber, Red Bull Media House, betont man auf APA-Nachfrage, zu dieser Frage keine Stellungnahme abgeben zu wollen. Im Februar hatten Medien von der Ankündigung berichtet, der langjährige Programmchef des Senders werde sich mit September zurückziehen, bleibe dem Haus jedoch als Berater verbunden. Doch das oft kritisierte Wochenformat “Der Wegscheider” werde fortgesetzt. Mit diesem Format beschäftigt der Kommentator bereits seit Jahren die Gerichte, weil Klagen die Meinungsfreiheit des Journalisten in Angriff nahmen – bislang ohne wirksamen Erfolg für die Kläger.

Berufsbeginn beim ORF

Der gebürtige Salzburger, den es ursprünglich an die Schauspielschule zog, studierte Jus in seiner Heimatstadt, bevor er bei ORF Salzburg ins Medienmetier einstieg. Sieben Jahre war Wegscheider dort als Redakteur tätig.

Er gründete mit Uni Pro sein erstes eigenes Medienunternehmen, bevor er Mitte der 90er Salzburg TV erstehen ließ – zu einer Zeit, als das Privatfernsehen in Österreich noch gar nicht erlaubt war. Infolge kam es zu einer ersten spektakulären Aktion, die Wegscheider auch über die Grenzen Salzburgs hinaus bekannt machte: Nachdem der Sender 2000 terrestrisch empfangbar und wenige Tage darauf von den Behörden abgedreht wurde, ging Wegscheider in einen zweiwöchigen Hungerstreik. 2001 trat dann das Privatfernsehgesetz in Kraft, und der Weg war frei.

Machte Servus TV groß

2002 erhielt der Sender offiziell seine Lizenz und wurde fünf Jahre später von Dietrich Mateschitz’ Red Bull Media House übernommen und zu Servus TV umgelabelt. Kurz darauf verabschiedete sich Wegscheider für mehrere Jahre von “seinem Baby”, bevor er 2014 als Infochef zurückkehrte und zwei Jahre darauf zum Intendanten avancierte.

Mit der massiven Investition in Sportrechte und einem Fokus auf den ruralen Raum machte Wegscheider Servus TV zum quotenstärksten Privatsender des Landes und schraubte den Marktanteil im Vorjahr auf über 5 Prozent. Nicht zuletzt die Übertragung der Fußballeuropameisterschaft 2024 wurde zu einem Markstein für die Fernsehanstalt.

Allsamstäglich tritt er für den Wochenkommentar “Der Wegscheider” auch vor die Kamera. Vor allem in der Coronapandemie positionierte sich der Intendant als Maßnahmengegner und Impfskeptiker, was nicht zuletzt zu Klagen führte, was wiederum die Gerichte beschäftigt. Ursprünglich hatte die Medienbehörde KommAustria fünf Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuellen Mediendienste-Gesetzes erkannt. Das Bundesverwaltungsgericht hatte daraufhin diesen Bescheid aufgehoben, allerdings dabei die Objektivität des gesamten Senders und nicht der einzelnen Sendungen geprüft, wie der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Juni des Vorjahres feststellte. Daher sei der Fall erneut zu prüfen.

Ehrenzeichenträger seit 2020

Seit 2020 ist Ferdinand Wegscheider Träger des Ehrenzeichens des Landes Salzburg. Für seine Verdienste um die österreichische Medienvielfalt wurde der TV-Macher vom damaligen Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) unter dem Titel “Vom Piraten zum Privaten” gewürdigt – eine Anspielung auf “Pirat Radios”, die für unabhängige Information in Zeiten von analogen Radiostationen von sich Reden machten.

(APA/red)

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren