„Krone“ wieder ganz in Familienhand
Die Familie von Hans Dichand übernimmt die Anteile der Funke-Gruppe – vorbehaltlich der Behörden.

Die Eigentümerfrage bei der Kronen Zeitung ist vorerst entschieden: Die Familie Dichand hat laut offiziellen Angaben den Kaufvertrag über die bislang von der deutschen Funke-Gruppe gehaltenen 50 Prozent unterschrieben. Auch die Anteile, die zuletzt unter Kontrolle der Signa-Verwalter standen, gehen damit an die österreichischen Mitgesellschafter. Der Vollzug steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden – das ist aber in dieser Konstellation eher Formsache.
Medienmacht zurück in Wien
Damit kehrt Österreichs reichweitenstärkste Tageszeitung mit 21,9 Prozent Printreichweite laut aktueller Media-Analyse vollständig in den Besitz der Familie des 2010 verstorbenen Gründers Hans Dichand zurück. Rechnet man Online-Nutzer:innen dazu, liegt der Wert sogar bei 27,5 Prozent – eine medienpolitisch bedeutende Größe mit Gewicht: Sie hat Jahrzehnte hinweg parteipolitische Koalitionen, Inseratenbudgets und öffentliche Debatten beeinflusst.
Nicht zuletzt ist die „Krone“ gemeinsam mit dem „Kurier“ Haupteigentümerin des Mediaprint-Konzerns – der größten Zeitungsverlagsgruppe des Landes. Die Kontrolle über dieses Konglomerat wechselt damit in eine Phase der Neuordnung.
Langer Weg, juristisch gepflastert
Wie ExtraDienst bereits in mehreren Berichten analysiert hat, war der Weg zur Komplettübernahme durch die Familie Dichand von einer juristischen Feinverteilung des Erbes von Helga Dichand, innerfamiliären Übereinkünften und ökonomischem Ringen mit der deutschen Funke-Mediengruppe geprägt. Letztere war über Jahre hinweg formell gleichberechtigt beteiligt, faktisch aber durch eine Reihe von Vetorechten und stillen Einflussnahmen blockiert.
Freundschaftlich getrennt
Die Übernahme erfolgt laut offizieller Mitteilung „freundschaftlich“. Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der Funke-Gruppe, betonte die „gute und respektvolle Übergabe“. Christoph Dichand wiederum erklärte, man wolle nicht zurückblicken, sondern voraus – mit dem klaren Ziel, die „Krone“ als unabhängige Zeitung weiterzuentwickeln.
Deutsche Umklammerung abgelöst
Funke hatte seine Anteile bereits 1987 erworben, zunächst als Partner, später zunehmend als Kontrahent. Spätestens mit dem Einstieg von René Benko im Jahr 2018 – über ein umstrittenes Anteilspaket via Signa – wurde der innere Konflikt der Eigentümerfrage sichtbar. Benkos Einfluss, kolportiert bei rund 25 Prozent, war nie unbestritten. Die kritische Berichterstattung der „Krone“ über den Investor ließ bereits erkennen, wie frostig das Verhältnis war.
Nach der Insolvenz von Signa Ende 2023 wurde der Weg für eine Trennung frei. Funke zog sich zurück, die Dichands nutzten ihr Aufgriffsrecht – eine strategische Bewegung, die lange vorbereitet schien.
Offene Punkte im Inneren
Noch nicht abschließend geklärt ist die interne Verteilung der Anteile: Vor dem Deal hielten Christoph, Johanna und Michael Dichand je 12,5 Prozent, die verstorbene Mutter Helga weitere 12,5. Christoph Dichand galt als Favorit für deren Erbanteil. Wie nun berichtet wird, sollen Christoph und Michael die zusätzlichen 50 Prozent übernehmen – Schwester Johanna habe sich gegen ein Mitziehen entschieden.
Das legt nahe, dass die publizistische Linie künftig noch stärker auf Christoph Dichand zugeschnitten wird. Ein konzentriertes Familienmodell, das weniger auf Verteilung als auf strategische Klarheit setzt.
Die Führungsspitze der „Krone“ bleibt unverändert: Michael Tillian und Gerhard Valeskini agieren weiterhin als Geschäftsführer, Klaus Herrmann bleibt als geschäftsführender Chefredakteur neben Christoph Dichand. Damit wird signalisiert, dass der Übergang nicht mit einem personellen Umbau verknüpft ist – zumindest vorläufig.
Mediaprint und „Kurier“ im Schatten
Abseits der „Krone“ bleibt die Funke-Gruppe noch an der Tageszeitung „Kurier“ beteiligt – mit knapp 50 Prozent. Auch hier hatte sich Benko eingebracht, auch hier winkt ein möglicher Rückzug. Raiffeisen, bereits Mehrheitseigner, soll laut APA Interesse bekundet haben, auch diesen Restanteil zu übernehmen. Ob die Geschichte der Mediaprint damit in eine neue Phase tritt, bleibt offen.
(red/APA)