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XXXLutz macht (k)ein Geheimnis um Ixis Verschwinden

Der neue Jubiläumsspot von XXXLutz verblüfft mit Aufwand – und verschenkt Potential.

27.03.2025 17:30
Redaktion
© DMB
XXXLutz Familie auf Suche nach Ixi

XXXLutz wird 80 und beschenkt sich mit einem Werbefilm der Superlative. Ganze 9:30 Minuten lang führt die bekannte Möbelmarke ihre Kultfiguren der Familie Putz durch eine artifizielle Miniaturwelt zwischen Wohnzimmer-Desaster und Familiendrama. Die zentrale Frage: Wo ist Ixi? Der rote Faden dieser Produktion ist zugleich ihre einzige Spannungshoffnung.

Die technische Umsetzung des Spots ist auf hohem Niveau. Die Kameraarbeit besticht durch professionelle Lichtsetzung und gut gesetzte Bildausschnitte, die Postproduktion liefert stimmige Visual Effects, Maske und Kostüm sind makellos. Auch die Darsteller liefern durchwegs gute bis sehr gute Leistungen ab. Besonders gelungen ist der Look des Films: Alles wirkt cineastisch, vom Color Grading bis zu den Settings.

Doch obwohl der Werbefilm aussehen will wie ein Spielfilm, fehlt ihm die dramaturgische Tiefe eines solchen. Die ersten Einstellungen – Papa Putz schnarcht auf dem Sofa. Blende. “XXXLutz präsentiert”. Blende. Max Putz räkelt sich. Blende. “In Kooperation mit DMB. & R&.” Blende. Alles erinnert an den Aufbau klassischer Hollywood-Produktionen. Auch der Abspann ist im Stil großer Filme gestaltet. Aber darüber hinaus bleibt es bei dieser Reminiszenz.

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Die Handlung ist dünn: Ixi, Putzis Freundin, ist verschwunden. Vielleicht mit einem Gigolo durchgebrannt – zumindest in der Fantasie von Putzi. Vielleicht nur kurz an der frischen Luft? Die Auflösung kommt spätestens nach Minute sechs: Alles halb so wild. Ixi war draußen. Das wars. Weder entwickelt sich daraus eine echte Geschichte, noch entsteht Spannung oder Witz. Und das ist schade. Denn mit dem zur Verfügung stehenden Produktionsbudget, dem Cast und der gestalterischen Finesse hätte man nur noch ein paar zusätzliche Idee einbringen müssen.

Ein Blick auf mögliche Referenzen zeigt, wo die Reise hätte hingehen können. Warum nicht die legendäre Anfangssequenz aus Apocalypse Now adaptieren, in der Papa Max Putz statt Captain Willard schwitzend im Bett liegt, während Deckenventilatoren rotieren? Oder eine Szene aus Hangover zitieren, wo sich die Familie Putz nach der Party durch ein demoliertes Wohnzimmer tastet und Indizien sammelt? Auch ein liebevoller Verweis auf Knives Out (Mord ist Familiensache) hätte der Inszenierung gut getan: schräge Charaktere, pseudo-kriminalistische Suche nach Ixi, augenzwinkernd überzeichnet.

Natürlich ist das ein Werbefilm, kein Arthouse-Drama. Natürlich geht es um Markenpräsenz, nicht um Plot-Twists. Und ja, die Marke XXXLutz ist durchgehend präsent – visuell, tonal und durch die bekannten Gesichter der Putz-Familie. Wer also einwendet, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, hat nicht ganz unrecht. Aber: Auch Mostbirnen dürfen Geschmack haben. Wenn sich ein Spot fast zehn Minuten lang cineastisch inszeniert, große Erzählgesten bemüht und einen Spannungsbogen aufbaut, dann darf man diesen auch an filmischer Wirkung messen. Werbung darf ruhig mehr sein als bloß sichtbar. Sie muss wirken. Und unterhalten.

Die filmische Präsentation suggeriert Storytelling auf Netflix-Niveau, liefert aber nicht. Und auch der Humor bleibt auf halber Strecke liegen. Dabei wäre genau das der USP: Eine Werbefigurensitcom, die sich inhaltlich mehr traut. Das gab es schon einmal – mittlerweile nicht mehr.

Erzählerisch bleibt vom cineastischen Höhenflug leider nur heiße Luft. Weder spannend, noch lustig, noch mutig. Unfreiwillig komisch wirkt auch die Symbolik: Die Putz-Familie in roten Kostümen, auf einer Feier, die stark an Weihnachten erinnert – mitten im Frühling. Man fühlt sich wie im falschen Film. Hauptsache, Ixi geht es gut.

(key)

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