Wiener Infokampagnen zu Gewaltprävention
Wien schärft das Bewusstsein für Gewalt an Frauen mit einer neuen Infokampagne in Spitälern.
Die Stadt Wien setzt in diesem Jahr im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt“ stärker auf jene Orte, an denen Gewalt sichtbar wird, lange bevor sie offiziell gemeldet wird: Spitäler, Hausarztpraxen und gynäkologische Ordinationen. Mit der Kampagne „Gewalt macht krank“ sollen Patientinnen und medizinisches Personal gleichermaßen angesprochen werden – niederschwellig, mehrsprachig und im direkten Alltag medizinischer Versorgung. Zuvor schon haben die Wiener Linien im Rahmen der diesjährigen Teilnahme an der UN-Kampagne “Orange the World” entlang der Linie U3 Sitzbänke mit der Botschaft „Kein Platz für Gewalt“ versehen.
Medizin als frühes Warnsystem
Der Ansatz ist verständlich: Viele Betroffene suchen nach einem Übergriff medizinische Hilfe, oft ohne über die Hintergründe zu sprechen. Forschungsergebnisse – unter anderem der Europäischen Grundrechteagentur – zeigen, dass ein erheblicher Anteil gewaltbetroffener Frauen zuerst im Gesundheitswesen sichtbar wird. Genau dort setzt Wien an.
Zwei Plakatsujets werden verteilt: eines an Patientinnen (Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch), eines speziell an Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal. Beide sollen in Wartebereichen und relevanten Abteilungen hängen – von Notaufnahmen über Gynäkologie bis Psychiatrie. Ziel ist, dass aufmerksames Nachfragen und ein kurzer Hinweis auf Unterstützung Wege aus akuter Gefahr eröffnen können.
Politischer Impuls, sachlicher Ton
Die Initiative wird einmalig auf politischer Ebene verankert: Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál betont, dass Gewalt „krank macht“ und Gesundheitseinrichtungen daher eine Schlüsselrolle im Gewaltschutz haben. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker unterstreicht die Verantwortung des medizinischen Personals bei Früherkennung und Prävention. ExtraDienst ordnet ein: Politische Kommunikation wird hier nicht pathetisch ausgestellt – die Stadt reagiert vielmehr auf eine nüchterne Diagnose.
Eine aktuelle Wiener Studie zu Femiziden und Femizidversuchen zeigt, dass viele Opfer zuvor keinen Kontakt zu städtischen Hilfsstellen hatten. Die Kampagne will diese Lücke schließen.
(PA/red)