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Novaks “Jetzt” benötigt 1 Million für den Start

Um sein digitales Mitgliedermedium „Jetzt“ zu realisieren, sucht Florian Novak mindestens 5.000 Unterstützer.

19.05.2025 15:01
Redaktion
© APA / Lukas Wodicka
Radiomacher Florian Novak.

Mit dem Projekt Jetzt will Florian Novak ein neues Kapitel im digitalen Qualitätsjournalismus aufschlagen – mit Fokus auf Audio, Tiefe und Community. In der Theorie steht das Konzept, in der Praxis hängt alles am Erfolg einer im Mai gestarteten Kampagne: 5.000 zahlende Mitglieder sollen sich finden, um bis 12. Juni einen Finanzierungsrahmen von rund 1 Million Euro aufzubauen. Der offizielle Start ist für September angesetzt – sofern die Mitglieder mitspielen.

Drei Mitteilungen für eine Idee

Es ist bereits die dritte Pressemitteilung seit November 2024, mit der Novaks medienpolitische Vision begleitet wird. Für ein Projekt, das bisher ohne Inhalte, Plattform oder Redaktion auskommt, sind das bemerkenswert viele Vorschusslorbeeren. Die Idee, ein bezahlpflichtiges Medium nach dänischem Vorbild (Zetland) zu etablieren, trifft offenbar einen Nerv – zumindest in der Debattenöffentlichkeit.

Was „Jetzt“ haben muss

Geplant ist ein digitales Format, das journalistische Inhalte – Reportagen, Porträts, Features – hinter einer Paywall im Web präsentiert. Herzstück ist jedoch der Audiozugang: Alle Texte sollen von den Autoren selbst eingesprochen und im Tonfall eines „guten Freundes“ erzählt werden. Daneben sind ein täglicher Überblick und ein moderierter Diskursbereich mit Klarnamenpflicht vorgesehen. Zielgruppe: gut informierte, onlineaffine Personen, die bereit sind, für journalistische Tiefe monatlich 17,90 Euro zu zahlen. Wer sich die 17,90 Euro nicht leisten kann, darf weniger zahlen (ab 11,90 Euro), muss aber eine Begründung liefern. Wer mehr geben will, darf mehr geben – und muss keine Begründung abgeben.

Ohne Abo kein Tonfall

Fix ist bisher nur die Chefredaktion: Elisalex Henckel-Donnersmarck, zuvor bei Datum, soll die redaktionelle Linie verantworten. Das Team soll – bei erfolgreicher Finanzierung – zehn bis zwölf Personen umfassen. Der Aufbau beginnt allerdings erst nach Kampagnenerfolg. Eine Community im engeren Sinne gibt es noch nicht – sie soll mit der Finanzierung erst entstehen. Wer sich jetzt registriert, finanziert also nicht ein Medium mit Inhalten, sondern den Aufbau eines redaktionellen Betriebs.

Ein kostenloser Probemonat ist nicht vorgesehen – allerdings gilt, wie bei jedem digitalen Kauf, das gesetzlich verankerte Rücktrittsrecht von 14 Tagen.

Dänische Inspiration

Vorbild ist das dänische Medium Zetland, das es auf über 40.000 zahlende Mitglieder gebracht hat – mit starker Audiobindung und jüngerer Zielgruppe. Novak zielt auf ähnliche Dynamiken: weg von Klicklogik, hin zu Relevanz und Nähe.

Er setzt darauf, dass ein Markt wie Österreich ein solches Modell auch ohne institutionelle Rückendeckung – abgesehen von wohlwollenden Branchenmedien und persönlichen Netzwerken – und mit freiwilliger Vorfinanzierung trägt.

Braucht’s das Jetzt?

Die Frage ist nicht, ob Österreich ein Projekt wie Jetzt braucht. Sondern ob sich tatsächlich 5.000 Menschen finden, die bereit sind, es vorab zu finanzieren – noch bevor es Inhalte, Plattform oder Community gibt.

Wie realistisch ist das Budget? Die Antwort: sehr knapp kalkuliert. Bei einem Jahresrahmen von einer Million Euro (durch Abos) lassen sich – inklusive Geschäftsführung, Miete und Infrastruktur – etwa sieben bis zehn Mitarbeiter:innen beschäftigen. Viel Spielraum etwa für aufwendige Recherchen, Obstkörbe oder Motivationsseminare bleibt da nicht. Der Betrieb müsste schlank, effizient und fokussiert geführt werden.

Immerhin: Förderprogramme gibt es genug. Und wie man sie anzapft – plus ein wenig Werbegeld oben drauf –, beherrscht der Radiomacher aus dem Effeff.

Ein millionenschweres Mediensystem auf ein einziges Crowdfunding-Versprechen zu bauen, mag mutig sein. Oder naiv. Oder beides. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Jetzt abhebt – oder doch nur eine gute Idee bleibt.

(red)

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