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Kooperation und Konfrontation: Diskussion über Österreichs Medienwelt

Parlamentsdirektion und APA luden zu "Medien. Macht. Meinungsvielfalt"
©unsplash

Die Zukunft der Medienwelt steht dieser Tage nicht zuletzt im Fokus der Politik, einigte sich die Regierung doch am Mittwoch auf die lange erwartete ORF-Digitalnovelle und steht am Donnerstag im Nationalrat das Medientransparenzpaket an. Just im Auge dieses Zyklons lud am Abend die Austria Presse Agentur (APA) in Kooperation mit der Parlamentsdirektion zu einer prominenten Diskussionsrunde unter dem alliterativen Titel “Medien. Macht. Meinungsvielfalt” in den Nationalrat.

Vor den Toren des Parlaments hielt unterdessen zeitgleich das Team der “Wiener Zeitung” eine öffentliche Redaktionssitzung ab, um gegen das Aus ihres Mediums als gedruckte Tageszeitung zu protestieren, das am Donnerstag fixiert wird. “Ich finde es fast bizarr, dass wir just am Vorabend diskutieren, bevor nach dem Willen der ÖVP/Grünen-Koalition das Ende der ‘Wiener Zeitung’ beschlossen werden soll”, unterstrich Hauptrednerin Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der “Süddeutschen Zeitung”. Schließlich hätten zahlreiche Investoren ihr Interesse an einem Engagement bei der ältesten noch erscheinenden Tageszeitung der Welt bekundet, seien von der Regierung jedoch ignoriert worden.

Ein weiterer Schritt, Qualitätsmedien zu beschneiden, sei die nun von der Regierung im Zuge der ORF-Digitalnovelle angekündigte wöchentliche Beschränkung von www.orf.at auf 350 Meldungen. “Das ist – mit Verlauf – absurd und auch nicht praktikabel”, machte die SZ-Journalistin deutlich. In Österreich spiele der von der Politik geförderte Boulevard einfach die dominante Rolle. Dass es in Deutschland im Gegensatz zu Österreich den Begriff “Inseratenkorruption” gar nicht gebe, sei kein Zufall. Während die Ministerien in Österreich laut dem Verband Österreichischer Zeitungen jährlich 80 Mio. Euro ausgäben, seien es im zehnmal so großen Deutschland im Schnitt lediglich 58 Mio. Euro.

Das kalmierende Momentum dieses üppigen Geldsegens der öffentlichen Hand sei auch dafür verantwortlich, dass die heimischen Medienhäuser bei der Digitalisierung hinterher hinkten. “Es gibt Medien in Österreich, die erst jetzt zu entdecken scheinen, dass es so etwas wie das Internet gibt”, so Föderl-Schmid. Notwendig sei nun ein Rückzug der Politik aus dem ORF-Stiftungsrat, eine Erhöhung der Mittel des Presserates und im Zuge der Transparenzinitiative auch das Einziehen einer Obergrenze für Ausgaben.

Auf den wirtschaftlichen Aspekt der unabhängigen Presse reflektierte in seinen Grußworten auch APA-Geschäftsführer Clemens Pig: “Die vierte Säule der Demokratie ist ohne Freiheit und Unabhängigkeit des Journalismus und seiner Geschäftsmodelle nicht tragfähig.”

Hier gelte es in einem kleinen Medienmarkt wie Österreich bei der digitalen Transformation zusammenzuarbeiten, unterstrich APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger angesichts einer “aufgeheizten Stimmung” zwischen den verschiedenen Proponenten: “Ich glaube, dass uns im großen Spiel nur die Kooperation weiterführen wird.”

Auch Puls-4-Infochefin Corinna Milborn mahnte zu einer Abrüstung der Wort: “Sich im Streit um den kleinen Kuchen einen Krieg der Gartenzwerge zu liefern, hat keinen Sinn.” Die digitale Transformation sei im vollen Gange, die Künstliche Intelligenz biete zahllose Möglichkeiten, dennoch dürfe man nie den Algorithmus anstelle des Inhalte beurteilenden Menschen setzen: “Man muss irgendwo die Grenze ziehen, wo Innovation noch demokratiefördernd ist.” Deep Fakes verfolgten das Ziel, allgemeine Zweifel bei den Anwendern zu säen und damit auch die Glaubwürdigkeit seriöser Medien zu untergraben: “Die Pressefreiheit ist unter Druck in vielen Ländern – auch in Europa.”

“Ich bin völlig aufgeschlossen gegenüber der Arbeit einer Künstlichen Intelligenz”, machte Andre Wolf von der Plattform Mimikama deutlich. Die Gefahr bestehe jedoch darin, dass diese nicht gekennzeichnet werde, respektive dass sie zur Selektion verwendet werde, was ein User zu Gesicht bekomme.

“Es geht nicht um das Reduzieren von Komplexitäten – das macht Social Media ausreichend – sondern um das Erhöhen von Komplexität”, forderte Karl-Heinz Grundböck von der Parlamentsdirektion von der klassischen Medienwelt: “Und das sehe ich im öffentlichen Diskurs nicht ausreichend gegeben.”

APA/Red.

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