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Italienisches Staatsfernsehen RAI verliert mehrere Starjournalisten

Opposition warnt vor "Tele-Meloni"
©unsplash

Italiens öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI verliert mehrere ihrer Starjournalisten. Bianca Berlinguer, Moderatorin der populären Sendung Cartabianca und Tochter des langjährigen Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Italiens, Enrico Berlinguer, verlässt die RAI und wechselt zum Konkurrenten Mediaset, der TV-Gruppe des vor drei Wochen verstorbenen Ex-Premiers Silvio Berlusconi, wie sie am Montagnachmittag ankündigte. Sie ist allerdings nicht die Einzige.

In einem Brief drückte die Journalistin dem Unternehmen ihren Dank für 34 Jahre der Zusammenarbeit aus. Die Formalitäten zur Beendigung des Vertrags sind im Gange. RAI dankte der 59-jährigen Journalistin und wünschte ihr alles Gute für die Fortsetzung ihrer beruflichen Laufbahn.

Seit Premierministerin Giorgia Meloni im Amt ist, hat auch RAI-Chef Carlo Fuortes das Handtuch geworfen. Wichtige Aushängeschilder wie die Starjournalisten Fabio Fazio und Lucia Annunziata haben dem Sender den Rücken gekehrt. Die Abgänge haben in Italien starkes Echo ausgelöst. Die Opposition beschuldigt Meloni, Schlüsselposten in der RAI, einem medialen Koloss mit mehr als 12.500 Mitarbeitern und einem Marktanteil von rund 36 Prozent, mit Vertrauensleuten besetzen zu wollen. Die Gefahr sei, dass die RAI in ein “Tele-Meloni” umgewandelt werde, der Pluralismus bei der Berichterstattung sei in Gefahr. Die Rechtsregierung sei dabei, die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt in ein “Fernsehen des Regimes” umzuwandeln, kritisierte die Opposition.

Die RAI verliere hochqualifizierte Fachleute, ihr Weggang bedeute eine Verarmung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zugunsten der Konkurrenz, warnten Oppositionspolitiker. “Wir sind beunruhigt, weil die Regierung die Besetzung von Schlüsselpositionen bei der RAI vorantreibt. Es ist bedenklich, dass es an einer strategischen Perspektive mangelt. Die Regierung ist nur vom Wunsch getrieben, das öffentliche Fernsehen zu kontrollieren”, warnte zuletzt Oppositionschefin Elly Schlein.

Regierungschefin Meloni, Vorsitzende der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens), sieht die Lage anders. “Ich möchte die italienische Kultur von einem intoleranten Machtsystem befreien, in dem man bisher nicht arbeiten konnte, wenn man sich nicht zu einer bestimmten politischen Partei bekannte. Ich möchte ein leistungsorientiertes und pluralistisches Fernsehsystem, das jeden vertritt und jedem Platz einräumt, basierend auf Leistung und Verdienst”, sagte Meloni jüngst.

Melonis Verbündeter, Lega-Vorsitzender und Vizepremier Matteo Salvini, stärkte der Regierungschefin den Rücken. Italien werde es überleben, “wenn einer dieser überbezahlten Moderatoren” die RAI verlasse, meinte er. Seit jeher beschuldigen die Rechtsparteien die oppositionellen Sozialdemokraten, Schlüsselpositionen bei der RAI zu kontrollieren. Nun sei die Zeit einer Wende im Staatsfernsehen gekommen.

Auch beim RAI-Konkurrenten Mediaset kommt es nach dem Tod von Firmengründer Silvio Berlusconi zu Änderungen. So trennte sich der TV-Konzern von der populären Moderatorin Barbara d’Urso, die seit 15 Jahren bei Mediaset unter Vertrag stand. Sie galt als Königin populärer Talkshows. Ihr Vertrag wurde nicht erneuert.

APA/Red.

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