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Die Folgen des exzessiven Nachrichtenkonsums

US- Studie liefert Ergebnisse zu psychischen und körperlichen Auswirkungen
© Unsplash

Eine neue Studie stellt einen Zusammenhang zwischen Nachrichtenkonsum und gesundheitlichen Beschwerden her

Derzeit überschlagen sich die Ereignisse auf der ganzen Welt – Krieg, Inflation, Umweltkatastrophen, Klimawandel, Tod. Social Media und Online-Nachrichtenportale liefern dazu rund um die Uhr Neuigkeiten. So prasseln täglich über verschiedene Kanäle unzählige – meist negative – News auf uns ein.

Für einige Menschen scheint der dauernde Nachrichtenkonsum kein Problem zu sein. Andere jedoch leiden darunter und merken, wie ihnen die Beschäftigung mit den aktuellen Geschehnissen nicht gut tut. Dieses Gefühl unterstützt das Ergebnis einer neuen Studie. Laut dieser könnte es nämlich einen Zusammenhang zwischen dem zwanghaften Drang nach Nachrichten und Gesundheitsproblemen geben. Bei Menschen mit als problematisch eingestuftem Nachrichtenkonsum besteht demnach ein erhöhtes Risiko für körperliche und psychische Probleme, wie eine Wissenschaftlerin und zwei Wissenschaftler im Fachmagazin “Health Communication” berichten.

Problematischer Nachrichtenkonsum

“Problematischer Nachrichtenkonsum” beschreiben die Forschenden anhand diverser Kriterien: So überprüfen Betroffene Nachrichten etwa unkontrolliert, können sich schwerer von ihnen lösen oder denken auch später noch viel über das Gelesene nach. Die Welt scheine für sie oft “wie ein dunkler und gefährlicher Ort” , so Bryan McLaughlin von der Texas Tech University, einer der Autoren. Vor allem der anhaltende Konsum negativer Nachrichten wie Corona-Pandemie, Klimawandel oder politische Konflikte sorge dafür, dass “bei manchen Menschen (…) solche Ereignisse in den Nachrichten einen ständigen Alarmzustand auslösen.”

Im Rahmen der Studie, die erforscht, ob es einen Zusammenhang zwischen problematischen Nachrichtenkonsum und Gesundheit gibt, werteten die Forschenden Daten einer Online-Umfrage unter 1100 Erwachsenen in den USA aus. Dabei ging es um den Medienkonsum, sowie körperliche Beschwerden und psychische Probleme – wie Angst und Stress.

Süchtig nach Informationen

Die Befragung zeigte, dass 16,5 Prozent der Studienteilnehmenden Anzeichen eines “sehr problematischen Nachrichtenkonsums” aufwiesen. Auch zeigte sich der Analyse zufolge, dass sie merklich häufiger psychische und körperliche Erkrankungen hatten. Die Autoren geben dabei aber zu bedenken, dass aus den Daten nicht ersichtlich sei, ob der Medienkonsum tatsächlich Ursache für die Probleme sei oder ob andere Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Laut Leonard Reinecke, Professor für Medienwirkung und Medienpsychologie an der deutschen Universität Mainz, der nicht an der Forschung beteiligt war, brauche es zur Klärung eine anders aufgebaute Studie. Klar sei, dass schlechte Nachrichten kurzfristig Negativeffekte auf unsere Stimmung hätten. “Wir nehmen das Weltgeschehen über Nachrichten auf” , so Reinecke. “Wenn ein Krieg in Europa herrscht, wenn Menschen sterben, wenn wir von der Pandemie selbst betroffen sind, dann lässt uns das natürlich nicht kalt.”

Interesse an schlechten Neuigkeiten

Dass Menschen sich eher den schlechten News zuwenden, ist laut Nora Walter evolutionär bedingt. Die Professorin für Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management war ebenfalls kein Teil der Studie. “Wir klicken Katastrophen-Schlagzeilen an, um nach Informationen zu suchen, die uns vor einer möglichen Bedrohung schützen” , erklärt Walter. “Aber wenn man sich ständig nur mit negativen Nachrichten umgibt, besteht die Gefahr, dass man irgendwann keinen positiven Gedanken mehr fassen kann.”

Vor allem durch das Internet seien Mediennutzer zur jeder Zeit mit einer grenzenlosen Flut an Nachrichten konfrontiert. “Auf Social Media kommt immer wieder eine neue Info, ein neuer Post, ein neues Video. Man scrollt und scollt” , so Walter. “Da ist es schwierig zu sagen: Jetzt stoppe ich und manche etwas anderes”. Doch gibt es auch Möglichkeiten, seinen Konsum wieder in den Griff zu bekommen, wenn man sich durch sein Interesse an Neuigkeiten beeinträchtigt fühle. Eine Strategie: Man beschränkt sich auf eine gewisse Anzahl an Artikeln pro Tag, erklärte die Psychologin. “Oder man begrenzt sich zeitlich und nimmt sich zum Beispiel eine halbe Stunde zum Lesen. Sobald der Wecker klingelt, hört man auf.”

Reduzierter Konsum

Auch die Autoren der Studie plädieren dafür, Nachrichten nicht ganz abzuschalten. Sie empfehlen eher, einen gesunden Umgang mit ihnen zu finden. Die Verantwortung hierfür sehen sie aber nicht nur bei den Nachrichtenkonsumenten selbst – auch die Medienbranche trage ihren Teil dazu bei. Journalisten sollten sich nicht nur auf aufmerksamkeitsgenerierende Geschichten konzentrieren, so McLaughlin.

 

APA/ Red.

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