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Hochner- und Vorhofer-Preise verliehen

Bundespräsident Van der Bellen ehrt Votzi, Zoglauer und Schäffler bei der Verleihung in der Hofburg.

20.06.2025 15:11
Redaktion
© APA/GEORG HOCHMUTH
Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Verleihung des "Kurt-Vorhofer-Preis" und "Robert-Hochner-Preis" in Wien.

In der Präsidentschaftskanzlei sind am Mittwoch die renommierten Medienpreise Kurt-Vorhofer-Preis und Robert-Hochner-Preis sowie erstmals der Hochner-Nachwuchspreis vergeben worden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen nutzte die feierliche Verleihung für mahnende Worte über den Zustand des Journalismus in Zeiten sozialer Medien.

Die Auszeichnungen werden jährlich von der Journalistengewerkschaft vergeben. Der Kurt-Vorhofer-Preis erinnert an den langjährigen Innenpolitik-Chef der Kleinen Zeitung, der als analytischer Chronist der Zweiten Republik galt. Der Robert-Hochner-Preis würdigt das Vermächtnis des ehemaligen ORF-„ZiB 2“-Anchormans, dessen Name für kritische, unerschrockene Berichterstattung steht. Beide Preise sind mit jeweils 7.500 Euro dotiert. Der neu geschaffene Robert-Hochner-Nachwuchspreis ergänzt diese Linie und zeichnet junge journalistische Leistungen im digitalen Raum aus.

Josef Votzi

Mit dem Kurt-Vorhofer-Preis wurde Josef Votzi ausgezeichnet, langjähriger Chefredakteur von profil und News, früher Ressortleiter beim Kurier und derzeit Kolumnist im trend. Die Jury lobte seine “sprachliche Brillanz, Leichtfüßigkeit und analytischen Tiefgang”. Votzi warnte in seiner Dankesrede vor dem schleichenden Abbau journalistischer Qualität und verglich den Zustand der heimischen Medienlandschaft mit der maroden Infrastruktur der Deutschen Bahn. „Medien sterben einen ignorierten Tod“, so der 70-Jährige – eine Entwicklung, der nur durch entschlossene politische Maßnahmen entgegenzuwirken sei.

Politikjournalist Josef Votzi erhält “Kurt-Vorhofer-Preis” 2025. | © APA/GEORG HOCHMUTH

Nora Zoglauer

Den Robert-Hochner-Preis erhielt ORF-Journalistin Nora Zoglauer, bekannt für ihre investigativen Beiträge in der Reportagereihe Am Schauplatz. Seit 13 Jahren dokumentiert sie Verbauung und Missstände in Österreich – unter schwierigen Bedingungen. Einschüchterungsversuche durch Immobilienentwickler, oft flankiert von Anwaltsdrohungen, seien keine Seltenheit, sagte Zoglauer. Sie forderte gesetzliche Regelungen gegen sogenannte SLAPP-Klagen (strategic lawsuits against public participation). Denn: “Kritischer Journalismus ist nur mit Strukturen, die ihn ermöglichen, machbar.”

ORF-TV-Journalistin Nora Zoglauer erhält dem “Robert-Hochner-Preis” in Wien. | © APA/GEORG HOCHMUTH

Nora Schäffler

Erstmals wurde auch der Robert-Hochner-Nachwuchspreis verliehen – eine Initiative von ORF und Journalistengewerkschaft. Ausgezeichnet wurde Wiener Zeitung-Redakteurin Nora Schäffler. Die Jury würdigte ihre „Entschlossenheit, analytische Tiefe und journalistischen Mut“ im digitalen Raum. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung soll künftig engagierten jungen Stimmen im Journalismus Sichtbarkeit verschaffen. Eine Dankesrede Schäfflers war nicht vorgesehen.

“Robert-Hochner-Nachwuchspreis” an Nora Schäffler – Alexander Van der Bellen gratuliert. | © APA/GEORG HOCHMUTH

Van der Bellen

In seiner Rede kritisierte Bundespräsident Van der Bellen den zunehmenden Einfluss sozialer Medien auf die journalistische Arbeit. Wo einst Inhalte im Zentrum standen, dominierten heute Klicklogiken und Aufmerksamkeitsspiralen. „Willkommen zurück auf der Gerüchteebene“, kommentierte er pointiert und warnte vor einer Selbstabschaffung der Branche, wenn sich diese weiter der Logik der Plattformen beuge. Was es brauche, sei Journalismus auf der Sachebene: „Qualität, Fakten und Wahrheitssuche. Wirklich dringend.“

Vor dem Hintergrund der jüngsten Berichterstattung über den Amoklauf in Graz konstatierte Van der Bellen eine allgemeine Verunsicherung innerhalb der Branche. Nur unabhängiger, gut recherchierter Journalismus könne bestehen – und das unabhängig von Algorithmen. Seine Mahnung an die Medien: „Sie haben Macht. Noch.“

Kommentar: Der Bundespräsident hat leicht reden. Sein riesiger Stab liefert die sorgfältig gewählten Worte. Und während die Redaktionen um ihre Relevanz kämpfen, immer weiter schrumpfen, bleibt ihnen zumindest eines gemeinsam: Noch haben sie Macht.

(APA/red)

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