Leises Brüllen beim Cannes Lions Festival 2025
Das weltweit wichtigste Werbefestival zeigt sich auch heuer als Schauplatz der Kreativelite. Österreich schaut zu.

Seit dem 13. Juni läuft in Cannes die 72. Ausgabe des legendären Festival of Creativity – ein Stelldichein der internationalen Werbe- und Kommunikationsszene, das längst über klassische Werbung hinausreicht. Rund 26.900 Einreichungen aus aller Welt kämpfen um die begehrten Löwen – von Audio über Outdoor bis Pharma. Während die Jurys zwischen Programmpunkten Gold, Silber und Bronze vergeben, verwandeln sich Strände und Bühnen in Showcases für Marken aus aller Welt.
Schaulaufen und Shortlists
Bereits zum Auftakt zeigte sich: Die Stadt an der Côte d’Azur hat an Glamour nur wenig eingebüßt. Promis wie Serena Williams, Jimmy Fallon oder Cardi B geben sich die Ehre, CEOs von Amazon, Adobe oder Instacart debattieren über Retail Media und künstliche Intelligenz.
Das Festival ist in thematische Tracks und 30 Preis-Kategorien gegliedert – darunter Film, Digital Craft, Audio & Radio, Outdoor, Entertainment, Print & Publishing sowie Health & Wellness. Die Kategorien Creative B2B, Glass: The Lion for Change und Sustainable Development Goals stehen für strategisch oder gesellschaftlich ausgerichtete Arbeiten. Parallel läuft ein Konferenzprogramm mit über 150 Stunden an Keynotes, Panels und Case-Präsentationen von Marken wie Amazon, Adobe, Duolingo, YouTube, Meta, McDonald’s und Apple.
Täglich um 9 Uhr gehen neue Shortlists online – Bronze und Silber folgen am Nachmittag, die Gold- und Grand-Prix-Auszeichnungen werden in den abendlichen Awardshows gefeiert. Mit dabei: Agenturen aus der Tschechischen Republik, Indien oder Südkorea, die sich mit ebenso emotionalen wie strategischen Kampagnen gegen Giganten wie Ogilvy, Dentsu und WPP durchsetzen.
Preisvergabe und Performance
Bis Redaktionsschluss wurden mehrere Grand Prix vergeben, unter anderem:
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Outdoor: „Phone Break“ (VML Czech Republic) für KitKat
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Entertainment: „Night Fishing“ (Innocean Seoul) für Hyundai
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Audio & Radio: „Where is Ai-Da“ (Virtue, Dänemark)
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Print & Publishing: „The Last Photo“ (Adam&EveDDB, UK)
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Digital Craft: „Caption With Intention“ (FCB Chicago)
Länder wie die USA, Großbritannien, Indien, Südkorea und Tschechien dominieren das Medaillenranking.
Österreichs Agenturen
Österreich ist bislang nicht unter den prämierten Ländern zu finden. Große Agenturen wie DMB., Jung von Matt DONAU, Demner, Merlicek & Bergmann oder Reichl und Partner bleiben in diesem Jahr ohne Shortlist-Platzierung. Auch internationale Netzwerke mit Niederlassungen in Wien, etwa McCann, Publicis oder BBDO, scheinen heuer unterrepräsentiert.
Tech, Trend und Transformation
Cannes 2025 ist Werbeparty und Branchenbarometer. Themen wie B2B-Kreativität, Gendergerechtigkeit, Inklusion und digitale Disruption prägen die Juryentscheidungen. Besonders viel Beachtung fand heuer die neu definierte Kategorie „Glass: The Lion for Change“, die Diversität nicht mehr nur über Geschlecht, sondern auch über Race, Disability und Sexualität denkt.
Auch wenn Österreichs Szene dieses Jahr wenig sichtbar ist: Die Orientierungspunkte für das kommende Jahr sind gesetzt. Und sie liegen nicht nur in Cannes. Sie ergeben sich aus verschobenen Bewertungskriterien, neuen Kategoriedefinitionen und dem zunehmenden Einfluss technologischer Plattformen auf kreative Prozesse. Wer im kommenden Jahr bestehen will, wird Kampagnen stärker auf Wirkung, Skalierung und Plattformtauglichkeit ausrichten müssen.
Tipp: Umfangreiche Live-Berichterstattung über das Festival in Cannes finden Sie bei campaigngermany.de
(red)