Vielleicht haben die Manager „Goldfinger“ schon zu oft gesehen. 600 Millionen Dollar liegen selten griffbereit in der Portokasse von Unternehmen – nicht einmal, wenn es um den neuen Einsatz von James Bond geht. Diesen Preis für jenen programmierten Blockbuster wollte angeblich das Filmstudio MGM an Apple oder Netflix verrechnen. Der Gegenwert dürfte trotz besagter Summe vielleicht selbst sparsame Verantwortliche kurz nachdenklich gemacht haben. Offeriert wurde nämlich die exklusive Ausstrahlung des Bond-Thrillers „Keine Zeit zum Sterben“ für zwölf Monate in den USA.
Der Treiber für das ungewöhnliche Angebot war, wie so oft in diesen Tagen, Corona. Schließlich konnte das Virus sogar den populärsten Geheimagenten der Welt temporär außer Gefecht setzen. Allerorts sind die Kinos geschlossen, der Start des Streifens wurde erstmals im Vorjahr verschoben. Jetzt soll im Herbst wie gewohnt die klassische Leinwand als Action-Schauplatz fungieren. Sofern keine neue Covid-Mutation in der Wirklichkeit den uncineastischen Bösewicht gibt. Denn Apple und Netflix haben letztlich abgelehnt, im schillernden Casino Royale des Filmbusiness einen doch riskanten Einsatz zu wagen.
Trotzdem zeigt der Versuch, die unfreiwillige Pause von 007 zu verkürzen, eine Entwicklung auf: Streaming bleibt auf der Überholspur. Was anfangs als ruckeliges Online-Bewegtbild für Techno-Freaks belächelt wurde, ist zum veritablen Kassenschlager avanciert. Amazon Prime, Sky X, Netflix und Co. konnten nicht nur Fuß fassen im globalen Geschäft. Die Anbieter haben auch viele kommerzielle Kilometer zurückgelegt, was die Akzeptanz des Publikums betrifft. Corona fungiert jetzt als zusätzlicher Nährstoff jener TV-Digitalisierung: Ausgangssperren und Lockdowns fördern eine Suche nach Ablenkung, die nicht mehr automatisch zum klassischen Fernsehen führt…
Von Christian Prenger
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