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Zunehmende Digitalisierung des Alltags erhöht Angriffsrisiko

Maßnahmen zur Digitalisierung von Infrastruktur nicht immer notwendig, oft Geschäftsmodelle der Tech-Konzerne dahinter - Urbach: Digitalisierung gibt Herstellern besondere Machtmittel
©unsplash

Das Wiener Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) hat vor einer zunehmenden Gefährdung der Gesellschaft durch eine “übertriebene Vernetzung” und das Gewinnstreben der Digital-Branche gewarnt. Nicht immer seien die Maßnahmen zur Digitalisierung von Infrastrukturen notwendig, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. “Häufig ist der Bedarf konstruiert. Dahinter stecken nicht selten Geschäftsmodelle von Tech-Konzernen.”

Als Beispiel für eine fragwürdige Digitalisierung nannte Matthias Urbach, Geschäftsführender Direktor des Berliner Rat für Digitale Ökologie (RDÖ), der die Studie in Auftrag gegeben hat, die Möglichkeiten, Akkus in vernetzten E-Autos oder in Erntemaschinen aus der Ferne abzuschalten. “Die Digitalisierung gibt Herstellern besondere Machtmittel in die Hand”, sagte Urbach.

Urbach kritisierte auch die Verwendung von Funkschlüsseln fürs Auto oder für die eigene Haustür, Fahrassistenzsysteme oder die Vernetzung von elektrischen und elektronischen Geräten in einem “Smart Home”. Dadurch werde die private Infrastruktur mitunter sehr verletzlich.

Die Autorinnen und Autoren aus Wien beklagen in der Studie, die Debatte um Cybersicherheit sei zu sehr verengt auf Gefahren durch externe Attacken. Dadurch gehe unter, dass die Infrastrukturen mit zunehmender Digitalisierung immer komplexer würden.

Durch den ungebremsten Drang zur Vernetzung entstünden zudem Schwachstellen in der Infrastruktur, die über längere Zeit im Verborgenen schlummern können, bevor sie zu sichtbaren Ausfällen führen. Jüngstes Beispiel dafür seien die 5G-Mobilfunknetze: Diese werden bereits seit vier Jahren errichtet, doch erst in diesem Frühjahr sei das Innenministerium zu dem Entschluss gekommen, die darin verbaute Mobilfunktechnik von chinesischen Herstellern wie Huawei oder ZTE näher untersuchen zu lassen.

Der RDÖ setzt sich nach eigenen Angaben für eine gesamtheitliche Digitalpolitik ein, die sich am Gemeinwohl orientiert und auf Teilhabe und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Zum Rat gehören unter anderem der ehemalige Datenschutzbeauftragte Baden-Württembergs, Stefan Brink, die Stadtplanerin Vanessa Miriam Carlow, die Transformationsforscherin Maja Göpel sowie der Unternehmer August Oetker.

APA/Red.

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