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Wer verdient wie viel im Öffentlich-Rechtlichen?

Ein neidloser Blick auf die Jahresgagen von Geschäftsführung, Direktion und Moderatoren.

31.03.2025 10:40
Redaktion
© ORF/Hans Leitner
ORF Generaldirektor Roland Weißmann.

Mit dem aktuellen Geschäfts- und Transparenzbericht hat der ORF seine Gehaltsstruktur für das Jahr 2024 offengelegt. Grundlage ist das ORF-Gesetz, das eine namentliche Veröffentlichung sämtlicher Bruttojahresbezüge ab 170.000 Euro vorschreibt. Der Bericht ist auf der Plattform zukunft.orf.at einsehbar und erlaubt eine Einordnung der Spitzenverdiener im größten Medienunternehmen Österreichs. Die Zahl der Offenlegungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 13 auf nunmehr 71 Personen – betroffen sind damit weniger als zwei Prozent der Belegschaft.

Hohe Einkommen

Angeführt wird die Liste erneut von Ö3-Moderator Robert Kratky, dessen Bruttojahreseinkommen mit 472.701,82 Euro beziffert wird. Sein Gehalt stieg im Vergleich zu 2023 um beinahe 30.000 Euro. Der Vertrag wurde laut Medienberichten bereits unter dem damaligen Generaldirektor Alexander Wrabetz neu verhandelt, um einen Abgang Kratkys zu einem Privatsender zu verhindern. Auch 1.750 Euro monatliche Durchschnittsnebenverdienste wurden ausgewiesen.

Auf Rang zwei folgt ORF-Manager Pius Strobl mit 451.710,83 Euro. Strobl verantwortet unter anderem das Bauprojekt „ORF-Zentrum“ am Wiener Küniglberg und zählt zu den mächtigsten internen Strippenziehern des Hauses. Dahinter liegt ORF-General Roland Weißmann, dessen Funktion als Alleingeschäftsführer mit einem Bruttobezug von 427.500 Euro dotiert ist – ohne Gehaltserhöhung gegenüber dem Vorjahr.

Großzügige Gehaltskultur

Ebenfalls in der Spitzengruppe vertreten ist ORF-III-Chef Peter Schöber, der auf ein Jahresgehalt von 303.610,86 Euro kommt. Seine Co-Geschäftsführerin Kathrin Zierhut-Kunz liegt mit 274.470 Euro knapp darunter, gefolgt von Finanzdirektorin Eva Schindlauer mit 279.402,80 Euro. Diese Vergütung übertrifft damit auch jene von Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, deren Jahresbezug sich auf 266.815,20 Euro beläuft. Technikdirektor Harald Kräuter kommt auf nahezu identische 266.285 Euro. Auffällig: In der Gehaltsklasse über 300.000 Euro finden sich ausschließlich Männer.

Top-Gehälter im ORF (2024)

Quelle: ORF-Transparenzbericht 2024 (zukunft.orf.at), ergänzt durch Der Standard und APA, März 2025

Name Funktion Jahresgehalt (EUR) Bemerkung
Robert Kratky Moderator (Ö3) 472.701,82 + 1.750 €/Monat Nebenverdienst
Pius Strobl Bauprojektleiter ORF-Zentrum 451.710,83 CSR-Chef, Bauverantwortung
Roland Weißmann Generaldirektor 427.500,00 Keine Gehaltserhöhung
Peter Schöber Geschäftsführer ORF III 303.610,86 Tochtergesellschaft
Eva Schindlauer Finanzdirektorin 279.402,80 Direktion
Kathrin Zierhut-Kunz Co-Geschäftsführerin ORF III 274.470,00 Tochtergesellschaft
Armin Wolf ZiB 2-Moderator 286.285,20 + 7.500 €/Monat Nebenverdienst
Stefanie Groiss-Horowitz Programmdirektorin 266.815,20 Direktion
Harald Kräuter Technikdirektor 266.285,00 Direktion
Ingrid Thurnher Channel Manager ORF III 260.565,80 Tochtergesellschaft
Waltraud Langer Landesdirektorin Salzburg 258.800,00 Höchste unter Landesdirektor:innen
Peter Resetarits Moderator/Redakteur 221.000,00 Publikumsformate
Christian Wehrschütz Korrespondent Ukraine 210.900,00 Auslandsberichterstattung
Andi Knoll Moderator (TV, Radio) 196.800,00 + 9.800 €/Monat Nebenverdienst
Chefredaktionsteam Bruckenberger, Waldner, Prokop 182.000–186.000 ab Dez. 2023, multimedial

Internationale Top-Gehälter (öffentlich-rechtlich)

Hinweis: Bei der ARD enthalten die ausgewiesenen Vergütungen auch Aufwandsentschädigungen und geldwerte Vorteile (z. B. Dienstwagen oder Bahncard), was zu leicht höheren Gesamtsummen gegenüber dem Grundgehalt führt. Festgelegt werden sie von den jeweiligen Aufsichtsgremien der Sender.

Quellen: ard.de (2024), Tagesspiegel (2024), paddockpost.com (2020), Der Standard (2025)

Name Institution Jahresvergütung Kommentar
Paula Kerger PBS (USA) ca. 930.000 € Präsidentin & CEO
Tom Buhrow WDR (Deutschland) 427.800 € Intendant (inkl. Aufwandsentschädigung)
Kai Gniffke SWR (Deutschland) 404.480 € Intendant (inkl. Aufwandsentschädigung)
Joachim Knuth NDR (Deutschland) 372.033 € Intendant (inkl. Gesamtvergütung)
Katja Wildermuth BR (Deutschland) 353.600 € Intendantin (inkl. Gesamtvergütung)
Robert Kratky ORF (Österreich) 472.701 € Moderator (Sondervertrag)
Roland Weißmann ORF (Österreich) 427.500 € Generaldirektor

Lukrative Nebeneinkünfte

Auch die journalistische Führungsriege ist in der Liste vertreten: Armin Wolf, Aushängeschild der „ZiB 2“ und medienpolitisch häufig im Fokus, bezieht laut Bericht 286.285,20 Euro – dazu kommen monatlich im Schnitt 7.500 Euro an Nebeneinkünften, etwa durch Moderationen oder Werbeverträge. Noch höher fällt dieser Betrag bei Andreas Knoll aus, der mit 196.800 Euro Grundgehalt auf durchschnittlich 9.800 Euro pro Monat an Nebenerlösen kommt. Robert Kratkys Nebeneinkünfte von 1.750 Euro pro Monat erscheinen im Vergleich dazu moderat.

Neu auf der Liste sind die mit Dezember 2023 berufenen Chefredakteure Johannes Bruckenberger, Gabi Waldner-Pammesberger und Sebastian Prokop, deren Einstiegsgehälter zwischen 182.000 und 186.000 Euro liegen. Weitere hochbezahlte Funktionen finden sich vor allem im Bereich der Tochtergesellschaften – etwa bei der ORF-Enterprise oder der OBS.

Der ORF betont, dass trotz steigender Gehaltszahlen Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten umgesetzt werden. Seit 2024 wurden rund 20 Millionen Euro eingespart. Ein neues “Handshake”-Programm soll den vorzeitigen Austritt von rund 350 Mitarbeitern ermöglichen, vor allem solchen mit älteren, teureren Verträgen.

Werbeeinnahmen nach ORF-Sendern

Laut Transparenzbericht lagen die Werbeeinnahmen des ORF 2024 bei:

  • ORF 2: ca. 76 Mio. Euro
  • Ö3: ca. 50 Mio. Euro
  • ORF 1: ca. 47 Mio. Euro
  • ORF III: ca. 3,3 Mio. Euro
  • FM4: ca. 2,3 Mio. Euro
  • ORF Sport+: 341.000 Euro

Demgegenüber investierte der ORF laut Bericht rund 9 Mio. Euro in eigene Werbemaßnahmen.


Hinweis:
Die im Artikel genannten Zahlen stammen – soweit nicht anders gekennzeichnet – direkt aus dem ORF-Transparenzbericht 2024. Einzelne Angaben im internationalen Umfeld sowie Kontextinformationen und Bewertungen beziehen sich auf ard.de (2024), Tagesspiegel, Paddockpost.com, Der Standard sowie APA-Meldungen vom März 2025.

(PA/red/14:02)

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