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The Show must go on

Martin Gastinger, Neo-Unterhaltungschef des ORF, hat keine Angst vor Hoppalas. Und hat die Losung ausgegeben, von den amerikanischen TV-Profis zu lernen. Wenn da etwas passiert, heißt das Motto: Die Show muss weitergehen.
ORF/Klaus Titzer

ORF-Unterhaltungschef Martin Gastinger

ExtraDienst: Ist das Ihr erster Opernball, den Sie für den ORF verantworten?
Martin Gastinger: Ja.

ED: Bauchweh?
Gastinger: Nein.

ED: Was kommt auf den Unterhaltungschef bei der Planung und Vorbereitung alles zu?
Gastinger: Gestartet wird bereits im September. Es müssen sich unglaublich viele Menschen von Seiten des ORF und der Oper miteinander koordinieren, damit bei dem Gedränge am Ball alles reibungslos abläuft. Es ist ein riesiges Live-Spektakel. Man muss wissen, wer wann interviewt wird, welche Kamera wen wann und wo einfangen wird. Dies bedarf eines umfangreichen Buches, dessen erste Fassung bereits im Oktober geschrieben wurde. Und bis jetzt regelmäßig adaptiert wurde. Zwei Tage vor dem Opernball sollte die letzte Fassung fertig sein. Alles ist dann minutiös geplant. Bei einer Besprechung dazu sitzen schnell 50 bis 60 Leute zusammen.

ED: Wie dick ist das Buch?
Gastinger: Ca. 50, 60 Seiten. Das bekommen die Redakteurinnen und Redakteure, die Mitarbeiter in der Regie und die Kameraleute in die Hand.

ED: Sie haben Marion Benda aus dem Hut gezaubert, die Seitenblicke-Verantwortliche, Ines Schwandner, Lilian Klebow. Durchaus überraschende Namen. Was hat Sie zu diesen Personalentscheidungen bewegt?
Gastinger: Ich kenne die Abläufe am Opernball ganz gut, da ich selber einige Jahre dabei war, als wir für ATV die Geschichten Lugner am Opernball und Thomas Gottschalk am Opernball gedreht haben. Natürlich habe ich den Opernball immer gerne im ORF verfolgt. Ich wollte, dass man mehr den Red Carpet zeigt, mehr Betonung auf Mode legt, somit viel mehr den Glamour des Opernballs einfängt. Dazu brauchen wir auch die Mitarbeiter, die die Gäste kennen. So bin ich auf Marion Benda gekommen. Für die Sendung Alles Opernball wollte ich jemanden, der uns überrascht und auch ein bisschen frischen Wind reinbringt. So fiel unsere Wahl auf Lilian Klebow.

ED: Nun kann man bei einem derartigen Event leicht in den Fettnapf treten. Was raten Sie Ihren Mitarbeitern für diesen Fall?
Gastinger: Man darf keine Angst haben, dass auch einmal Fehler passieren können bei einer Live-Sendung. Es sind alle Profis und wenn etwas Unerwartetes passiert, muss man das Beste draus machen. Das ist bei Live-Sendungen auch das spannende. Unser Denken in Europa ist da ein bisschen eng. In Amerika ist das anders. Wenn da etwas passiert in einer Live-Show, machen die Profis trotzdem weiter. Denn: The show must go on.

ED: Welche Quote hat der Opernball?
Gastinger: Mehr als eine Millionen Zuseher verfolgen den Opernball, im vergangenen Jahr waren es bis zu 1,6 Mio. Zuseher. Wir wollen natürlich auch heuer wieder eine hohe Quote erzielen. Wichtig ist, dass die Zuschauer Spaß haben und dafür, glauben wir, haben wir alles angerichtet. Ich selbst werde nicht in der Oper sein, sondern im Frack im Übertragungswagen sitzen. Wenn wir um 0:30 Uhr fertig sind, werde ich auch in die Oper schauen.

ED: Wer ist Ihr Widerpart in der Staatsoper?
Gastinger: Das ist Bogdan Roscic, der Direktor der Wiener Staatsoper. Er kommt selbst aus der Medienbranche, kennt den ORF als ehemaliger Ö3-Chef gut und daher ist die Zusammenarbeit mit ihm sehr angenehm. Ihm ist es wichtig, dass beide Aspekte, nämlich Kunst und Kultur sowie das gesellschaftliche Ereignis, abgebildet werden. Und da treffen wir uns in den Ansichten. Der zweite Kooperationspartner ist Susanne Athanasiadis, die Marketing-Chefin der Wiener Staatsoper. Mit ihr werden alle Details koordiniert.

ED: Sie haben ja auch noch ein paar andere Baustellen wie ORF-Kids, der ja nur online läuft. Wieviel Zeit hat die Opernball-Vorbereitung gebraucht und wieviel ist für den Kinderkanal übriggeblieben?
Gastinger: Wir haben den Kanal innerhalb von vier Monaten auf Sendung gebracht. Und er läuft wirklich gut. Wir können sehen, dass die Abrufzahlen und die Minutennutzung wesentlich höher sind als noch vor einem Jahr, wenn man sich die Kindersendungen ansieht. Es ist ein sehr modernes Konzept. Die Eltern können bestimmen, wann ihre Kinder das gewünschte Programm anschauen können, das ohne Werbung und barrierefrei gezeigt wird. Es ist kuratiert und es gibt kein Product-Placement. Ob ich für ORF Kids oder für die Opernball-Vorbereitung mehr Zeit verbrachte, kann ich nicht sagen. Es laufen immer mehrere Projekte gleichzeitig nebeneinander.

ED: Welche?
Gastinger: Die neue Sendung Maschek war vorzubereiten, die Große Chance wird gerade aufgezeichnet und wir arbeiten an weiteren neuen Formaten, die heuer noch kommen werden

ED: Danke für das Gespräch.

Kurzporträt Martin Gastinger:

Geboren am: 5.12.1966
Familienstand: verheiratet
Kinder: Zwei
Wichtigste Karrierestationen: Ö3, Ö1, ORF, Bertelsmann Gruppe, Kirch Gruppe, ATV, Servus TV und wieder ORF
Wenn Sie alle ORF-Seher in einem Raum versammelt hätten und sie könnten Ihnen eine kurze Botschaft zum Opernball schicken, wie würde die lauten: Sie sollen sich das anschauen, weil es der Höhepunkt des Faschings im TV ist

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