System CCA gerät nach Vorwürfen in Turbulenzen
Der Ausstieg eines Kreativunternehmers und ein Plagiat bringen Österreichs Kreativpreisverleiher unter Druck.

Der Creativ Club Austria (CCA) ist Österreichs wichtigste Plattform für kreative Exzellenz in Werbung und Kommunikation. Herzstück ist die jährliche CCA-Venus, ein Preis, der in zahlreichen Kategorien vergeben wird – von Print über Digital bis hin zu Kampagnenführung. Eingereicht werden können Arbeiten von Agenturen, Freelancern oder Auftraggebern – gegen Gebühr. Die Teilnahme an der Gala, bei der die Gewinner gekürt werden, ist ebenfalls kostenpflichtig. Prämiert wird, was eine jährlich wechselnde Jury als herausragend einstuft – doch genau dieses System steht nun vermehrt unter Kritik.
Der Grazer Kreativunternehmer Patrick Haas hat öffentlich erklärt, sich aus dem CCA zurückzuziehen – samt Ablehnung des ihm angebotenen Titels „Creative Lead Steiermark“. In einem viel beachteten LinkedIn-Posting kritisiert er den zunehmenden Selbstbezug der Branche und Strukturen, die auf Applaus, Quote und politische Besetzung ausgerichtet seien. Statt Inspiration und Substanz dominieren laut Haas Punktejagd, Ego-Mechanismen und „mehr Statuen als Ideen“.
„Ich bin raus“, heißt es zum Abschluss des Statements, das sich gegen ein System wendet, das Preise als Belohnung für Konformität statt für Kreativität sieht.
Plagiatsverdacht bei Burger-Kampagne
Ebenfalls Diskussionsstoff liefert der zweite Fall: Eine ausgezeichnete Kampagne von Jung von Matt Donau für Burger King soll starke Parallelen zu einer älteren Kampagne der Kleinen Zeitung aufweisen. Laut medianet ist nicht nur das Konzept auffällig ähnlich – auch in der Umsetzung gebe es Übereinstimmungen, obwohl über zehn Jahre zwischen beiden Sujets liegen. Pikant: Einige der heutigen Beteiligten waren damals bei der Ursprungsagentur tätig.
Der CCA erkennt darin keinen Verstoß. Statt von einem Plagiat spricht man offiziell von einem „Lookalike“. Juristisch mag das korrekt sein – die Debatte ist dennoch entfacht.
System Werbepreise
Beide Fälle lenken den Blick auf grundlegende Schwächen in der Struktur des österreichischen Kreativpreis-Systems: Die Teilnahme ist kostenpflichtig, die Gala mit weiteren Ausgaben verbunden. Jahr für Jahr räumen wenige große Agenturen die meisten Preise ab. Die Auszeichnung wird formal der Agentur zugesprochen – nicht den ausführenden Kreativen. Wer die Idee ursprünglich hatte, bleibt oft ungeklärt – nach Außen getragen werden solche Details nie.
Dazu gewinnt der Titel „Kunde des Jahres“ zunehmend an Bedeutung. Wer über hohes Marketingbudget verfügt und viel davon in Werbung steckt – wohlgemerkt an den richtigen Stellen und mit den richtigen Kampagnen – bekommt den (inoffiziellen) Hauptpreis. Sogar öffentliche Stellen können den einheimsen.
Branchensiegel mit Auftragsgarantie
Warum machen Agenturen dennoch mit? Weil CCA-Auszeichnungen de facto als Branchensiegel fungieren. Bei öffentlichen Ausschreibungen oder Großkunden gelten gewonnene Preise als Beleg für Qualität. In einem Markt, der sonst wenig verlässliche Maßstäbe kennt, wirkt eine CCA-Venus beinahe so attraktiv wie die „Spirit of Ecstasy“.
Für Agenturchefinnen und -chefs ist die Teilnahme auch ein Signal an die eigenen Teams: Sichtbarkeit und Anerkennung für jene, die sonst im Schatten komplexer Abläufe arbeiten.
Das System bleibt bestehen. Nicht weil es gerecht wäre, sondern weil es erprobt ist.
(red)