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Social Media polarisiert

Meinungsmanipulation als Gefahr für die Demokratie
© KI generiert mit DALL·E von OpenAI

Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat die potenziellen Auswirkungen sozialer Medien auf die liberale Demokratie analysiertt. Die Gruppe betont, dass soziale Medien eine eindeutige Gefahr für die Demokratie darstellen, da sie die Formierung der Öffentlichkeit, den Zugang zu Informationen sowie die Meinungs- und Willensbildung beeinflussen können.

Insbesondere Plattformen wie TikTok, X, Instagram oder Facebook werden von politisch motivierten Akteuren genutzt, um mit polarisierenden und emotional aufgeladenen Inhalten Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dabei stehen die erzielte Aufmerksamkeit und die damit verbundenen Einnahmen oft im Vordergrund, während Meinungsvielfalt und Faktentreue in den Hintergrund gedrängt werden. Besorgniserregend ist dabei, dass soziale Medien bereits für viele Jugendliche zwischen 18 und 24 Jahren zur Hauptnachrichtenquelle geworden sind.

Die Forschungsgruppe, zu der namhafte Experten wie Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin, Barbara Prainsack, Sonja Puntscher-Riekmann und ÖAW-Präsident Heinz Faßmann gehören, hat basierend auf ihrer Analyse sechs konkrete Empfehlungen für politische Entscheidungsträger entwickelt.

Eine dieser Empfehlungen betrifft die Einführung eines “Code of Conduct” für Nationalratsabgeordnete im Umgang mit sozialen Medien, der bei Verstößen auch einen “digitalen Ordnungsruf” vorsieht. Dies soll sicherstellen, dass politische Kommunikation, insbesondere wenn sie aus öffentlichen Geldern finanziert wird, eine Vorbildfunktion einnimmt.

Langfristig betrachtet, halten die Experten die Stärkung der Medienkompetenz und demokratischen Bildung der Bevölkerung für entscheidend. Eine Reform der Medienförderung und der Vergabe von Inseraten wird ebenfalls angeregt, um Qualitätsmedien in ihrer Rolle als “Gatekeeper” zu stärken. Zudem wird ein Monitoring von politischer Kommunikation in sozialen Medien vorgeschlagen, um Transparenz zu gewährleisten.

Des Weiteren soll ein Ethikrat für politische Werbung und PR in sozialen Medien etabliert werden, um grundlegende Standards auch in der digitalen Welt durchzusetzen. Schließlich wird die Stärkung der demokratischen Kontrolle über digitale Plattformen gefordert, um beispielsweise Quasi-Monopole zu verhindern.

Die Empfehlungen der Forschungsgruppe sind evidenzbasiert und sollen dazu beitragen, den potenziell negativen Einfluss sozialer Medien auf die liberale Demokratie einzudämmen. Ob die Politik verstärkt auf wissenschaftliche Erkenntnisse hört, hängt laut Karmasin vom jeweiligen Kontext ab, wobei er eine zunehmende Rückkehr zum Vertrauen in die Wissenschaft beobachtet, insbesondere in der Post-Pandemie-Ära.

APA/Red.

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