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Schweizer Post will Tageszeitungen am Nachmittag zustellen dürfen

Weil Menschen zu Mittag häufig nicht zu Hause seien - Verlegerverband fürchtet Entwertung von Zeitungen
©unsplash

Die Post soll Tageszeitungen nicht mehr zwingend bis 12.30 Uhr zustellen müssen. “Heute sind viele Leute über Mittag gar nicht mehr zu Hause”, sagte Postchef Roberto Cirillo. Es mache für sie keinen Unterschied, wann die Post die Briefe und Zeitungen einwerfe.

Die Post-Dienstleistungen müssten mit der Zeit gehen, sagte Cirillo in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem “Blick”. “Wir müssen die Freiheit haben, uns an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten.”

Die Politik müsse der Post einen entsprechenden Rahmen mit einer solchen Entscheidungsfreiheit vorgeben. “Beispielsweise verlangen Bevölkerung und Firmen eine sichere und zuverlässige postalische Dienstleistung in digitaler Form, die genauso anerkannt wird wie ein eingeschriebener Brief”, sagte Cirillo.

Der Verlegerverband Schweizer Medien zeigte sich in einer Mitteilung besorgt, darüber, dass die Post überlege, Zeitungen in Zukunft erst am Nachmittag zuzustellen. Die Zustellung vor Mittag sei auch in Zukunft von demokratierelevanter Bedeutung und müsse unbedingt beibehalten werden.

Gerade der Teil der Bevölkerung, der seine Nachrichten weiterhin über Printprodukte konsumiere, sei darauf angewiesen, dass Zeitungen vor dem Nachmittag eintreffen würden, argumentiert der Verlegerverband. Eine Tageszeitung, die nicht bis zur Mittagszeit eintreffe, sei nicht mehr genügend aktuell und verliere dadurch an Wert für die Leserschaft. Ein Ausweichen auf Frühzustellung sei vielerorts keine Option, da diese nur in den Städten und Agglomerationen angeboten werden könne.

Zu den Anfang Monat bekanntgewordenen rund 40-Millionen-Franken-Sparplänen der Schweizer Post, infolge derer auch Stellen wegfallen werden, äußerte sich der Post-Chef nicht. “Es werden Stellen wegfallen, ja”, sagte er zwar. Aber er spekuliere nicht über die Zahl. “Wenn die Teams ihre Arbeit gemacht haben und die Konsultationsverfahren mit den Mitarbeitenden-Vertretungen abgeschlossen sind, kennen wir Anfang nächsten Jahres die Zahl.”

Bei der vor vier Jahren festgelegten Post-Strategie habe man noch nichts von der Corona-Pandemie und der Teuerung gewusst, so Cirillo. “Deshalb müssen wir rascher Effizienzmaßnahmen umsetzen.” Die Post will nicht nur bei den Personal-, sondern auch bei den Sachkosten ansetzen, etwa beim Aufwand für Systeme, wie sie Anfang September mitteilte. Die konkreten Maßnahmen werden bis Endedes Jahres erarbeitet. Sie sollen 2024 umgesetzt werden, so dass sie spätestens 2025 wirksam werden.

Der Gewinn der Post hatte sich im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zur Vorjahresperiode mehr als halbiert. Er belief sich noch auf 118 Millionen Franken – 141 Millionen Franken weniger als im Vorjahr.

APA/Red.

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