Nowaks Rückkehr
Warum Rainer Nowak der „Krone“ nach knapp einem Jahr wieder den Rücken kehrt und zu „seiner“ Presse zurückkehrt.

Das sorgte für eine ziemlich große Überraschung: Rainer Nowak, wegen der „Schmid-Affäre“ aus eigenem Wunsch im November 2022 aus der Presse-Chefredaktion ausgeschieden, kehrt nach knapp einem Jahr Tätigkeit in leitender Redaktionsfunktion bei der „Krone“ mit Juli zur „Presse“ zurück. Die entsprechenden Verhandlungen – die schon zu Jahresende 2024 begannen und sich über mehrere Wochen hinzogen – wurden unter strengster Geheimhaltung geführt.
Erstaunlich: Die alles entscheidenden Fragen – nämlich: Von wem kam der Anstoß? Wieso wechselt Nowak zurück? Was ist bei der „Krone“ vorgefallen, dass er zu dieser Entscheidung fand? Welche Gage bekommt er künftig, und wie ist die Kompetenzverteilung innerhalb der Styria/Presse geregelt? – hat keines der berichtenden Medien recherchiert.
Wie brisant und heikel die Causa ist, erkennt man daran, dass weder Nowak noch Krone-Berater Hans Mahr auch nur mit einem Beistrich kommentieren wollen und Styria-CEO Markus Mair und Styria-Vorstand Herwig Langanger extrem wortkarg auf meine Anfragen reagieren. Nur gut, dass ich über ein Informanten-Netzwerk verfüge, das mir und Ihnen inhaltlich in solchen Fällen die Augen öffnet, weil das Insider sind, die ihre Ohren offen halten.
Eine persönliche Anmerkung
Zunächst erlaube ich mir einige durchaus persönliche Anmerkungen als Brancheninsider zum Schmid-Skandal – ohne etwas beschönigen zu wollen. Denn die Optik der entsprechenden Anbiederungsnachrichten Nowaks, inklusive seinem ORF-Statement, wo er gerne General geworden wäre, war wohl alles andere als elegant.
Doch ich vertrete dazu eine eigene, wahrhaftige und ehrliche Meinung: Durch meine jahrzehntelange Tätigkeit in der Branche und mein Naheverhältnis zu vielen journalistischen und medienmächtigen Persönlichkeiten dieses Landes weiß ich: Die Netzwerke hierzulande liefen immer so – mit Höflichkeiten, teils mit Anbiedern, mit Schmeicheleien, mit „Leiterhalten“, mit Kontakten. Wer hierzulande etwas werden will, der arrangiert sich – auch wenn er in sogenannten „unabhängigen“ Positionen, etwa einer Chefredaktion, sitzt.
Unzählige Beispiele, die in den letzten Jahren hochgekommen sind, haben vor allem jene bestraft, die sich dabei erwischen ließen. Doch vielen Insidern ist bekannt, dass informelle Gespräche, die eben nicht nachweisbar sind, in höchsten Gremien hierzulande genauso verlaufen sind wie die Nowak-Kommunikation.
Das ist eine verdammt scheinheilige Branche. Wo jene, die mit den größten Steinen werfen, selber ordentlich packeln, schmeicheln und netzwerken. Ich könnte Namen nennen. Doch ich werde mich hüten. Freilich: Sie würden sich wundern, wer da alles auf meinen Listen aufscheinen würde.
Nowaks Stopover bei der „Krone“
Nowak jedenfalls zog seinerzeit die Notbremse. Sein Abgang wurde von der Styria damals sehr höflich formuliert: Dank für seine zehnjährige Tätigkeit für die „Presse“ ausgesprochen. Schließlich hat er dort hervorragend gearbeitet – wenn man einmal vom Kommunikations-Ausrutscher absieht.
Bei der „Krone“ lief es dann offenbar nicht ganz so, wie sich Nowak das vorgestellt hatte. Aus der Gesamt-Chefredaktionsverantwortung, die er wollte – so verraten es Insider –, wurde schlussendlich nur die politische Verantwortung. Dem Vernehmen nach soll Nowak nicht extrem happy darüber gewesen sein, dass Dichand nicht ganz das hielt, was er sich erwartet hatte. Doch dazu äußerte er sich – erwartungsgemäß – nicht. Man will ja keine verbrannte Erde hinterlassen. Schon gar nicht im Verhältnis zum mächtigsten Medienmanager des Landes.
ExtraDienst bezifferte damals die Gage, die die „Krone“ Nowak nach seinem Abgang von der „Presse“ bezahlte, mit 150.000 Euro jährlich. Jetzt sind es rund 200.000 Euro, die die „Presse“ locker macht.
Im Jahr 2015/16 hatte das bürgerliche Traditionsblatt noch fast zwei Millionen Euro Minus, bevor es der Styria gelang, die Sache zu drehen. 2024 wird der Wirtschaftsprüfungsbericht demnächst einen Gewinn von 1,9 Mio. Euro unter der Federführung von Langanger ausweisen. Er und Co-Geschäftsführer Michael Rast haben gut gearbeitet.
Von hohen Krone-Chargen hört man, dass man beim Kleinformat ob Nowaks Abgang not very amused ist: Nowak habe das Jahr unter Dichands Fittichen – wie sich nun herauskristallisiert – klug genutzt, um sein eigenes, ramponiertes Image durch seine Tätigkeit beim größten Medienhaus Österreichs zu polieren. So weit, dass er mit repariertem Image wieder zur „Presse“ zurückkehren kann. Man fühlt sich dadurch einigermaßen ausgenutzt und missbraucht. Freilich ein höchst informelles Statement, das keiner offiziell bestätigen wird – doch es hat einen Vorteil: Es ist schlüssig.
Styria setzt auf Kontinuität
Styria-CEO Markus Mair lässt sich wenigstens einige Statements entlocken: Man sei stolz, dass man die „Presse“ gedreht habe – Nowak sei die richtige Besetzung. Und ins gleiche Horn stößt auch Herwig Langanger: In vielen skandinavischen Medienhäusern sei der Chefredakteur derjenige, der vor allem für den digitalen Bereich und das Abo die Leserbedürfnisse am besten kenne.
Mair: „Vor allem wenn es um die Leser, das Abo und das Produkt geht, ist Nowak die richtige Besetzung. Er weiß ganz genau Bescheid, muss nicht eingearbeitet werden und wird das sehr professionell machen.“ Journalistische Tätigkeit ist da keine mehr vorgesehen. ExtraDienst weiß: Das mag Nowak fehlen.
Was noch offen ist
Mair ist für das internationale Portfolio und als CEO der Styria zuständig und verantwortet international ein Volumen von etwa 70 Millionen Euro. Auch er erläutert: Mit Langanger gab es von Anfang an eine Übereinkunft, dass dieser auf Dauer keine Doppelfunktion übernehmen könne. Rein gesellschaftsrechtlich sei dies zwar möglich, vom Arbeitsaufwand her jedoch nicht zu stemmen. Langanger selbst ist jetzt verantwortlich für ein Medienportfolio von rund 150 Millionen Euro. Dazu gehören: „Kleine Zeitung“, „Die Presse“, Logistik, Druckerei, Buchverlage, „Furche“ und diverse Kooperationen. Und hat damit wohl genug um die Ohren.
Ob Nowak bis Juli noch operativ bei der „Krone“ tätig sein wird, entscheidet sich demnächst. Federführend in den Verhandlungen sind einerseits Gerhard Valeskini von der „Krone“ und andererseits Krone-Berater Hans Mahr, der sich in die jüngsten Entwicklungen tatkräftig eingebracht hat. Wohl auch, weil natürlich niemand begeistert ist, wenn ein Spitzenmanager von der „Presse“ zur „Krone“ wechselt – und nach Jahr und Tag wieder zurückkehrt. So etwas macht keinen schlanken Fuß.
Ich hoffe, Sie wissen jetzt genauer Bescheid, was da wirklich gelaufen ist. Denken Sie ein wenig über das Thema Scheinheiligkeit nach. Und ich persönlich glaube: Die Idee, Nowak zurückzuholen, die aus der Styria kommt (und natürlich in Wahrheit von einem klugen Herwig Langanger entwickelt wurde), ist durchaus weitblickend und vernünftig.
CEMU