Martin Thür schreibt über Macht und Kontrolle
Medien werden immer wieder als »vierte Macht« im Staat bezeichnet – einer davon legt nun selbst Rechenschaft ab.

Der ZiB-2-Moderator Martin Thür meldet sich nach einer längeren Phase der Abwesenheit zurück – nicht vor der Kamera, sondern als Autor. Unter dem Titel „Macht und Kontrolle“, erschienen im Picus Verlag, untersucht er das Verhältnis von Politik und Journalismus und fragt, wie viel Einfluss Medien wirklich haben, wenn ihre Arbeitsbedingungen doch vom Wohlwollen der Politik geprägt sind.
Auszeit und Rückkehr
Seit Februar 2025 ist Thür nicht mehr regelmäßig auf Sendung. Offiziell sprach er von „privaten Gründen“, die er später via Social Media bestätigte. Medien spekulierten über eine Bildungskarenz, doch bestätigt wurde das nie. Während dieser Monate führten Marie-Claire Zimmermann und Stefan Lenglinger durch die ZiB 2. Der ORF kündigte seine Rückkehr mit Oktober an – umso größer ist die Aufmerksamkeit für das Buch, das er am Montag, 29. September 2025, um 19 Uhr im RadioKulturhaus in Wien präsentiert.
Vom Hörsaal ins Buch
Im Vorjahr hatte Thür das Interesse eines großen Publikums auf sich gezogen: Dreimal füllte er das Audimax der Universität Wien im Rahmen der Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus. Dort sprach er über seine Arbeit als Investigativjournalist, über Möglichkeiten und Grenzen journalistischer Kontrolle und über die Verantwortung gegenüber dem Publikum. Die zentralen Fragen dieser Vortragsreihe hat er nun in sein Buch gegossen: Warum scheitert die Kontrolle missbrauchter Macht so oft? Wer überwacht die Wächter? Und wie unabhängig kann Journalismus tatsächlich sein?
Vergleichsweise Ähnlichkeiten
Im Februar 2025 stellte Gerald Fleischmann, ehemaliger Kommunikationsstratege der ÖVP, sein Buch Die Codes der Extremisten in der Thalia-Buchhandlung auf der Mariahilfer Straße vor. Auch er verpackte seine Sicht auf Macht und Medien in Buchform – und inszenierte sich dabei als Analytiker, obwohl seine Vergangenheit in der politischen Kommunikation kaum auszublenden war.
Martin Thür geht nun einen ähnlichen Weg, allerdings aus der Gegenrichtung: Nicht als Stratege, sondern als Journalist legt er Rechenschaft ab, indem er die Kontrollfunktion der Medien vermisst. Wo Fleischmann die Codes der Politik beschreibt, versucht Thür die Mechanismen des Journalismus offenzulegen. (Anm.: Das Werk liegt der Redaktion noch nicht vor)
© Picus
Zwei Bücher, zwei Blickwinkel – und beide eint, dass sie ihre Autoren an der Schnittstelle von Medien, Öffentlichkeit und persönlicher Rolle positionieren. Ob diesmal wieder die ORF-Chefredaktion samt Romy-nominierter Spitzenjournalistin für mediales Getöse sorgt, bleibt abzuwarten. Unter Umständen wird es nie jemand erfahren.
Was: Buchpräsentation: Martin Thür, »Macht und Kontrolle«
Wann: Montag, 29. September 2025, 19:00 Uhr
Wo: ORF RadioKulturhaus, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien
Infos: www.picus.at
(red)