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Kurier spart

Der Paradigmenwechsel beim „Kurier“ nach der Bestellung von Richard Grasl bringt entscheidende personelle Veränderungen.
NÖN/Kurier/Franz Gruber

Der neue Chefredakteur Martin Gebhart mit Geschäftsführer Richard Grasl

So wird Kurier-Innenpolitikchef Martin Gebhart zum neuen Chefredakteur des Kurier bestellt. Gebhart gilt als exzellenter Kenner der Materie und ist das, was das bürgerliche Blatt laut Meinung seiner Eigentümer in Zukunft brauchen wird. Nämlich jemanden, der Rückgrat hat, der als Innenpolitikchef bewiesen hat, dass er keinen politischen Meinungsjournalismus bringt. Sondern offen ist, über jede politische Seite gleichermaßen fair, ausgewogen, aber auch schonungslos berichtet. Was auch die konservative Seite bei ihm in der Vergangenheit schmerzvoll anerkennen musste.

Gebhart wird frei von wirtschaftlichen Agenden und kaufmännischen Aufgaben agieren, was ihn vom Neo-Chefredakteur des Standard, Gerold Riedmann, der ja „kaufmännischer“ Chefredakteur wird, entscheidend unterscheiden wird. Und – er bringt aufgrund seines Werdegangs und seiner Vita auch jene Vertrauensbasis mit, die es für die Struktur der Kurier-Eigentümerschaft braucht. Also definitiv die Idealbesetzung.

Viele andere wurden von den Granden, die im Hintergrund des Kurier die Fäden ziehen, in einem Auswahlverfahren bereits ausgesiebt oder haben abgewunken. So etwa der seinerzeitige Presse-Herausgeber Rainer Nowak, der bei der Kronen Zeitung im Mega-Ressort seine Bleibe gefunden hat.

Martina Salomon wird den Stab übergeben. Doch – Überraschung – die bürgerlich bestens vernetzte und von der konservativen Seite hochgeschätzte Salomon wird für einen Zeitraum von geplant zwei Jahren die Herausgeberschaft des Kurier übernehmen. So stehen für Richard Grasl eine Reihe von Bärenaufgaben ins Haus: Zum einen muss er eine Mediaprint-Regelung finden, um den Kurier aus der Anzeigengemeinschaft in der Mediaprint herauszulösen. Weil er nur so sein Heil sieht, das Wirtschaftsergebnis „seines Kurier“ wieder ins Lot zu bringen. Diesbezüglich stehen kurzfristig Verhandlungen ins Haus. Thomas Kralinger, der sich ja nach nicht ganz einem Jahr und einen Tag auch aus der Mediaprint zurückziehen wird und „nur mehr einen Job hat, wobei meine Manager ganz genau wissen, was sie zu tun haben“, wird 2025 seinen Abschied nehmen. 

Und hat bereits jetzt unzählige Angebote, als Konsulent danach weiter im Medienbereich tätig zu sein. 

Und auch die vorschnell kolportierte Ankündigung über die vermeintlich abgesagte Romy-Gala wird „aufgefangen“. Und in diesem Jahr als reines TV-Event ohne Gala über die Bühne gehen. 2025 soll sie dann schließlich in veränderter Form fortgesetzt werden. Weil man im Kurier an Lösungen feilt, keinen Image-Verlust dahingehend hinnehmen zu müssen, dass die Romy komplett gestrichen wird. Die für die Romy kolportierten Kosten von einer Million Euro sind freilich falsch. In Wirklichkeit kostet die Romy-Gala den Kurier ein rundes Drittel weniger. 

Das Sparpaket wirkt sich aber auch auf die Belegschaft aus. Bis zu 40 der insgesamt 175 Redaktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter wurden beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet.

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