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KI-Expertin warnt vor Lücken in der Regulierung auf EU-Ebene

Oxford-Professorin: Beschwerdemöglichkeit fehlt im KI-Act der EU
©unsplash

Die KI-Expertin Sandra Wachter warnt vor Lücken im KI-Act der Europäischen Union. So sehe das Gesetz keine Beschwerdemöglichkeit vor und KI-Unternehmen sollen sich selbst zertifizieren dürfen, sagte die aus Österreich stammende Juristin und Professorin für Datenethik und Künstliche Intelligenz (KI) am Oxford Internet Institute in Großbritannien. “Es ist noch nicht zu spät, das anders zu regeln”, sagte Wachter am Donnerstag in Wien mit Blick auf die Verhandlungen im Trilog.

Die EU-Kommission sei sich des Problems der Selbstzertifizierung bewusst und weise selbst daraufhin, dass eine Überprüfung durch unabhängige Dritte besser wäre. Auch die fehlende Beschwerdemöglichkeit für Einzelne sei “recht untypisch für EU-Digitalrecht”, so Wachter, die etwa auf die Datenschutzgrundverordnung verwies, die weitreichende Beschwerdemöglichkeiten vorsieht.

“Dem EU-Parlament ist das aufgefallen, die Abgeordneten möchten das einführen. Es ist aber noch unklar, ob es die Beschwerdemöglichkeit ins Gesetz schafft”, sagte Wachter auf einer Veranstaltung der Raiffeisen Bank International (RBI). Dass es eine starke Regulierung für Künstliche Intelligenz braucht, steht für Wachter, die sich seit zehn Jahren mit dem Thema beschäftigt, außer Frage.

Erst durch ChatGPT sei vielen Menschen bewusst geworden, was KI kann. Vertreter der KI-Branche hätten zuletzt in zwei offenen Briefen vor Gefahren durch KI-Anwendungen gewarnt und die Risiken gar mit Pandemien oder Nuklearkriegen verglichen. Durch das Verbreiten von Endzeitstimmung seien andere unangenehme Fragen wie Missinformation durch Deep Fakes, Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, Diskriminierung oder Umgang mit geistigem Eigentum in der Hintergrund getreten. “Ich würde mir wünschen, dass wir uns mehr Gedanken machen, über Dinge, die uns hier und jetzt Sorgen machen und nicht über jene Gefahren, für die es keine wissenschaftlichen Hinweise gibt”, so Wachter.

Wachter erinnerte daran, dass neue technologische Entwicklungen meist in sogenannten Hype Cycles abliefen, es jedoch an der Gesellschaft liege, zu sagen, wie damit umzugehen ist. Es sei ein gekonntes Narrativ der Industrie, zu sagen KI sei jetzt da und man könne nicht mehr zurück.

Raiffeisen-Fondsmanager Günther Schmitt sagte, dass das Thema KI heuer die Börsen beflügelt habe. Der US-Index S&P 500 sei nur deshalb 12 Prozent im Plus, weil die großen US-Technologiekonzerne stark zulegten. Eine Überbewertung sieht Schmitt nur bedingt. Man sehe etwa am Beispiel des US-Chipkonzerns Nvidia, dass das Unternehmen, dessen Aktien in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 200 Prozent gestiegen sind, ziemlich gut reinwachse in die höhere Bewertung, eben weil die Gewinne mit dem Aktienkurs Schritt hielten.

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