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Junge Onlinemedien mit alten Geldproblemen

Heimische Medienforschung und moderner Journalismus weisen auf das schrumpfende Fördersystem hin.

30.05.2025 14:21
Redaktion
© Adobe

Der österreichische Medienmarkt ist in Bewegung. Neue Onlinemedien wie andererseits, Zwischenbrücken oder das geplante Jetzt von Florian Novak suchen nach tragfähigen Finanzierungsmodellen jenseits klassischer Anzeigen. Der Community-Gedanke, Mitgliedschaften und punktuelle Förderungen stehen dabei im Mittelpunkt. Der Wille zur Veränderung ist spürbar – doch auch die Widersprüche.

Förderung als Hoffnungsträger

Der Medienforscher Andy Kaltenbrunner – der selbst staatlich und staatsnah geförderte Forschungsprojekte im Medienbereich verantwortet – erklärte im Interview mit der APA: Das heimische Fördersystem sei „eine Antithese zur Idee von Medienvielfaltsförderung“.

Die Diagnose mag zutreffen – wenn man bereit ist, die Systematik selbstkritisch zu durchleuchten und seine eigene Rolle nicht aus dem Blickfeld zu nehmen. Denn am Ende des Tages sind alle von Zuwendungen abhängig. Ob staatlich oder privat spielt dabei kaum noch eine Rolle für Ansehen und Glaubwürdigkeit eines Mediums.

Staatliche Fördermittel fließen vor allem an große Medienhäuser mit Reichweite. Jüngere Projekte wie andererseits profitieren zwar ebenfalls – zuletzt mit 400.000 Euro aus dem Media Forward Fund – aber naturgemäß nur in Form befristeter Anschubfinanzierung. Langfristige Planungssicherheit bietet das nicht.

Der Preis der Unabhängigkeit

andererseits will sich langfristig über Mitgliedschaften finanzieren. 2.500 Abonnent:innen gibt es bereits, 7.000 sind bis Ende 2026 notwendig. Auch Zwischenbrücken arbeitet mit Mitgliedschaften – ab 4,50 Euro im Monat –, hofft aber zusätzlich auf Werbeeinnahmen und Förderpartner. Jetzt, das geplante Audio-Portal von Florian Novak, braucht bis Juni 5.000 zahlende Mitglieder, um starten zu können.

Diese Zahlen zeigen nicht nur ambitionierte Zielsetzungen, sondern auch ein strukturelles Risiko: Die wirtschaftliche Zukunft dieser Projekte hängt an einem Geschäftsmodell, das – trotz guter Rückmeldungen – nicht flächendeckend gesellschaftlich verankert ist. Und hängen an der Frage: Was können die Neuen schon anders machen und warum gibt’s das schon nicht längst

Der Traum von Zahlungsbereitschaft

Die Hoffnung auf eine zahlende Leserschaft ist nachvollziehbar. Doch sie basiert vielfach auf optimistischen Annahmen. Laut Reuters Institute Digital News Report 2024 haben in Österreich lediglich 13,7 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr für Onlinenachrichten bezahlt. In Dänemark sind es immerhin 17 Prozent, in Norwegen 40 Prozent. Diese Zahlen werden gerne als Zeichen einer schrittweisen Öffnung gelesen – doch ihre Aussagekraft ist begrenzt.

Denn: Die Studie basiert auf Online-Befragungen, was zu einer Überrepräsentation höher gebildeter, medienaffiner Nutzer führt. Die tatsächliche Zahlungsbereitschaft in der Gesamtbevölkerung dürfte deutlich niedriger liegen. Die Autoren der Studie selbst weisen auf eine Stagnation in vielen Ländern hin – auch in einkommensstarken wie Norwegen oder Schweden.

Wenn Inhalte aber nur noch für jene zugänglich sind, die zahlen können oder wollen, entsteht eine neue mediale Schieflage. Medien, die mit dem Versprechen von Teilhabe und Vielfalt werben, laufen Gefahr, selbst zu exklusiven Clubs zu werden – ohne es zu beabsichtigen.

Vorbilder im hohen Norden

Zetland aus Dänemark gilt als Hoffnungsträger: 100 Mitarbeitende, über 40.000 Mitglieder. Doch das dänische Fördersystem, die gesellschaftliche Stellung des Journalismus und die digitale Infrastruktur sind nicht mit Österreich vergleichbar. Hier wird oft ein Modell romantisiert, das unter völlig anderen Bedingungen entstanden ist.

(APA/red)

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