Future Day: Medien fordern Kursänderung
Beim ORF-„Future Day“ riefen Medienvertreter zu politischer Unterstützung und Regeln für digitale Plattformen auf.
Der „Future Day“ des ORF-Stiftungsrats am 5. November brachte die Spitzen von ORF, VÖZ und VÖP an einen Tisch. Gemeinsam mit Medienvertretern und Branchenexperten wurde am Küniglberg über die Zukunft des österreichischen Medienstandorts diskutiert. Im Zentrum standen Themen wie künstliche Intelligenz, Urheberrechte und die zunehmende Abhängigkeit von globalen Plattformen. Der Tenor war eindeutig: Ohne rasches politisches Eingreifen droht die Erosion der heimischen Medienwirtschaft.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, VÖZ-Präsident Maximilian Dasch und VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm betonten, dass Kooperationen über Branchengrenzen hinweg wichtiger seien als Konkurrenzdenken. Gemeinsame Initiativen – etwa im Bereich Medienkompetenz, beim Jugendschutz oder bei der Kennzeichnung von KI-Inhalten – sollen helfen, den Standort zu stärken. Auch die Kampagne „Made in Austria – Made for Austria“ wird fortgeführt, um Werbekunden wieder stärker an heimische Medien zu binden.
Wenn Regulierung zur Überlebensfrage wird
Die Forderung nach politischem Eingreifen klingt richtig – aber ohnmächtig. Europa diskutiert, während in Brüssel Heerscharen digitaler Lobbyisten längst den Takt vorgeben. Nationale Gesetzgeber rufen nach Fairness, während globale Plattformen mit der Skalierung ihrer Systeme Fakten schaffen. Werbebudgets wandern dorthin, wo Algorithmen sie präziser verwerten können.
Hinter der harmonischen Kulisse zeigt sich ein tieferliegendes Dilemma: Der Werbemarkt verschiebt sich weiter ins Ausland. Laut jüngsten Berechnungen fließen bereits rund 63 Prozent der heimischen Werbegelder an internationale Plattformen. Von geschätzten fünf Milliarden Euro jährlichen Werbevolumens verbleibt damit weniger als die Hälfte im Land – nicht zuletzt, weil Mediaagenturen das Geld dorthin lenken, wo es international am effizientesten eingesetzt werden kann. Im Ergebnis wird nationale Wertschöpfung systematisch ausgelagert – unter dem Deckmantel globaler Effizienz.
Wachsende Ohnmacht gegenüber Big Tech
Die Allianz von ORF, VÖZ und VÖP mag notwendig sein, doch sie ist kein Neustart. Sie wirkt wie eine defensive Strategie, getragen von der Einsicht in die eigene Machtlosigkeit, aus dieser Kiste wieder heil herauszukommen. „Future Day“ klingt nach Aufbruch, doch tatsächlich beschreibt er ein Symptom: die Suche nach Zusammenhalt in einem System, das sich längst jenseits nationaler Einflusszonen bewegt.
Die Kooperation markiert den Versuch, verbliebene Kräfte zu bündeln – wissend, dass die Spielregeln des Medienmarkts zunehmend außerhalb Österreichs geschrieben werden. Ob daraus eine Trendwende erwächst oder nur ein letztes Aufbäumen bleibt, entscheidet sich nicht in Wien, sondern im globalen Netz derer, die die Schlüsseltechnologien beherrschen.
Lesen Sie mehr dazu im Leitartikel unseres Herausgebers Christian W. Mucha.
Abonnieren Sie noch heute unseren Newsletter hier – und was Sie verpasst haben – lesen Sie hier.
(red)