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Deathbots: Tote mit KI wiederbeleben?

Inzwischen lassen sich KI-Chatbots so trainieren, dass sie den Charakter eines Verstorbenen nachahmen und mit Hinterbliebenen kommunizieren können – gar ein eigener Geschäftszweig hat sich hieraus bereits entwickelt
© KI generiert mit DALL·E von OpenAI

Verstorbene derart künstlich am Leben zu erhalten, kann unter Umständen den Trauerprozess stark negativ beeinträchtigen, meinen Experten

Sich noch ein letztes Mal mit dem verstorbenen Opa unterhalten können. Seiner Freundin das sagen, wozu man zu deren Lebzeiten vielleicht nicht genug Mut hatte. Sich die einst geschätzten Ratschläge seiner verstorbenen Eltern einholen. Das alles beschreibt Sehnsüchte, die viele Menschen, die eine geliebte Person verloren haben, heimsuchen.

Aber – Künstliche Intelligenz könnte hier aushelfen. Dank der technischen Fortschritte ist es inzwischen nämlich möglich, einen KI-Chatbot so zu trainieren, dass er die einzigartigen Verhaltensweisen, die spezifische Artikulation und die charakteristischen Eigenheiten eines verstorbenen Angehörigen nachahmt. Diese Schulung erfolgt beispielsweise anhand von Tonaufnahmen, Textnachrichten oder Online-Postings des Dahingeschiedenen, wodurch ein virtuelles Echo dieser Person für tröstende und heilende Gespräche erschaffen wird.

Für manch einen mag das ziemlich gruselig klingen. Und tatsächlich stößt die Vorstellung auch bei Experten bitter auf. Denn – nur weil es rein technologisch möglich ist, derartig personalisierte Chatbots zu erschaffen, heißt das nicht, dass man das auch tun sollte. Psychologen sowie ITler glauben, dass eine künstliche Wiederbelebung Verstorbener der psychischen Gesundheit der Hinterbliebenen massiv schaden könne. Zudem könne sich auf lange Sicht eine Abhängigkeit von der Technik entwickeln. Denkbar wäre zudem ein Aufbau des Glaubens an völlig neue Religionen durch das Chatten mit dem KI-Bot.

Trotzdem gibt es mittlerweile Unternehmen, die sich auf dieses fragwürdige Geschäft mit trauernden Menschen spezialisiert haben. Ein Beispiel dafür ist etwa der Service „Here After“ aus den USA. Hier beantworten die Hinterbliebenen lediglich einige Fragen und laden Audiofiles von den Verstorbenen hoch. Und schon steckt der Geist des Toten vermeintlich in der KI.

„Es ist wirklich besorgniserregend, dass diese neuen Tools an Menschen vermarktet werden könnten, die sich in einem sehr verletzlichen Zustand befinden, an Menschen, die trauern“, meint die Ethikerin Mhairi Aitken vom Alan Turing Institute in London. Ein wichtiger Teil des Trauerprozesses sei demnach das Weitermachen. „Es geht darum, sich an die Beziehung zu erinnern, über sie nachzudenken und die Person in Erinnerung zu behalten – aber auch weiterzugehen.“ Die Forscherin habe starke Bedenken bezüglich der KI-Geister und denkt, dass diese den Trauerprozess schädigen könnten.

Red.

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