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Boni in der Kritik

AK Report: Managergehälter weiter hoch – wird Staatshilfe in Anspruch genommen, müssen Bonuszahlungen runter.
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Eine Analyse der AK Wien zeigt: Die Vorstandsgehälter in den ATX-Unternehmen bleiben weiterhin astronomisch hoch. 2019 betrug der durchschnittliche Verdienst rund 1,9 Millionen Euro und damit das 57-fache eines mittleren Einkommens. Seit Beginn der Erhebung 2003 handelt es sich dabei um den zweithöchsten Wert. Dabei stehen die Gagen der SpitzenverdienerInnen gerade jetzt im Fokus: Es mehren sich Stimmen, die auf einen freiwilligen Verzicht der Bonuszahlungen drängen. Auch die AK fordert hier Maßnahmen ein. Vor allem aber darf eines nicht passieren: die Wiederholung der Entlohnungstaktik nach der Finanzkrise 2008/09, als zwar die Boni gekürzt, dafür aber die Fixgehälter erhöht wurden.

17 der 20 im Wiener Leitindex ATX vertretenen Unternehmen haben bereits ihre Geschäftsberichte für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlicht (es fehlen aufgrund ihres ungeraden Geschäftsjahres die Unternehmen Voest, Do&Co sowie AT&S). Auf dieser Basis ergibt sich für die ATX-ManagerInnen ein durchschnittliches Jahresgehalt von rund 1,9 Millionen Euro, das 57-fache eines mittleren österreichischen Einkommens und der zweithöchste Wert seit Beginn der Erhebung 2003 (der höchste wurde mit 2,0 Millionen Euro 2018 erzielt, entsprach dem 64-fachen). Spitzenreiter im Gehaltsranking ist OMV-CEO Rainer Seele mit 7,2 Millionen Euro vor Mayr-Melnhof-Vorstandschef Wilhelm Hörmanseder mit 5,2 Millionen Euro und Bawag-Boss Anas Abuzaakouk mit 4,9 Millionen Euro.

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„Fast die Hälfte der Vergütung, exakt 48,9 Prozent, stammt aus der variablen Komponente, also der klassischen Bonuszahlung“, erklärt AK Betriebswirtin und Studienautorin Christina Wieser. Die Boni sind im Übrigen nach wie vor zumeist vom finanziellen Erfolg des Unternehmens (etwa gemessen am Jahresüberschuss, am EBIT etc.) abhängig. Allerdings geraten gerade diese Bonuszahlungen aufgrund der aktuellen Corona-Krise zu-nehmend ins Visier. Immer mehr Stimmen werden laut, die ManagerInnen auffordern, angesichts von hunderttausenden Arbeitslosen und 1,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit, auf ihre Bonuszahlungen zu verzichten.

Auch die AK fordert, dass Unternehmen, die auf staatliche Unterstützung zurückgreifen, auf mindestens 50 Prozent der Bonuszahlungen aus dem Vorjahr für das Management verzichten müssen. Zudem sollen Unternehmen, an denen sich der Staat mittels Eigenkapital beteiligt, für die Dauer dieser Beteiligung die Höhe der Vorstandsvergütungen beschränken (auf 500.000 Euro) sowie Bonuszahlungen verbieten.

 

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Studienautorin Wieser macht im Zusammenhang mit Krisen und Managergehältern zudem auf die Zeit nach der Finanzkrise 2008/2009 aufmerksam: Denn 2009 lag der Anteil des fixen Teils am Gehalt plötzlich bei 60,4 Prozent, 2008 waren es noch 46,6 Prozent. Dazu Wieser: „Dies lässt die Interpretation zu, dass sinkende Bonuszahlungen einfach mit einer Anhebung der Fixvergütung kompensiert wurden. So hat das Management auch in den Krisenjahren trotz Personalabbau und Kurzarbeit gut verdient. Diese Fehler dürfen nicht wiederholt werden.“

Mit Spannung werden daher die heurigen Hauptversammlungen erwartet. Denn es kommt erstmalig das Aktienrechtsänderungsgesetz zur Anwendung. Die AktionärInnen stimmen zum ersten Mal über die Vergütungspolitik für den Vorstand, die auf mindestens vier Jahre ausgerichtet werden soll, an. „Gerade in der aktuellen Situation sollte die Vergütungspolitik an die wirtschaftliche Lage angepasst werden. Einsparungen beim Personal stehen ganz klar im Widerspruch zu hohen Managergehältern. Außerdem zeigt uns Corona auch, wie wichtig Ziele in den Bereichen Soziales, Gesellschaft und Beschäftigung sind. Deshalb sollten die Bonuszahlungen in Zukunft zu mindestens einem Drittel an nicht-finanzielle Zielvereinbarungen geknüpft werden“, so Wieser.

SERVICE: Die komplette Studie „Vorstandsvergütungen in den ATX Unternehmen” finden Sie unter www.arbeiterkammer.at/managergagen

28. 5. 2020 / gab / apa ots
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