ÖWA veröffentlicht Oktober-Daten ohne Reichweiten
Die ÖWA legt die technischen Kennzahlen für Oktober vor, verzichtet aber vollständig auf die Reichweitenangaben des vierten Quartals.

Die ÖWA hat ihre Kennzahlen für Oktober 2025 veröffentlicht – allerdings ohne die Reichweitenkennzahl „Unique User“. Dass dieser Wert fehlt, ist kein Bedienfehler und keine kurzfristige Panne, sondern ein Symptom für ein strukturelles Problem, das die ÖWA hinter der Formel „technische Ursachen“ bislang nur allgemein angedeutet hat.
Oktober-Daten ohne Unique User
Im Gespräch mit ExtraDienst bestätigte ÖWA-Geschäftsführerin Angela Schuh-Haunold zwei zentrale Auslöser. Erstens lehnt ein immer größerer Teil der Nutzer im Consent-Modal das Tracking ab. Das reduziert die Zahl verwertbarer Signale deutlich – und zwar dauerhaft. Zweitens erschweren moderne Browser diese Lage zusätzlich. Besonders Safari: Selbst wenn Nutzer dort aktiv Tracking erlauben, setzt der Browser diese Erlaubnis nach rund zwei Wochen automatisch zurück. Für jede Reichweitenmodellierung, die auf stabilen Identifikatoren basiert, ist das ein massiver Störfaktor.
Kurz gesagt: Die ÖWA kann aktuell nicht genügend valide Datenpunkte sammeln, um Unique User verlässlich zu berechnen. Man arbeite daran, heißt es, und gehe davon aus, die Ausweisung im kommenden Jahr wieder aufnehmen zu können. Dass bis dahin plötzlich mehr Menschen Cookies akzeptieren werden, darf jedoch bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist, dass die technischen Partner in Deutschland ein angepasstes Modell entwickeln müssen – eines, das auch unter restriktiven Privacy-Bedingungen jene Millionenreichweiten liefert, auf die viele ÖWA-Teilnehmer nicht verzichten möchten.
Große Nachrichtenportale bleiben dominant
Auch ohne Reichweitenwerte zeigt die technische Ausweisung die vertraute Marktstruktur. ORF.at führt die Nutzung weiterhin an. Mit 12,7 Millionen Unique Clients, rund 108 Millionen Visits und über 511 Millionen Page Impressions bleibt das öffentlich-rechtliche Nachrichtenangebot die stärkste Kraft im heimischen Digitalmarkt. Ohne Reichweitenmodell lässt sich allerdings nicht sagen, wie viele reale Personen diese Nutzung tragen – und wie stark Mehrfachgeräte und App-Sitzungen die technischen Werte verzerren.
Krone.at folgt mit 6,5 Millionen Unique Clients. DerStandard.at erreicht rund 6 Millionen und liegt damit stabil im oberen Segment. Heute.at kommt im Oktober auf 5,3 Millionen Unique Clients und knapp 27,5 Millionen Visits. Auch oe24.at (5,97 Millionen) und Kurier.at (6,02 Millionen) bewegen sich auf konsistenten technischen Werten und zeigen im Oktober keine auffälligen Ausschläge.
Im Magazinbereich hält Profil.at mit 739.000 Unique Clients eine konstante Position. Für ein wöchentliches Nachrichtenmedium bleibt die digitale Sichtbarkeit damit klar erfasst – selbst in einem Monat ohne Reichweitenmodell.
Technische Werte für regionale Medien
Unter den Regionalmedien zeigt der Oktober die gewohnten Nutzungsprofile. Die Kleine Zeitung bleibt mit 4,34 Millionen Unique Clients das stärkste Länderangebot. MeinBezirk.at liegt mit 4,49 Millionen sogar noch darüber und zählt damit zu den meistgenutzten Regionalplattformen des Monats.
Die Salzburger Nachrichten erreichen 1,82 Millionen Unique Clients, die OÖ Nachrichten 2,53 Millionen. Die Tiroler TZ liegt bei 1,82 Millionen, VOL.at bei 1,59 Millionen.
Im überregionalen Qualitätssegment erzielt diepresse.com mit 2,76 Millionen Unique Clients deutlich stärkere technische Werte als manche regionale Titel und liegt damit klar im Mittelfeld des überregionalen Nachrichtenmarkts. Auch noen.at bleibt mit 1,69 Millionen klar sichtbar und übertrifft etwa die Magazinmarke Profil.
Ein unvollständiges Bild des Nutzermarkts
Mit dem Aussetzen der Unique-User-Ausweisung fehlt der Branche für drei Monate die zentrale Vergleichsgröße. Die technischen Daten zeigen zwar, wie intensiv die Angebote genutzt werden, aber nicht, wie viele Menschen sie erreichen. Dass die ÖWA diese Werte für das gesamte vierte Quartal aussetzt, macht vor allem sichtbar, wie sensibel das zugrunde liegende Modell inzwischen reagiert.
Die Oktober-Ausweisung ist in dieser Hinsicht ein Wendepunkt: Zum ersten Mal wird voll sichtbar, wie stark Österreichs digitale Währung von technischen Annahmen abhängt, die im aktuellen Privacy-Umfeld zunehmend bröckeln.
Hinweis auf ein größeres Problem
Die ÖWA war fest davon ausgegangen, dass Cookies bald flächendeckend verschwinden und die neue cookieless-Messlogik rechtzeitig reifen würde. Nun zeigt sich: Die Realität holt die Theorie ein. Die Privacy-Mechanismen der großen Browser ziehen schneller an, als die Messmodelle hinterherkommen.
Die Redaktion wird in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, wie tiefgreifend diese Verschiebung tatsächlich ist, welche technischen Entscheidungen die ÖWA in den vergangenen Jahren getroffen hat – und welches Modell nun nachjustiert werden muss, damit Österreichs digitale Reichweitenwährung wieder belastbar wird.
Die Ursache werden wir uns genauer ansehen.
(red/key)
