Hollywood-Emmys für Serien und Schauspiel
Viel Glanz, große Sieger und ein fragwürdiger Spenden-Gag prägten die Emmy-Gala in Los Angeles.

Die diesjährigen Emmy Awards in Los Angeles hätten leicht als Triumphzug der Serienbranche durchgehen können. Mit „The Studio“ (AppleTV+) schrieb eine Satire über den Spagat zwischen Kunst und Kommerz Geschichte: 13 Auszeichnungen, darunter auch Preise für Hauptdarsteller und Co-Autor Seth Rogen. Ein Rekord für Comedyserien. Im Drama-Bereich überraschte „The Pitt“ mit Noah Wyle, der nach Jahrzehnten endlich geehrt wurde. Ex-Präsident Barack Obama erhielt für seine Sprecherrolle in der Netflix-Doku Our Oceans bereits seinen dritten Emmy. Und die Miniserie „Adolescence“ überzeugte Jury wie Publikum gleichermaßen.
Glanz und Schatten der Gala
Doch zwischen glamourösen Auftritten und historisch anmutenden Serienerfolgen schoben sich andere Schlaglichter in den Vordergrund. Moderator Nate Bargatze wollte mit einem Spenden-Gag Schwung in die Show bringen: Jede Sekunde zu viel bei einer Dankesrede sollte den Topf für den „Boys and Girls Club of America“ schrumpfen lassen. Doch anstatt für Kurzweil zu sorgen, entwertete vor allem die Länge vieler Dankesreden das eigentliche Ziel: Ausgerechnet beim Spenden-Gag wollte sich kaum jemand kürzer fassen. Die Folge: Der Zähler rutschte ins Minus, der dramaturgische Effekt verpuffte. Am Ende musste Moderator Bargatze zurückrudern und kündigte eine Spende von 250.000 Dollar an – plus einen Zuschuss des Senders. Der gute Zweck wurde erreicht, die Pointe blieb ein Debakel.
Politische Zwischentöne
Auch politische Signale setzten Akzente. Hannah Einbinder („Hacks“) nutzte ihre Dankesrede für ein explizites Statement gegen die US-Einwanderungsbehörde ICE und für Palästina. Sie rief am Ende ihrer Rede: “Go Birds! Fuck ICE! And Free Palestine!” – ein Schlachtruf für das Football-Team Philadelphia Eagles und die politische Aufforderung “Scheiß’ auf ICE! Und Freiheit für Palästina!”.
Stephen Colbert verband seine Auszeichnung mit einem Kommentar zur angespannten Lage in den USA – in Anspielung auf das abrupte Ende seiner eigenen „Late Show“ bei CBS. Der Sender erklärte, dass die Show „purely a financial decision against a challenging backdrop in late night“ sei und dass das Aus nicht mit der Performance, dem Inhalt der Sendung oder sonstigen Belangen bei Paramount zusammenhänge. Das für Mai 2026 angekündigte Aus hatte dennoch Kritik ausgelöst, weil Colbert als Kritiker von Donald Trump gilt und viele Branchenkenner vermuteten, dass CBS aus Rücksicht auf den US-Präsidenten gehandelt habe. Colberts Kommentar verlieh dieser Lesart zusätzlich Nahrung, auch wenn der Sender von einer rein finanziellen Entscheidung sprach.
Unterhaltungsabend
In Summe bleibt der Eindruck, dass die Emmys 2025 mehr waren als eine Branchenfeier. Seriengeschichte wurde geschrieben – doch die Show selbst zeigte, wie schwer es Hollywood fällt, die Balance zwischen Unterhaltung, gesellschaftlicher Relevanz und Selbstinszenierung zu finden.
(APA/red)