Massive Sparpläne beim ORF
Der ORF muss laut Generaldirektor Weißmann bis 2029 rund 140 Millionen Euro einsparen, will aber trotz Sparkurs sein Programm weitgehend erhalten.

Der ORF steht vor massiven finanziellen Herausforderungen. Wie Generaldirektor Roland Weißmann im Rahmen eines Hintergrundgesprächs bekanntgab, muss der öffentlich-rechtliche Sender in den Jahren 2027 bis 2029 rund 130 bis 140 Millionen Euro einsparen. Grund dafür ist vor allem das von der Bundesregierung beschlossene Einfrieren der Haushaltsabgabe bis 2029 – derzeit beträgt sie 15,30 Euro pro Monat und Haushalt.
Sparen bei Programmen und Personal
Der Sparkurs soll sich auf alle Bereiche des ORF erstrecken – von den Programminhalten über Sachkosten bis hin zum Personal. Etwa zwei Drittel der Einsparungen sollen über Sach- und Programmkosten erreicht werden, ein Drittel über Personalkosten. Konkret bedeutet das: freie Stellen werden nicht nachbesetzt, zudem läuft ein sogenanntes „Handshake-Programm“, das älteren Mitarbeitenden freiwillige Abgangsangebote macht. Ob das reicht, ist allerdings unklar. Weißmann erklärte zu weiteren Zwangsmaßnahmen: „Ich schließe nichts aus.“
Angebot soll möglichst erhalten bleiben
Trotz des massiven Sparkurses will der ORF sein Programmangebot möglichst wenig einschränken. Geplant sind etwa neue Staffeln beliebter Serien wie „Braunschlag“, „MA 2412“ oder auch ein Comeback von „Kommissar Rex“. Auch die Serie „Die Biester“ soll fortgesetzt werden. Details über das zukünftige „Tatort“-Ermittlerduo nach dem Ausscheiden von Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser wollte er aber noch nicht verraten.
Großes Fernsehjahr 2026
Zudem blickt der Sender auf ein intensives TV-Jahr 2026: die Fußball-WM, die Olympischen Winterspiele und der Eurovision Song Contest (ESC), der in Wien ausgetragen wird. Ein Offener Brief österreichischer Kulturschaffender hatte zuletzt vor einem „Wegsparen“ der ORF-Kulturangebote gewarnt und appelliert, keine Mittel aus dem Kunst- und Kulturbereich zur Finanzierung des ESC zu verwenden. Weißmann äußerte dafür kein Verständnis: „Man soll sich doch freuen, dass Österreich für die Welt wieder zur Bühne wird!“ Als Gastgeber würde er eine Teilnahme Israels am ESC begrüßen – die Entscheidung darüber liege jedoch beim israelischen Sender Kan und werde gegen Jahresende erwartet.
Entwicklung beim ORF
Positiv bewertete Weißmann den Fortschritt beim Umbau des ORF-Zentrums am Küniglberg: Die Arbeiten sollen bis Ende 2025 abgeschlossen und dabei unter dem ursprünglich genehmigten Budget von 304 Millionen Euro bleiben. Lediglich einige zusätzliche Projekte, wie etwa der geplante Neubau des Eingangsbereichs, werden aus finanziellen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben. Man warte damit – so Weißmann – „wie jeder normale Häuslbauer“. Auch in der digitalen Entwicklung sieht sich der ORF gut aufgestellt. Die Plattform ORF On sei weiterhin die mit Abstand meistgenutzte Themenplattform in Österreich. In der Anfangsphase habe dabei die Kooperation mit der Streamingplattform Joyn als „Trägerrakete“ gedient – diese Zusammenarbeit ist aber zeitlich befristet. Falls der Verkauf der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe an den Berlusconi-Konzern MFE im Stiftungsrat problematisiert werde, „werden wir das diskutieren“, sagte Weißmann.
Keine Entscheidung über Wiederkandidatur
Ob Roland Weißmann bei der nächsten ORF-Wahl 2026 erneut für eine zweite Amtszeit als Generaldirektor kandidieren wird, ließ er offen. „Jetzt ist nicht die Zeit, einen Wahlkampf zu beginnen. Frühstart ist Fehlstart“, so der 56-Jährige. Sein Fokus liege derzeit klar auf der Umsetzung der notwendigen Reformen.
(APA/red)