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ProSiebenSat.1 streicht hunderte Stellen

Das rigorose Sparprogramm trifft Medienstandorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

07.05.2025 15:17
Redaktion
© ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1 Zentrale in Unterföhring.

Der Münchner Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat ein weiteres Mal tiefgreifende Personalmaßnahmen angekündigt. Rund 430 Vollzeitstellen werden konzernweit abgebaut – ein Schritt, der nicht nur das Headquarter in Unterföhring betrifft, sondern auch Tochterunternehmen und Beteiligungen in Österreich. Es ist nicht das erste Mal, dass der Konzern mit Einschnitten Schlagzeilen macht – bereits 2023 wurden knapp 400 Stellen gestrichen.

Mit dem neuen Paket reagiert die Gruppe auf die anhaltend schwache Werbekonjunktur und die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen im linearen TV-Markt. Ziel ist es, das Unternehmen schlanker, effizienter und digitaler aufzustellen – ein Spagat, der nach innen Sparpotenziale aktivieren und nach außen Investoren beruhigen soll. CEO Bert Habets bezeichnete den Schritt als „schwierige, aber notwendige Entscheidung“, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Kostenstruktur zu verbessern.

Österreich nicht ausgenommen

Konkret trifft es auch einzelne Einheiten in Österreich, darunter Funktionen in Produktion, Vermarktung und digitaler Contententwicklung. Eine vollständige Liste der betroffenen Bereiche wurde nicht veröffentlicht, jedoch gilt als gesichert, dass auch Standorte in Wien von der Restrukturierung nicht verschont bleiben.

Die Umstellung erfolgt formal über ein freiwilliges Programm, das mit Arbeitnehmervertretungen abgestimmt wurde. Dennoch zeichnet sich ab, dass nicht alle Positionen im Rahmen natürlicher Fluktuation abgebaut werden können – was für einen vergleichsweise kleinen Medienmarkt wie Österreich spürbare Folgen haben dürfte.

In Österreich gehören die TV-Sender ATV und Puls zur ProSiebenSat.1-Gruppe. Zu den Auswirkungen hierzulande machte das Unternehmen auf Anfrage der APA keine genauen Angaben. “Die herausfordernden Marktbedingungen betreffen natürlich auch Österreich und wir müssen auch entsprechende Personalmaßnahmen setzen”, hieß es in einer Stellungnahme. So werde aktuell der Salesbereich neu aufgestellt. Gleichzeitig schaffe das Unternehmen “laufend neue Jobprofile”. Ziel sei es, die “Wettbewerbsfähigkeit im nationalen Markt zu erhalten und Spielraum für erforderliche Investitionen sicherzustellen.”

Konzern richtet sich neu aus

Strategisch setzt ProSiebenSat.1 künftig auf eine Konzentration im Entertainment-Bereich – konkret auf die TV-Sendergruppe und den hauseigenen Streamingdienst Joyn. Der Bereich Dating & Commerce, der zuletzt noch als Wachstumstreiber galt, soll finanziell entlastet werden.

Auch im deutschsprachigen Markt setzt der Konzern verstärkt auf Synergiepotenziale: Produktion, Distribution und Vermarktung sollen künftig über Ländergrenzen hinweg gebündelt werden. In der Praxis bedeutet das wohl: weniger lokale Spielräume, mehr zentrale Steuerung – ein Modell, das auch in Österreich für Diskussionen sorgen dürfte.

Unsichere Zeiten für Beschäftigte

Für den Medienstandort Österreich stellt sich einmal mehr die Frage, wie tief der Rotstift ansetzt – und ob das verbleibende Fachpersonal langfristig gehalten werden kann. Ob am Ende tatsächlich ein effizienter, zukunftsfähiger Konzern steht – oder lediglich ein ausgedünntes Restmodell – bleibt abzuwarten. Klar ist nur: Für viele Mitarbeiter beginnt nun eine Phase der Unsicherheit.

(red)

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