Förderungen für “andererseits” und “Dossier”
Auch die zwei Schweizer Medien "Reflekt" und "Tsüri" erhalten jeweils bis zu 400.000 Euro vom Media Forward Fund (MFF). Es sind drei Förderrunden pro Jahr geplant.
Der Media Forward Fund (MFF) hat erstmals Fördergelder für tragfähige Geschäftsmodelle im gemeinwohlorientierten Qualitätsjournalismus ausgeschüttet. In der ersten Runde kamen die beiden österreichischen Medien „andererseits“ (400.000 Euro) und „Dossier“ (390.000 Euro) sowie die beiden Schweizer Medien „Reflekt”“ (300.000 Euro) und „Tsüri“ (400.000 Euro) in den Genuss der Förderung. Insgesamt hatten sich laut Aussendung 136 Medienhäuser aus dem deutschsprachigen Raum beworben.
Erfolgreicher inklusiver Journalismus
Beim inklusiven Medium „andererseits“ recherchieren und schreiben Menschen mit und ohne Behinderung, wobei neben einem Printmagazin und zwei Newslettern auch umfangreiche Recherchen in Kooperation mit großen Partnermedien veröffentlicht werden. „Im Gegensatz zu vielen anderen Medien ist ‘andererseits’ erfolgreich darin, echten und glaubwürdigen inklusiven Journalismus unter qualitätsjournalistischen Ansprüchen zu machen, auch wenn dieser zeit- und damit kostenintensiver ist“ begründete die fünfköpfige Jury ihre Entscheidung, das Medienhaus zu unterstützen. Mit der Förderung des MFF will „andererseits“ die Zahl der zahlenden Abonnentinnen und Abonnenten verdreifachen. Dafür sind Relaunches der Newsletter und die Entwicklung zusätzlicher Social-Media-Formate geplant.
„Dossier“ auf der Bühne
“Dossier” möchte die Vermittlung seiner investigativjournalistischen Arbeitsweise und einzelner Rechercheergebnisse auf der Theaterbühne ausweiten. Bereits erprobt wurde dieser „slow journalism“ im Rahmen des Stücks „Aufstieg und Fall des Herrn René Benko“ in Kooperation mit dem Wiener Volkstheater. Künftig soll es drei verschiedene Live-Journalismus-Formate geben und so zusätzliche zahlende Mitglieder gewonnen werden. Bewährt sich das Vorhaben, „könnte ein völlig neues journalistisches Genre mit immersivem Charakter für die Branche entstehen und sich als neues, gemeinwohlorientiertes Erlösmodell etablieren“, so die Jury.
Investigative Social Media Videos
Im Falle von „Reflekt“ handelt es sich um ein Investigativmedium, das mit der Produktion von investigativem Videos für Social Media vermehrt jüngere Zielgruppen zu erreichen versucht. Das digitale Stadtmagazin „Tsüri“ will mit einem neuen hyperlokalen Newsletter über die Wohnkrise in der Stadt Zürich berichten.
Neun Millionen für unterversorgte Zielgruppen
Der Media Forward Fund steht für gemeinwohlorientierte Medien und Projekte nach der Ideenphase offen. Förderfähig sind insbesondere Medien, die Lücken füllen und Augenmerk auf Zielgruppen legen, die bisher wenig Zugang zu Journalismus haben. Die Mittel stammen von diversen Stiftungen wie der Schöpflin Stiftung, der Rudolf Augstein Stiftung, der ERSTE Stiftung oder auch der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie sowie Impact Investoren und Privatpersonen. Gründungsgeschäftsführer ist Ex-„Standard“-Chefredakteur Martin Kotynek. Bis dato ist der Fund mit neun Millionen Euro dotiert. Pro Jahr sind drei Förderrunden geplant. Neue Bewerbungen sind ab März 2025 möglich. Die Förderungen belaufen sich auf in der Regel bis zu 400.000 Euro pro Medium.