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Zum Tod von Mathilde Schwabeneder

Trauer über den Verlust einer außergewöhnlichen Journalistin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin.

14.03.2025 14:55
Redaktion
© ORF/Peter Meierhofer

Die langjährige ORF-Korrespondentin, Buchautorin und Menschenrechtsaktivistin Mathilde Schwabeneder ist in der Nacht auf Freitag im Alter von 69 Jahren verstorben. Mit ihr verliert der österreichische Journalismus eine engagierte und hochgeschätzte Persönlichkeit, die jahrzehntelang mit Tiefgang, Empathie und herausragender Fachkenntnis berichtete.

Eine vielseitige Persönlichkeit

Schwabeneder wurde 1956 in Linz geboren und wuchs im oberösterreichischen Offenhausen auf. Nach ihrer Ausbildung zur Logopädin zog sie 1983 nach Rom, wo sie an der Universität „La Sapienza“ Romanistik studierte und promovierte. Ihre journalistische Laufbahn begann sie 1992 in der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Dort spezialisierte sie sich auf Entwicklungszusammenarbeit und gewann ein tiefes Verständnis für Kirche, Gesellschaft und internationale Politik.

1995 trat sie in den ORF ein und arbeitete zunächst für Ö1 in den Bereichen Information und Religion. 1999 wechselte sie ins Fernsehen, wo sie in der Hauptabteilung Religion tätig war. Ihr journalistischer Stil zeichnete sich durch fundierte Recherchen, eine ruhige, kompetente Kommentierung und eine tiefe Menschlichkeit aus. Von 2007 bis 2020 leitete sie das ORF-Büro in Rom und berichtete aus Italien, dem Vatikan und Malta. Ihre sprachliche Gewandtheit – sie beherrschte Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch – erlaubte ihr eine unübersetzte, unmittelbare Berichterstattung bei großen Live-Ereignissen.

Kommentatorin großer Ereignisse

Schwabeneder wurde zu einer prägenden Stimme der ORF-Religionsberichterstattung. Sie kommentierte kirchliche Großereignisse wie die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. und die Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. Mit Feingefühl und Sachverstand brachte sie komplexe Themen einem breiten Publikum näher.

Doch ihr journalistisches Schaffen reichte weit über die Kirchenberichterstattung hinaus. Schwabeneder führte zahlreiche hochkarätige Interviews, darunter mit dem Dalai Lama, der Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai und dem US-Schauspieler Richard Gere. Sie war auch in der ORF-„Pressestunde“ zu sehen, wo sie als kompetente Fragestellerin auftrat.

Ihr Mut zeigte sich besonders in ihrer Reportage über den Bürgerkrieg im Südsudan, die sie mit nur einem Kameramann realisierte. Immer wieder rückte sie jene ins Zentrum, die sonst kaum Gehör fanden: Menschen auf der Flucht, Opfer von Gewalt und sozial Benachteiligte.

Autorin und Kämpferin für Gerechtigkeit

Neben ihrer journalistischen Tätigkeit verfasste Schwabeneder mehrere Bücher, die sich mit brennenden sozialen Themen befassten. In „Auf der Flucht – Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers“ (2015), das sie gemeinsam mit Karim El-Gawhary schrieb, dokumentierte sie eindrucksvoll das Schicksal von Geflüchteten. „Sie packen aus – Frauen im Kampf gegen die Mafia“ (2020) stellte mutige Frauen in den Mittelpunkt, die sich gegen die organisierte Kriminalität stellten.

Nach ihrer Pensionierung im Juni 2020 engagierte sie sich weiterhin für soziale Anliegen. 2021 übernahm sie den Vorsitz des Vereins SOS-Menschenrechte Österreich und setzte sich aktiv für Geflüchtete und Menschenrechte ein.

Mit ihrem Tod verliert Österreich eine herausragende Stimme.

(ORF/red)

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