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Wirtschaftsausblick des IHS: Optimismus unter 1 Prozent

Das Institut für Höhere Studien erwartet für die Jahre 2025 bis 2029 ein durchschnittliches Wachstum von 0,9 Prozent.

17.07.2025 17:06
Redaktion
© APA/Schlager
IHS-Chef Holger Bonin

Mit Spannung war die Pressekonferenz des Instituts für Höhere Studien (IHS) erwartet worden. Immerhin hieß es zuletzt, die Regierung setze „die richtigen Impulse“, die wirtschaftliche Erholung sei im Gang. Doch dann fiel die zentrale Zahl: 0,9 Prozent jährliches Wachstum bis 2029. IHS-Direktor Holger Bonin sprach von einer „Konsolidierungsphase“, in der Österreichs Wirtschaft real wachse, die Menschen davon aber wenig spürten.

Zahlen ohne Zugkraft

Nach zwei Rezessionsjahren 2023 und 2024 erwartet das IHS für heuer ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Die Prognose für die Folgejahre bleibt zurückhaltend: Zwischen 2025 und 2029 soll das reale BIP jährlich zwischen 1,0 und 1,3 Prozent zulegen – deutlich unter dem Vorkrisenschnitt von rund 2 Prozent, der zuletzt vor 2020 erreicht wurde. Das Budgetdefizit bleibt laut IHS bis 2029 über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent, während Bevölkerung und Systemkosten weiter steigen. Das produktive Potenzial der Volkswirtschaft wächst zu langsam, um für Entlastung zu sorgen.

Internationale Unsicherheit bleibt

Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die Außenwirtschaft. In einer IHS-Simulation belasten bestehende US-Zölle die österreichische Wirtschaftsleistung bereits spürbar – bei einer Verschärfung durch eine zweite Trump-Präsidentschaft könnte das BIP zusätzlich um bis zu 0,4 Prozent schrumpfen. Die Prognose unterstellt moderate globale Bedingungen – ob diese eintreten, bleibt fraglich.

Prognose mit Warnsignalcharakter

Bemerkenswert ist die Offenheit, mit der das IHS inzwischen auf strukturelle Wachstumsdefizite hinweist. Während vergleichbar schwache Erwartungen in der Vergangenheit als „Seitwärtsbewegung“ oder „temporäre Schwäche“ kommuniziert wurden, ist heute bereits im Vorfeld von „erheblichen Abwärtsrisiken“ die Rede. Das spricht für Realismus – und für eine bewusste Dämpfung ökonomischer Erwartungshaltungen.

Auswirkungen auf Medien- und Werbewirtschaft

Für die werbefinanzierte Medien- und Kommunikationsbranche ist das mittelfristige Szenario besonders relevant. Wirtschaftswachstum schafft Konsumlaune, Investitionsbereitschaft und Werbebudgets – in Phasen niedrigen Wachstums fehlt diese Grundlage. Wenn das BIP kaum zulegt, steigen auch Auftragsvolumen in Marketing und Media nicht automatisch. Unternehmen werden selektiver in ihrer Kommunikation, Budgets werden verstärkt an kurzfristige Performance-Ziele geknüpft. Langfristige Markenführung oder breite Imagekampagnen geraten ins Hintertreffen.

Auch die Medienbranche selbst spürt die Folgen: Ohne konjunkturelle Belebung fällt es schwer, zusätzliche Leser:innen oder Werbekunden zu gewinnen. Gleichzeitig steigen die Produktionskosten, von Papier über Personal bis zu Technologie. Der Strukturwandel in den Medien wird damit nicht nur durch Digitalisierung, sondern zunehmend auch durch wirtschaftlichen Druck beschleunigt.

Was das IHS da vorlegt, ist eine Konjunkturprognose – aber eine, die kaum Hoffnung macht. Sie beschreibt kein neues Wachstumskapitel, sondern ein wirtschaftliches Jahrzehnt mit angezogener Handbremse. Für Medien und Werbung bedeutet das: kein Aufbruch, sondern anhaltender Anpassungsdruck.

(APA/red)

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