Walstead Leykam schließt Druckerei in St. Pölten
Während in Österreich Standorte geschlossen werden, bleibt die Walstead Gruppe in Mittel- und Osteuropa aktiv.

Die Walstead Gruppe setzt ihren Schrumpfkurs in Österreich fort: Nach der Schließung von Müllendorf 2023 folgt nun der Standort in St. Pölten. Rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind betroffen, darunter 55 direkte Beschäftigte. Die offizielle Begründung des Unternehmens: Marktveränderungen, hohe Kosten und mangelnde Rentabilität. Doch hinter diesen Faktoren steckt eine Entwicklung, die nicht nur die Druckbranche, sondern auch den heimischen Industriestandort insgesamt betrifft.
Druckmarkt im Wandel
Laut Unternehmensangaben basiert die Schließung auf einem langfristigen Branchentrend: Digitale Kommunikationsformate ersetzen zunehmend den klassischen Druck, was die Nachfrage nach Offsetdruck verringert. Gleichzeitig macht ein Überangebot an Produktionskapazitäten das Geschäft schwieriger. Die hohen Arbeits- und Energiekosten in Österreich verschärfen die Situation zusätzlich.
Doch während in Österreich Standorte geschlossen werden, bleibt die Walstead Gruppe in Mittel- und Osteuropa aktiv. Druckereien in Slowenien und Tschechien laufen weiter – Regionen, in denen Lohn- und Betriebskosten niedriger sind. Die Strategie ist nicht neu: Seit Jahren nutzen international agierende Unternehmen den Standortvorteil dieser Länder, um günstiger zu produzieren. Walstead hat diese Entwicklung konsequent vorangetrieben und sich durch Übernahmen Marktanteile in ganz Europa gesichert.
Die Frage, die sich stellt: Geht es tatsächlich um strukturelle Marktprobleme oder wird hier eine bewusste Verlagerung von Arbeitsplätzen in Länder mit niedrigerem Lohnniveau vollzogen? Denn während Walstead Leykam in Österreich Stellen streicht, meldete der Konzern für 2023 einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro – kein Zeichen eines krisengebeutelten Unternehmens.
St. Pölten als jüngstes Opfer
Die Schließung des Standorts St. Pölten reiht sich in eine Serie von Sparmaßnahmen ein. Bereits 2019 baute Walstead in Österreich Stellen ab, 2023 wurde der Standort Müllendorf mit rund 40 Beschäftigten geschlossen. In Neudörfl (Burgenland) steht die Belegschaft ebenfalls unter Druck: Eine Nulllohnrunde für 2025 und ein mageres Gehaltsplus von 3,2 Prozent im Vorjahr verdeutlichen den Sparkurs des Unternehmens. (Quelle: Kurier, 27. Februar 2025)
Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in St. Pölten ist die Ankündigung ein harter Schlag. Laut interner Mitteilung an die Belegschaft, die in einer Betriebsversammlung kommuniziert wurde, sei die Schließung „das Ergebnis grundlegender Veränderungen in der Druckindustrie“. Gleichzeitig betont das Unternehmen, dass man „zu den führenden Anbietern in der europäischen Druckindustrie“ gehöre – eine Aussage, die für die Betroffenen angesichts des Jobverlusts kaum Trost bietet.
Was bleibt für Österreich?
Die Abwanderung von Produktionsarbeitsplätzen ist kein Phänomen, das sich auf die Druckbranche beschränkt. Zahlreiche Traditionsunternehmen verlagern ihre Fertigung oder schließen Standorte, weil der Kostenfaktor in Österreich im internationalen Vergleich zu hoch erscheint. Gerade in der Druckbranche, die lange von hoher Qualität und kurzen Lieferwegen profitierte, stellt sich die Frage, ob der Preiswettbewerb gegenüber digitalen Medien und günstigeren Produktionsländern auf Dauer Bestand haben kann.
Während Walstead in seiner offiziellen Mitteilung betont, dass die Entscheidung „nach einer gründlichen Analyse der aktuellen Marktsituation“ getroffen wurde, bleibt ein bitterer Nachgeschmack: Sind es wirklich allein die Marktgegebenheiten oder schlicht die niedrigeren Löhne in Osteuropa, die den Ausschlag geben? Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Unternehmen weitere Standorte reduziert – oder ob die Verlagerung bereits vollzogen ist.
Eines ist jedenfalls klar: Für die heimische Industrie sind solche Entwicklungen ein Alarmsignal. Denn während Konzerne die Vorteile eines globalisierten Marktes nutzen, bleiben regionale Arbeitsplätze, Fachkräfte und ganze Branchenstrukturen auf der Strecke.
(red)