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Stellenabbau ohne Ende in der Medienbranche

Dutzende Kündigungen bei der „Kleinen Zeitung“ markieren den nächsten Einschnitt in einer branchenweiten Welle von Sparmaßnahmen.

21.10.2025 10:07
Redaktion
© Adobe

Der Stellenabbau in der österreichischen Medienbranche geht ungebremst weiter. Seit Jahresbeginn haben Sparmaßnahmen mehrere Hundert Beschäftigte getroffen – darunter auch viele Journalistinnen und Journalisten. Hauptgründe sind schrumpfende Werbeerlöse, sinkende Print-Abozahlen und der Vormarsch von KI-gestützten Suchüberblicken im Netz, die Klickzahlen mindern.

Welle von Kündigungen in Redaktionen

Zuletzt hat die „Kleine Zeitung“ in Graz bestätigt, sich von über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu trennen – die Mehrheit aus der Redaktion. Laut Chefredakteur Oliver Pokorny wurde das AMS über geplante Personalmaßnahmen informiert. Bereits zuvor hatten andere Häuser ähnliche Schritte gesetzt: Beim Red Bull Media House fallen rund zehn Prozent der 600 Beschäftigten weg, bei der Regionalmedien Austria (RMA), der „Presse“, dem „Standard“ und dem Privatsender Puls 24 wurde Personal reduziert. Auch der „Kurier“ und die „Kronen Zeitung“ hatten schon im Vorjahr größere Sparpakete angekündigt.

Über 2.000 Journalisten weniger seit 2007

Nach Berechnungen des Medienhauses Wien sank die Zahl der hauptberuflichen Journalistinnen und Journalisten in Österreich von rund 7.100 im Jahr 2007 auf deutlich unter 5.000 heute. Damit sind in weniger als zwei Jahrzehnten über 2.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Branchenexperten nennen als Hauptursachen die Abwanderung der Werbegelder zu internationalen Digitalkonzernen und die zögerliche Zahlungsbereitschaft für Online-Abos.

Hinzu kommt ein neuer Faktor: sogenannte AI Overviews von Suchmaschinen wie Google, die Nachrichteninhalte algorithmisch zusammenfassen. Viele Nutzerinnen und Nutzer informieren sich bereits über diese automatischen Kurzüberblicke, statt auf Nachrichtenportale zu klicken – ein direkter Verlust an Reichweite für österreichische Medien.

Gewerkschaft und Politik reagieren

Die Gewerkschaft GPA und der Presseclub Concordia wollen am Donnerstag Maßnahmen zur Absicherung der Redaktionen präsentieren. „Die wirtschaftliche Lage der Medienbranche ist besorgniserregend“, heißt es in der Einladung zur Pressekonferenz.

Auch Medienminister Andreas Babler (SPÖ) zeigte sich auf APA-Anfrage antwortbereit: „Das ist natürlich keine gute Entwicklung.“ Politik könne aber nur Rahmenbedingungen schaffen, so Babler. Laut Ministerium unterstützt der Bund die österreichische Medienlandschaft jährlich mit rund 80 Millionen Euro.

Für 2026 kündigte Babler neue Vertriebsförderungen an, um die Zustellung von Zeitungen zu erleichtern, sowie ein Modell zur Förderung junger Mediennutzerinnen und -nutzer, das Medien- und Demokratiekompetenz stärken soll.

Langfristig müsse aber sichergestellt werden, dass Medien wirtschaftlich überlebensfähig bleiben, „ohne sich in Abhängigkeit vom Staat zu begeben“.

Regierungsinserate auf historischem Tief

Laut der Medienbehörde KommAustria sanken die Werbeausgaben der öffentlichen Hand im ersten Halbjahr 2025 um 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Ein Großteil des Rückgangs betrifft die Bundesregierung, die ihre Ausgaben von 18,7 Millionen Euro auf 3,2 Millionen Euro drosselte – ein Tiefstand seit Beginn der Medientransparenz-Erhebungen.

Babler verteidigte die Kürzung mit Verweis auf das Gesetz: Inserate der öffentlichen Hand dürften nur geschaltet werden, wenn ein konkretes Informationsbedürfnis bestehe. Medienpolitik solle nicht über Werbeschaltungen betrieben werden, sondern über gezielte Förderinstrumente.

(APA/red)

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