ServusTV-Intendant Wegscheider verliert Führung
Mit seinem Wochenkommentar "Der Wegscheider" ist deshalb noch lange nicht Schluss.

Ferdinand Wegscheider beendet zu seinem 65. Geburtstag im September seine Führungstätigkeit bei ServusTV. Der gegenwärtige Intendant des Salzburger Privatsenders bleibt dem Medienhaus jedoch als Berater verbunden und führt auch seinen Wochenkommentar “Der Wegscheider” fort. Entsprechende Medienberichte bestätigte ServusTV am Mittwoch gegenüber der APA.
Wer Wegscheider nachfolgen soll, ist offen. Als General Manager agiert Goetz Hoefer. Wegscheider stand seit 2016 an der Spitze des Privatsenders und führte ihn u.a. dank teurer Sportrechte und einer traditionell-ländlichen Ausrichtung zum quotenstärksten Privatsender des Landes. 2024 betrug der Marktanteil 5,3 Prozent.
“Der Wegscheider” beschäftigt Gerichte
Mit seinem Wochenkommentar “Der Wegscheider” beschäftigt er auch Gerichte. Ursprünglich hatte die Medienbehörde KommAustria fünf Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuellen Mediendienste-Gesetzes erkannt, allen voran im Zusammenhang mit der Behandlung der Coronapandemie. Das Bundesverwaltungsgericht hatte daraufhin diesen Bescheid aufgehoben, allerdings dabei die Objektivität des gesamten Senders und nicht der einzelnen Sendungen geprüft, wie der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Juni des Vorjahres feststellte. Daher sei der Fall erneut zu prüfen.
KommAustria-Beschwerde
Das Bundesverwaltungsgericht hat den Bescheid der Medienbehörde KommAustria vom 23.12.2022 zum wöchentlichen Satireformat „Der Wegscheider“ ersatzlos aufgehoben.
Nach einer Beschwerde des Presseclubs Concordia hatte die Medienbehörde bei fünf Ausgaben des satirischen Wochenkommentars „Der Wegscheider“ per Bescheid Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetzes (AMD-G § 41 Abs. 1) festgestellt.
Der Berufung von ServusTV gegen diesen Bescheid der Medienbehörde KommAustria wurde am 20.6.2023 durch das Bundesverwaltungsgericht stattgegeben, der angefochtene Bescheid somit aufgehoben. Diese Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.
Ferdinand Wegscheider: „Wir freuen uns, dass das BVwG klar festgestellt hat, dass es sich bei meinem satirischen Wochenkommentar nicht um eine Berichterstattung, Informationssendung oder Nachrichtensendung handelt und somit keine Rechtsverletzung gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuelle Mediendienste-Gesetzes vorliegt. Insofern ist die Aufhebung des Bescheids der Medienbehörde ein wichtiger Etappensieg und ein Erfolg für unabhängigen Journalismus in Österreich.“
Salzburg TV Gründer
Wegscheider gründete Mitte der 90er-Jahre den Vorgänger von ServusTV. Er hob Salzburg TV aus der Taufe, als Privatfernsehen in Österreich per Gesetz noch nicht erlaubt war. Erst 2002 erhielt der Sender eine Lizenz. Fünf Jahre später übernahm das Red Bull Media House den Sender und machte daraus ServusTV. Wegscheider verließ den Privatsender für mehrere Jahre, kehrte 2014 aber als Infochef zurück. Zwei Jahre später stieg er zum Intendanten auf.
(APA/red)