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“Sei kein Ungustl” spricht auch Frauen an

Das Land Oberösterreich hat zwei Agenturen mit einer Verkehrssicherheitskampagne betraut.

19.03.2025 14:25
Redaktion
© FORAFILM
Videospot „Ungustln unter sich“

Mit der neuen Verkehrssicherheitskampagne „Sei kein Ungustl“ rückt das Land Oberösterreich in Zusammenarbeit mit den Agenturen Gruppe am Park und Traktor Wien das Thema Rücksichtnahme im Straßenverkehr ins Zentrum. Der humorvolle Spot spielt mit bekannten Stereotypen und setzt auf einen unterhaltsamen Zugang, um Verkehrsteilnehmer zu einem respektvolleren Verhalten zu animieren.

Humor als Spiegel für den Alltag

Statt mit dem erhobenen Zeigefinger zu mahnen, zeigt die Kampagne auf augenzwinkernde Weise, wie rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr entsteht – und wie leicht es sich vermeiden ließe. Der Begriff „Ungustl“, der im österreichischen Sprachgebrauch für eine unangenehme oder rücksichtslose Person steht, wird dabei als humorvolles Stilmittel genutzt. „Jeder oder jede von uns kann mal zum Ungustl werden. Im Alltag ist das unangenehm, aber im Straßenverkehr kann es schnell gefährlich werden“, so Alexander Winsauer, Kreativ-Geschäftsführer von Traktor Wien.

Herzstück der Kampagne ist der von FORAFILM produzierte Spot „Ungustln unter sich“. Er zeigt eine Selbsthilfegruppe für Verkehrssünder, die mit ihren eigenen Fehltritten konfrontiert wird. Regisseur Dinko Draganovic setzt dabei auf überzeichnete Charaktere und Situationskomik.

Hier geht’s zu Spot auf YouTube

Kreative Köpfe der Agenturen Gruppe am Park und Traktor Wien.
Kreative Köpfe der Agenturen Gruppe am Park und Traktor Wien.

Während die Kampagne auf eine geschlechterneutrale Ansprache abzielt, zeigt sich in der Inszenierung des Spots eine auffallend ungleiche Rollenverteilung. Männer werden primär als impulsiv, uneinsichtig oder aggressiv dargestellt – vom rücksichtslosen Autofahrer über den selbstironisch inszenierten Macho bis hin zu den handgreiflichen Streithähnen. Die weiblichen Charaktere hingegen bekommen eine andere, teils widersprüchliche Dynamik.

Die einsichtige Radfahrerin startet zwar den eskalierenden Konflikt, indem sie einem Teilnehmer mit Wasser beschüttet, doch das reicht nicht aus, um Gleichberechtigung in Sachen “Road Rage” zu vermitteln. Zwei weitere Frauen in der Runde bleiben völlig unbeteiligt – sie wirken eher wie Statistinnen in einer Inszenierung, die letztlich doch auf männliche „Ungustln“ als Hauptakteure angewiesen ist. Während sich also die Männer als regelrechte „Ungustln“ profilieren, werden die Frauen – auch die Gruppenleiterin – als überforderte Mitläuferinnen inszeniert.

Die bewusst überzeichnete, humoristische Darstellung soll diesen Kontrast überspielen. Dennoch bleibt der Eindruck, dass „Ungustln“ ausschließlich männlich sind, während Frauen entweder naiv, passiv oder überfordert wirken. Eine ausgewogenere Rollenverteilung hätte die Kampagnenbotschaft möglicherweise breiter aufgestellt. Doch durch die Wahl des Begriffs „Ungustl“ war dieser Fokus von Anfang an naheliegend.

 

Videospot zur Kampagne „Ungustln unter sich“ von FORAFILM.
„Ungustln unter sich“ Screenshot

Sprachliche Herkunft

Das Wort leitet sich vom Adjektiv „ungustig“ (veraltet für „unangenehm“, „widerlich“) ab, das aus dem Mittelhochdeutschen stammt. Ein „Ungustl“ ist somit jemand, der schlechten Geschmack (im übertragenen Sinn) verbreitet oder allgemein unangenehm ist.

Im österreichischen Sprachgebrauch kann der Begriff auch halb-humorvoll verwendet werden, etwa für jemanden, der zwar unangenehm, aber nicht bösartig ist. Im richtigen Kontext kann „Ungustl“ also auch augenzwinkernd oder als neckender Ausdruck für mürrische oder griesgrämige Personen verwendet werden. Es gibt keine fest etablierte weibliche Version wie „Ungustin“ oder „Ungustlerin“. Wenn jemand jedoch sagt: „Die is’ a Ungustl“, versteht man es.

Multikanal-Strategie

Die Kampagne wird über Out-of-Home, Kino, TV, Radio und Social Media ausgespielt. Die ersten Phasen konzentrieren sich auf Awareness und Umdenken, während eine weiterführende Online-Kampagne praktische Tipps für mehr Rücksicht im Verkehr liefern soll.

Das Konzept der humorvollen Sensibilisierung soll bereits Wirkung zeigen. Die Verantwortlichen setzen darauf, dass die Botschaft langfristig im Gedächtnis bleibt – und deshalb vielleicht ein paar Ungustln weniger auf Oberösterreichs Straßen unterwegs sind.


Credits:

Agentur: Gruppe am Park / Traktor Wien
Beratung, Strategie: Bernhard Buchegger, Katharina Luger
CD/Konzept: Michael Denoth, Alexander Winsauer
Text: Christoph Voglhuber
AD: Thomas Rogl
Film: Forafilm
Regie: Dinko Draganovic
HF: Louisa Zehnder


(PA/red)

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