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ProSiebenSat.1 zieht Umbauplan durch

Vorstand und Aufsichtsrat haben einer Vereinbarung mit dem US-Investor General Atlantic (GA) zugestimmt.

21.03.2025 11:29
Redaktion
© ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1 Zentrale in Unterföhring.

Nach wochenlangen Unsicherheiten und spekulativen Verzögerungen nimmt der Konzernumbau bei ProSiebenSat.1 konkrete Formen an. Wie das Unternehmen am Mittwoch offiziell bekanntgab, haben Vorstand und Aufsichtsrat einer Vereinbarung mit dem US-Investor General Atlantic (GA) zugestimmt. Damit wird GA seine Minderheitsanteile an der NuCom Group (exkl. flaconi) und der ParshipMeet Group an ProSiebenSat.1 abtreten – im Gegenzug erhält GA neben einem Baranteil auch Aktienpakete sowie eine Beteiligung am künftigen Exit-Erlös der ParshipMeet Group. Die Einigung steht im Zusammenhang mit dem ebenfalls beschlossenen Verkauf des Vergleichsportals Verivox, der kurz bevorstehen soll.

Klarheit nach monatelanger Hängepartie

Die Entscheidung kommt nach einer Phase interner Diskussionen und mehrfachen Verschiebungen, die Beobachter auf Uneinigkeit im Aufsichtsrat und Skepsis bei den Großaktionären zurückführten. Noch vor wenigen Tagen schien unklar, ob GA seinen geplanten Einstieg wie vorgesehen umsetzen kann. Stattdessen dreht sich das Karussell nun in entgegengesetzter Richtung: ProSiebenSat.1 übernimmt die vollständige Kontrolle über NuCom und ParshipMeet, während GA künftig direkt – und nicht mehr über NuCom – an flaconi beteiligt bleibt.

Für GA bedeutet der Deal einen geordneten Rückzug, ohne sich vollständig aus dem Beteiligungsgefüge zu lösen. Die Kompensation umfasst eine Barkomponente in Höhe von zehn Millionen Euro, ca. 5,9 Millionen ProSiebenSat.1-Aktien (entspricht rund 2,5 Prozent des Grundkapitals) sowie eine fixe Beteiligung von 50 Millionen Euro bei einem etwaigen Verkauf von ParshipMeet. Zusätzlich profitiert GA an möglichen künftigen Erlösen aus einem laufenden Rechtsstreit der NuCom Group – ein wirtschaftlich ausgeklügelter Kompromiss.

Strategische Neuausrichtung

Für ProSiebenSat.1 markiert der Deal einen wichtigen Schritt in Richtung strategischer Fokussierung. Mit der alleinigen Kontrolle über NuCom, flaconi und ParshipMeet gewinnt der Konzern an Handlungsspielraum – insbesondere im Hinblick auf mögliche Veräußerungen oder Repositionierungen der Beteiligungen. Die Trennung von Verivox, einstiger Hoffnungsträger in der Digitaloffensive, unterstreicht die zunehmende Rückbesinnung auf das Kerngeschäft rund um Entertainment und Broadcasting.

Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt eines unabhängigen Wertgutachtens sowie des formellen Abschlusses der Verivox-Verkaufsverhandlungen. Der Vollzug wird aber zeitnah erwartet.

Harmonisierung mit Großaktionären?

Ob die Einigung auch für Ruhe unter den Hauptaktionären sorgt, bleibt abzuwarten. Insbesondere MediaForEurope (MFE) und der tschechische Investor PPF hatten in der Vergangenheit mehr Transparenz und eine klarere strategische Linie gefordert. Die nun getroffene Vereinbarung könnte als Signal der Konsolidierung gewertet werden – gleichzeitig verschiebt sie das Machtgefüge innerhalb der Beteiligungen zugunsten von ProSiebenSat.1. Inwiefern dies den Übernahmegerüchten rund um MFE entgegenwirkt, bleibt vorerst offen.

(PA/red)

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