ProSiebenSat.1 rutscht in die roten Zahlen
Unterm Strich steht im ersten Quartal ein Verlust von 14 Millionen Euro – im Vorjahr waren es noch acht Millionen Euro Gewinn.

Der deutsche Medienkonzern ProSiebenSat.1 steckt zum Jahresbeginn in der Krise: Wegen sinkender Werbeeinnahmen im linearen TV rutschte das Unternehmen im ersten Quartal in die Verlustzone. Gleichzeitig tobt ein offener Machtkampf zwischen zwei Großaktionären: der tschechischen PPF-Gruppe und dem Berlusconi-nahen Medienhaus MediaForEurope (MFE). Beide buhlen um Einfluss – mit konkurrierenden Kaufangeboten für ProSieben-Aktien.
Ergebnis bricht ein
Der operative Gewinn (EBITDA) von ProSiebenSat.1 sank im ersten Quartal um satte 39 Prozent auf nur noch 44 Millionen Euro. Unterm Strich steht ein Verlust von 14 Millionen Euro – im Vorjahr hatte das Unternehmen noch acht Millionen Euro Gewinn ausgewiesen. Auch der Umsatz fiel leicht auf 855 Millionen Euro. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet, das Ausmaß überraschte jedoch viele. Konzernchef Bert Habets hält dennoch an der Jahresprognose fest: 3,7 bis 4 Milliarden Euro Umsatz und bis zu 570 Millionen Euro bereinigtes EBITDA sollen 2025 erreicht werden – mit spürbarem Rückenwind aus dem Digitalgeschäft und der Streamingplattform Joyn.
Zwei Bieter, zwei Strategien
Während wirtschaftlich der Druck wächst, spitzt sich auf der Eigentümerebene ein Machtkampf zu. Die tschechische PPF-Gruppe – kontrolliert von den Erben des 2021 verstorbenen Petr Kellner – will ihre Beteiligung an ProSiebenSat.1 auf bis zu 29,99 Prozent ausbauen und bietet den Aktionären dafür 7 Euro pro Aktie in bar. Das ist deutlich mehr als das laufende Angebot der italienischen MFE, die 4,48 Euro plus 0,4 eigene Aktien bietet – ein rechnerischer Gesamtwert von rund 5,74 Euro je Papier.
MFE, hinter der Familie Berlusconi steht, hält bereits etwas mehr als 30 Prozent und will mit dem Angebot eine teure Pflichtofferte vermeiden. Eine echte Übernahme strebt laut eigenen Angaben keine der beiden Seiten an – der Kampf dreht sich um Einfluss und strategische Weichenstellungen.
Vorstand zeigt Präferenzen
Anders als beim Angebot aus Mailand, das bisher ohne Stellungnahme blieb, begrüßte der ProSiebenSat.1-Vorstand das Angebot der PPF ausdrücklich – mit Verweis auf deren langfristige Ausrichtung und Unterstützung der Konzernstrategie. Die Hauptversammlung am 28. Mai dürfte zur Bühne für ein handfestes Aktionärsduell werden.
Sparprogramm mit Personalabbau
Unabhängig vom Aktionärsgezänk setzt der Konzern den Rotstift an. Rund 400 Arbeitsplätze sollen im Zuge eines laufenden Sparprogramms gestrichen werden. Betroffen sind sowohl Verwaltungsbereiche als auch Produktionseinheiten. In Österreich betreibt ProSiebenSat.1 die Sender ATV und Puls 4 – ob auch dort Kürzungen bevorstehen, ist derzeit offen.
Die Gemengelage aus wirtschaftlichem Druck, politischen Interessen und internationalem Aktionärspoker macht ProSiebenSat.1 aktuell zu einem der spannendsten, aber auch fragilsten Medienunternehmen Europas.
(APA/red)