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Österreichs Glasfaser-Problem

Wenn das Land den Städten voraus ist
© Erstellt mit Dall-E von OpenAI

Die Internetnutzung in Österreich hat in den letzten Jahren einen signifikanten Anstieg verzeichnet. Bei Telekommunikationsanbieter Drei hat sich das Datenvolumen innerhalb eines Jahres um fast 20 Prozent auf 1,68 Milliarden Gigabyte erhöht hat. Dies entspricht beinahe einer Verdoppelung im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Angetrieben wird der Anstieg hauptsächlich von Streaming-Diensten, Online-Gaming, sozialen Netzwerken und unlimitierten 5G Smartphone-Tarifen.

Herausforderungen beim Netzausbau

CEO Rudolf Schrefl betont, dass der Datenhunger der Österreicher schneller wächst als der Netzausbau. Obwohl Österreich bei 5G unter den Top 10 der EU liegt, hinkt der Glasfaser-Ausbau im EU-Vergleich noch hinterher. Doch widererwartender Weise konzentriert sich dieses Problem nicht auf die ländlichen Regionen. Ganz im Gegenteil: Während es für einzelne Wohnhäuser mit eigenem Grundstück “ein Klacks” ist, eine Glasfaserleitung zu verlegen – und sogar vom Land gefördert wird, scheitert es in Österreichs Großstädten umso mehr. Vor allen die, die sich bei ihrer Wohnungssuche für einen Altbau entschieden haben, müssen sich größtenteils mit einer Internetleitung zweiter Klasse zufrieden geben, wie derStandard berichtet. Denn obwohl der Glasfaseranschluss vielerorts bereits vor den Gebäuden bereit liegen würde, scheuen sich die Verantwortlichen, die Verlegung zu veranlassen. Denn eine Baustelle sei eben ein enormer Aufwand, und die Bewohner würden sich darüber so gar nicht freuen.   

Aber auch bei neuen Bauprojekten schaut die Sache nicht besser aus. Im Gespräch mit derStandard vergleicht Herbert Flatscher, Geschäftsführer von FiberEins, die Wichtigkeit von Glasfaser mit der von Strom und Wasser. Bauträger sehen dies aber ganz anders: Bei den meisten Projekten werden die Leitungen immer noch nicht als kritische Infrastruktur mit geplant. Stattdessen sollen diese von „den großen Telekommunikationsanbietern“ verlegt werden. In manchen Gebäuden komme es so dazu, dass unterschiedliche Anbieter jeweils ihre eigene Glasfaserleitung bauen und in einem Haus gleich mehrere sind. Was weder ein Vorteil für die Bewohner, noch für die Anbieter selbst sei.  

Das Chaos regeln

Leider überraschen solche Fehlkonstruktionen nicht, wenn man bedenkt, dass es auch in 2024 noch keine einheitlichen Standards für Glaserfaserausbau in Österreich gibt. So könne jeder Anbieter im Grund machen, „was er will“, bestätigt der Unternehmer. Dagegen setzt sich der Verband Open Fiber Austria (OFAA) ein. Seine Idee dabei ist einfacher als erwartet: Zukünftig sollen Glasfasernetze innerhalb von Gebäuden von den Errichtern selbst mitgebaut werden. So gehöre die Leitung der Hausverwaltung und die Bewohner können sich ihren Anbieter – wir es vom Handy kennen – selbst aussuchen. Dass dieses – doch sehr simple – System funktioniert, zeigen die Bauprojekte am Land, bei welchen es bereits so umgesetzt wird. 

Und auch Rudolf Schrefl fordert einen Digitalisierungs-Scheck für Haushalte und Unternehmen, um die Breitband-Nachfrage zu fördern und die Anfangsinvestitionen in Glasfaser- oder 5G-Anschlüsse zu erleichtern.

PA/Red.

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