Österreich verbessert sich im Pressefreiheitsranking
Österreich klettert im weltweiten RSF-Ranking 2025 von Platz 32 auf Platz 22 – doch Herausforderungen für die Pressefreiheit bleiben bestehen.

Nach dem Absturz von Platz 29 auf Platz 32 im Vorjahr hat sich Österreich im aktuellen Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RSF) wieder verbessert. Im weltweiten Vergleich erreicht das Land 2025 Platz 22 – ein deutlicher Sprung gegenüber 2024.
Positive Entwicklung
Die Einstufung im Pressefreiheitsindex basiert auf fünf Kernindikatoren, die laut RSF in diesem Jahr allesamt eine positive Entwicklung aufweisen. Dabei handelt es sich um politischen, wirtschaftlichen, rechtlichen und soziokulturellen Kontext sowie die Sicherheit von Medienschaffenden. Beurteilt wird von Journalisten, Wissenschaftlern und Anwälten. Insgesamt konnte Österreich im Vergleich zum Vorjahr 3,43 Punkte gutmachen. Besonders stark fiel die Verbesserung im ökonomischen Bereich aus, wo ein Plus von 4,53 Punkten erzielt wurde. Martin Wassermair, Generalsekretär von RSF Österreich, sieht darin eine klare Aufwärtstendenz. Trotz der erfreulichen Entwicklung warnt RSF-Österreich-Präsident Fritz Hausjell vor verfrühter Entwarnung. Ausschlaggebend für die bessere Platzierung sei vor allem die Reform der Medienförderung gewesen. Die stärkere Unterstützung von Qualitätsjournalismus und die Förderung der digitalen Transformation hätten den negativen Trend der Vorjahre gebremst. Allerdings erhalten laut Hausjell weiterhin vor allem Boulevardmedien den Großteil der staatlichen Mittel. Eine gezielte Förderung neuer und digitaler Medien fehle nach wie vor.
Medienpolitik in Österreich
Trotz der Verbesserung sieht RSF Österreich weiterhin großen Handlungsbedarf. Die Organisation will sich weiterhin kritisch-konstruktiv in medienpolitische Debatten einbringen. Der Abstand zu den Top-10-Plätzen sei mit etwa sechs Punkten im Index nach wie vor beträchtlich, betont Hausjell. Seit dem Antritt der neuen Bundesregierung führt RSF Österreich Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern, um auf Risiken und Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen. Bereits am 7. April trafen Hausjell und Wassermair die neue Justizministerin Anna Sporrer zu einem ersten Fachgespräch. Hausjell warnt davor, den ORF finanziell weiter einzuschränken. Angesichts der allgemeinen Schwächung journalistischer Angebote sei es kontraproduktiv, erfahrene Journalisten durch Sparmaßnahmen in den Ruhestand zu drängen. Vielmehr brauche es gezielte Förderungen, auch für nicht-kommerzielle und private Medien, um etwa Projekte im Bereich Medienbildung zu ermöglichen. Medienkompetenz sei ein zentrales Ziel, das auch im Regierungsprogramm verankert sei.
Weltweite Herausforderungen
Weltweit zeigt sich laut RSF ein historischer Tiefstand der Pressefreiheit. In 160 der 180 bewerteten Länder haben Medien erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, und mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Staaten mit „sehr ernster“ Lage der Medienfreiheit. Zur Spitzengruppe der Länder mit einer als „gut“ bewerteten Pressefreiheit zählen ausschließlich Staaten aus Nordeuropa: Norwegen, Estland, die Niederlande, Schweden, Finnland, Dänemark und Irland. Norwegen belegt weiterhin den ersten Platz, während China, Nordkorea und Eritrea die weltweiten Schlusslichter darstellen. RSF hebt hervor, dass die wirtschaftliche Schwächung von Medien eine der größten Gefahren für die Pressefreiheit darstellt. Faktoren wie Eigentumskonzentration, wirtschaftlicher Druck bei der Anzeigenvergabe und mangelnde Transparenz bei öffentlicher Finanzierung gefährden die Unabhängigkeit von Medienunternehmen. RSF-Redaktionsleiterin Anne Bocandé betont, dass wirtschaftliche Unabhängigkeit eine zentrale Voraussetzung für freien und pluralistischen Journalismus sei.
(PA/red)