Ö3 verlängert Chart-Partnerschaft mit IFPI
Österreichs offizielle Hitparade bleibt drei weitere Jahre bei Ö3 – mit neuen Sonderwertungen für "Austrians".

Die „Ö3 Austria Top 40“ bleiben, was sie seit Jahrzehnten sind: Österreichs einzige offizielle Hitparade. Die IFPI, der Verband der österreichischen Musikwirtschaft, hat den Vertrag mit Ö3 um drei Jahre verlängert. Gleichzeitig werden die Charts erweitert: Neben der wöchentlichen Hitliste gibt es künftig monatliche Sonderwertungen für österreichische Singles und Alben. Außerdem wandert die Chartshow ab September auf den Montagabend, flankiert von einem neuen Podcast.
Charts als Statistik, Ö3 als Filter
Die Berechnung der Charts liegt bei IFPI und GfK Entertainment. Sie berücksichtigen physische Verkäufe, Downloads und Streamingdaten – also das, was Menschen tatsächlich hören oder kaufen. Doch zwischen Statistik und Radiorealität verläuft ein Bruch: Im Tagesprogramm von Ö3 landet nur, was ins Format passt – familientauglicher Mainstream-Pop, internationale Chart-Stars, Acts mit Label-Deals und Tour-Promotion. Deutschsprachiger Straßenrap oder sperrigere Genres tauchen zwar in den offiziellen Rankings auf, in der Sendung werden sie aber oft nur angesagt oder in Kurzform erwähnt.
Sonderwertung für Österreich
Die größte Neuerung ist die Einführung eigener „Austria Charts“. Jeden Monat wird künftig erhoben, welche österreichischen Singles und Alben am erfolgreichsten waren. Damit soll die Sichtbarkeit heimischer Musik gestärkt werden – ein Anliegen, das in der Branche seit Jahren diskutiert wird. Denn viele Acts erreichen zwar im Inland große Resonanz, verschwinden aber im internationalen Ranking zwischen Taylor Swift, Katy Perry, Ed Sheeran oder Bruno Mars. Mit der Sonderwertung können österreichische Künstler ihre Erfolge klarer dokumentieren – und haben zugleich bessere Chancen, auch im Ö3-Programm aufzutauchen.
Einheimische unter sich
Ganz anders verhält es sich bei den heimischen „Top-Acts“: Pizzera & Jaus, Seiler und Speer oder Christina Stürmer gehören fix ins Ö3-Alltagsprogramm. Sie sind beim Publikum erfolgreich, haben Werbedeals und liefern den Soundtrack, der auch im Werbeblock des Senders Erinnerungen weckt. Darüber hinaus wird es dünn. Singer-Songwriter, experimentelle Formate oder weniger markttaugliche Genres finden kaum statt. Mundart Acts wie Sigrid Horn sind auf Ö3 manchmal vertreten – aber da muss schon Regenwetter herrschen.
Eine verpflichtende Quote für österreichische Musik existiert nicht – ein 2009 anvisiertes Ziel von 30 Prozent wurde nie umgesetzt, die spätere „Musikcharta“ von 2018 mit 15 Prozent Kernzeitanteil blieb freiwillig. Vor diesem Hintergrund könnten die neuen „Austria Charts“ tatsächlich eine Lösung sein: Endlich erhalten heimische Künstler im Rahmen der offiziellen Hitparade mehr Sichtbarkeit – und damit auch eine realistische Chance, öfter auf Österreichs meistgehörtem Sender zu laufen.
(red)