Kommentar zu JJ: Was für ein Schas…
Bremst den Burschen bitte ein, bevor er sich um Kopf und Kragen redet.

Bei Udo Jürgens war das alles noch unheimlich einfach: Der war jung, kam aus dem Nichts und präsentierte sich – als er mit Merci Chérie 1966 siegte – als Ideal-Schwiegersohn.
Wie wir alle mitbekommen haben, war das dann bei Conchita Wurst schon viel, viel schwieriger. Mann, Frau, Bart, schwul … na servas.
Und da wir alle wissen, dass das Netz – sprich: die Hater, die Trolle und die Giftschleuderer – tendenziell bösartig ist, niemals das Gute siegt und nur allzu viele anonyme Kotzbrocken mit ihren Hass-Postings straflos wegkommen, war Conchita Wurst immens tröstlich: Im Jahr 2014 siegte das Gute. Jemand, der für Toleranz, für eine moderne Gesellschaft, für LGBTQ+-Freiheit eintrat, machte Furore.
Mit JJ, der eingangs bejubelt wurde, geschieht plötzlich etwas ganz anderes:
Nach einem furiosen Auftritt fällt ihm nichts Besseres ein, als zu rufen: „Leitln, wir hab’n den Schas gewonnen. I bring’s hoam!“
Da er doch definitiv einer der Favoriten war, konnte er vielleicht – im hintersten Eck seines Hirns – damit spekulieren, den größten Musikwettbewerb Europas vielleicht doch zu gewinnen. Wie schlecht brieft aber der ORF dann seine Sieger – oder wie mangelhaft –, wenn dieser Satz das Erste ist? Wer will schon beim größten Erfolg seines Lebens das Wort „Schas“ herausdrücken?
Natürlich gab es – in der Euphorie – keine Kritik darüber. Dafür ist sie jetzt umso lauter, seit bekannt wurde, dass JJ – laut heute.at – einen Post geliked hat, der den tödlichen Anschlag auf israelische Botschaftsmitarbeiter thematisiert.
Und in einem Interview mit der spanischen Zeitung El País spricht er sich für einen Song Contest in Wien – ohne Israel – aus.
Imagine, der Song von John Lennon, war eine der stärksten Mahnungen aller Zeiten für Friedensstiftung. Musik soll verbinden – nicht trennen.
JJ und der ORF versuchen zu kalmieren. Letztgenannter tut seine Statements als Privatmeinung ab. JJ selber will sich dazu nicht mehr äußern. Er täte gut daran, künftig völkerverbindendes von sich zu geben – wenn er schon öffentlich spricht.
Und an die Adresse des ORF: Bremst den Burschen bitte ein, bevor er sich um Kopf und Kragen redet – und Österreich mit seinem Sieg nicht nutzt, sondern schadet. Man erinnere sich: Nie wieder.
Telekratius