Heute-Story über Glattauer als Gratwanderung
Ein Zeitungsinterview über den eigenen Tod wirft Fragen nach Verantwortung, Nähe und medialer Inszenierung auf.

Gestern setzte der Falter mit einem Podcast das Signal, heute folgte die breite Schlagzeile in Heute, morgen soll Niki Glattauer tot sein. In kaum mehr als 48 Stunden wurde aus einem persönlichen Schicksal eine publizistische Dramaturgie über mehrere Medien hinweg – mit Interviews, Fotos und großen Worten.

Es sind nicht nur die Bilder, die irritieren. Glattauer, 66, wirkt gefasst, beinahe vital, als würde er für eine Bilanz posieren. In Wahrheit geht es um seinen angekündigten assistierten Suizid am folgenden Tag. Besonders heikel: Das Gespräch führten langjährige Weggefährten – Ex-Chefredakteur Christian Nusser und Falter-Chef Florian Klenk. Wenn Nähe so dominant ist, bleibt die Frage nach der nötigen Distanz offen.
Dazu kommt die Detailfülle der Berichte: vom medizinischen Ablauf über Wartefristen bis zu den Kosten. Suizidpräventionsstellen warnen seit Jahren vor der Nachahmungsgefahr, wenn genau solche Informationen öffentlich zugänglich gemacht werden. Zwar werden Notrufnummern abgedruckt, doch sie wirken wie ein Pflichtanhang.
So bleibt nach dem Blick auf die Schlagzeilen vor allem ein Unbehagen: Darf man das? Soll man das? Und: Wem dient es wirklich? Morgen, am 4. September, soll Niki Glattauer seinem Leben ein Ende setzen – Gott möge ihm beistehen.
(red/key)
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