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ESC 2026: Wer will? Wer kann? Wer hat noch nicht?

Nach JJ's Triumph bringen sich Städte und Regionen österreichweit für den nächsten Song Contest in Stellung.

20.05.2025 13:47
Redaktion
© comdesign.net
Oympiahalle Innsbruck

Der Song Contest 2025 ist Geschichte – und was für eine. In Basel wurde das Megaevent in der St. Jakobshalle gefeiert, mit JJ als Sieger und Österreich auf Platz eins. Jetzt geht es darum, wo 2026 gesungen, gefiebert und gefeiert wird. Der ORF beginnt in Kürze mit der Ausschreibung – doch vielerorts wurde der Hut längst in den Ring geworfen. Einige Bewerbungen wirken durchdacht, andere eher wie PR-Aktionen.

Wien: Der Favorit mit Erfahrung

Die Hauptstadt war 2015 Schauplatz eines international hochgelobten ESCs. Damals bot die Wiener Stadthalle Platz für 13.500 Gäste und wurde eigens aufgerüstet, etwa mit einer leistungsstarken Klimaanlage. Bürgermeister Michael Ludwig meldete Wiens Bereitschaft noch bevor JJ zurück auf österreichischen Boden landete. Die Wiener Stadthalle hätte schon längst in den Ruhestand entlassen werden sollen, erfüllt aber weiterhin alle Anforderungen einer Konzerthalle: Bühnenhöhe, Infrastruktur, Pressezentrum – alles vorhanden. Auch Hotellerie und öffentliche Anbindung sprechen für Wien.

Innsbruck: Kompakt, erfahren, ambitioniert

Die Tiroler Landeshauptstadt setzt auf die Olympiaworld mit bis zu 12.000 Plätzen – fast exakt so groß wie die ESC-Halle in Basel. Daneben liegt das Tivoli Stadion für Public-Viewing-Veranstaltungen mit rund 17.000 möglichen Gästen. Bürgermeister Johannes Anzengruber sieht eine „sehr große Chance“ für Innsbruck, das sich bereits 2014 beworben hatte. Das Land Tirol zeigt sich offen, eine starke Einbindung der Tourismusregionen wird vorbereitet. Die Bettenanzahl liegt bei rund 9.000 – vergleichbar mit Basel.

Graz: Groß genug, aber auch entschlossen genug?

Die Grazer Stadthalle bietet bis zu 14.500 Sitzplätze, das angrenzende Messeareal umfasst rund 85.000 Quadratmeter. Auch die Anbindung ist gegeben, rund 8.000 Gästebetten stehen zur Verfügung. Politisch ist die Bewerbung jedoch noch nicht abgestimmt: Bürgermeisterin Elke Kahr betont die Notwendigkeit gemeinsamer Zustimmung im Stadtsenat. Das Land Steiermark fordert konkrete Zahlen, um die Finanzierung bewerten zu können.

ESC-Sieger JJ am Flughafen Wien
ESC-Sieger JJ am Flughafen Wien bei seiner Rückkehr aus Basel. | © ORF/Roman Zach-Kiesling.

Premstätten: Der Außenseiter mit Show-Erfahrung

Klaus Leutgeb, Betreiber des Schwarzl-Freizeitzentrums, sieht in seiner Halle mit bis zu 18.000 Stehplätzen eine ideale Bühne. Ein neu errichtetes blickdichtes Dach soll TV-Standards sichern. Daneben gäbe es eine 70.000 m² große Freifläche für Public Viewing mit bis zu 40.000 Personen. Leutgeb will auch die Messe Graz einbinden und ein „Österreich Village“ errichten. Doch der politische Rückhalt fehlt bislang: Premstättens Bürgermeister zeigte sich überrascht, eine Abstimmung mit dem Land steht aus.

Wels und Linz: Gemeinsame Sache für OÖ

Wels baut eine neue Messehalle für 34 Millionen Euro, die im Jänner 2026 fertig sein soll – mit Platz für bis zu 5.700 Gäste. Gemeinsam mit Linz, das rund 8.500 Gästebetten beisteuert, will man den ESC in Oberösterreich veranstalten. Bürgermeister Andreas Rabl und sein Linzer Kollege Dietmar Prammer treten im Schulterschluss auf. Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer unterstützt das Projekt. Kritik gibt es allerdings an der Größe der Halle – sie könnte den ESC-Anforderungen nicht gerecht werden. Und nicht rechtzeitig fertig werden im worst case.

Oberwart: ESC auf dem Land?

Mit 6.000 genehmigten Plätzen in der Burgenland-Halle meldet sich auch Oberwart zu Wort. Bürgermeister Georg Rosner hält das Messegelände für geeignet – auch wenn Quartierkapazitäten erst über Nachbarorte wie Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf gestemmt werden müssten. Konzerterfahrung ist da, etwa durch frühere „Starmania“-Events. Dennoch ist unklar, wie ernst die Bewerbung zu nehmen ist.

Andere Städte winken ab

Salzburg und Klagenfurt haben bereits abgewunken: Zu hohe Kosten, fehlende Infrastruktur. Niederösterreichs Landeshauptfrau brachte zwar Interesse zum Ausdruck, nannte aber keinen konkreten Austragungsort. Das größte Zentrum, das VAZ St. Pölten, bietet in Konzertbestuhlung maximal 3.300 Plätze – zu wenig für ESC-Verhältnisse.

Wer hat die Nase vorn?

Wien punktet mit Erfahrung, internationaler Sichtbarkeit und perfekter Infrastruktur. Aber: Wien hatte schon. Und Österreich hat mehr zu bieten.

Innsbruck wirkt derzeit am stärksten aufgestellt: klare Struktur, gute Halle, motivierte Politik. Graz bringt Raum mit, aber noch keine Einigkeit. Premstätten glänzt mit Visionen, bleibt aber politisch allein. Wels und Linz könnten überraschen, doch ist der Zeitplan realistisch? Oberwart setzt auf ländlichen Charme, könnte aber an der Logistik scheitern.

Bleibt die Frage: ESC 2026 – Hauptstadt, Landpartie oder Alpenmetropole?

(APA/red)

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