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Ein bisschen Frieden? Der 70. Song Contest wackelt

Die Jubiläumsausgabe könnte zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort als in Wien 2026 stattfinden.

09.10.2025 16:46
Redaktion
© ORF/Wien Tourismus/Christian Stemper
Wien ist die Host City des Eurovision Song Contest 2026

Meistens kennt man die Sieger eines Wettbewerbs erst nach der Show – diesmal war es umgekehrt. Österreich ging als Gewinner des 70. Song Contest in die Geschichte ein. Richtig gelesen.

Denn der Hauptpreis, so sehen es viele Tourismusverantwortliche, ist nicht der Sieg selbst, sondern das Austragen des Großereignisses – der eigentliche Jackpot. Schon wenige Tage nach JJs fulminantem Erfolg in Stockholm rechneten Analysten vor, wie viel Geld dadurch in die Kassen der Allgemeinheit fließen würde: durch Touristen, durch weltweite Werbung, durch die gesamte Wertschöpfungskette. Und als unbare Draufgabe gäbe es unsere leiwande, weltoffene Art frei Haus – im Aktionszeitraum absoluter Weltoffenheit.

Soweit der Plan. Doch dass es nun anders kommen könnte, erfährt man jetzt:

Laut Medienberichten mache die ÖVP Druck auf den ORF, das Megaevent in Österreich abzusagen, sollten die Mitglieder der Rundfunkunion gegen eine Teilnahme Israels stimmen, wie aus einem APA-Bericht hervorgeht.

An der militärischen Front zeichnet sich in Gaza derzeit eine Chance auf Frieden ab, in der ESC-Welt rumort es jedoch weiterhin gewaltig. Im November ist bekanntlich die Abstimmung der EBU-Mitgliedssender über eine Teilnahme Israels beim Eurovision Song Contest angesetzt. Laut “oe24” würde derzeit die ÖVP mit Bundeskanzler Christian Stocker Druck auf den ORF und die Stadt Wien ausüben, um das musikalische Großevent in Österreich abzusagen, sollte Israel ausgeschlossen werden.

Gegenüber dem “Kurier” wollte das Kanzleramt entsprechende Aussagen allerdings nicht bestätigen. Entsprechende Stimmen innerhalb der Regierungspartei scheint es aber definitiv zu geben.

Zahlungen würden fällig

Abgesehen vom Affront gegenüber dem Bewerb und ESC-Europa müsste der ORF bei einer kurzfristigen Absage allerdings millionenschwere Zahlungen einkalkulieren. Laut “Standard”-Informationen müsse der ORF den Bewerb auch dann finanzieren, wenn er ihn selbst nicht ausrichte, sondern einen Rückzieher mache.

Die aufseiten der Stadt zugeschossenen Millionen für den Bewerb würden selbstredend nur dann von der Kommune übernommen, wenn der ESC 2026 auch in der Bundeshauptstadt stattfindet. Auch diesen Betrag müsste mithin der Sender aufbringen. Der ORF hält sich dazu allerdings bedeckt in der Causa. “Es ist alles im Fluss”, hieß es gegenüber dem “Standard”.

Letztlich hoffen alle Beteiligten – wohl auch bei der Europäischen Rundfunkunion EBU – nun auf einen Erfolg des Friedensplans für Nahost. Dies könnte die geplante Abstimmung eventuell doch zugunsten einer israelischen Teilnahme drehen oder diese gar gänzlich überflüssig machen. Bis dato hatten einige Länder wie Spanien, Irland oder die Niederlande angekündigt, nicht beim Wiener ESC teilnehmen zu wollen, sollte Israel wegen des Gazakrieges nicht ausgeschlossen werden. Die EBU hatte daraufhin die Abstimmung unter allen Mitgliedern angesetzt.

(APA/red)

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