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EDitorial: Ansichten und Einsichten

Von Aufregern und Skurrilitäten, die uns dieser Tage bewegen. Oder berühren sollten. Tätig in einer angeschlagenen Branche, die auf „verlorenem Posten“ steht.
© privat

Markennachweis Sonnenbrille: Thom Browne/Reinhold Optik Velden

Mit höchster Aufmerksamkeit verfolgten die Vertreter der heimischen Medien den Kurz-Prozess. Denn der Ausgang dieses Verfahrens – davon gehen die meisten aus – hat drastische Auswirkungen auf die Folge-Prozesse. Wenn’s um die Inseratenaffäre und das Beinschab-Tool geht. Dazu laufen derzeit die Voruntersuchungen bei der Staatsanwaltschaft. Aufsehenerregende Hausdurchsuchungen bei Heute und Österreich haben die Gemüter erhitzt. Österreichs Medienbranche steht vor der – bislang noch nie dagewesenen – Situation, dass drei der wichtigsten Medienhäuser Österreichs in eine Affäre verwickelt sind, wo es um Veruntreuung und schweren Betrug geht.

Der Kurz-Prozess war – damit verglichen – nur das Vorgeplänkel. Und ein sanftes Lüfterl. Der Sturm steht noch bevor. Der Ex-Kanzler erläuterte mir höchstpersönlich, warum er im Gegensatz zu Casag-Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner nicht den Weg der Diversion beschritten hat. Was ich und viele Gleichgesinnte, die das Verfahren verfolgt und analysiert haben, als sinnvollste aller Strategien gesehen hätten. Doch das, was Kurz mir da bei einem launigen Gespräch (er sei nach dem Urteil und dem, was da über den Richter und das Thema „Befangenheit“ jüngst enthüllt wurde. bester Laune) erläuterte, ist bis dato nicht bekannt geworden. Kurz: „Ob es zu einer Diversion kommt, liegt einzig im Ermessen des Richters. Um eine Diversion zu erlangen, muss der, der sie anstrebt, voll geständig sein. Will man sich das Verfahren nun ersparen und gesteht – wiewohl ich mir diesbezüglich nichts vorzuwerfen habe –, dann ist der Zug abgefahren. Wird dann die Diversion abgelehnt, ist das Geständnis aktenkundig. Und die Causa ist gelaufen. Deshalb stand das nie zur Diskussion. Auch wegen meiner eigenen Überzeugung. Das kämpfe ich jetzt durch.“

Bei der Verkündung des Urteils, wonach der Ex-Kanzler in zwei Punkten freigesprochen und in einem verurteilt wurde (nicht rechtskräftig), ging ein Raunen durch die ÖVP-nahe Richterschaft. Die hätten unisono ihre Talare darauf verwettet, dass da nur ein Freispruch kommen kann. Das Urteil selbst war – wie mir Rechtsexperten, die eher der politischen Gegnerschaft von Kurz zuzurechnen sind, erläuterten – sorgfältigst vorbereitet. Und das, was man auf gut österreichisch als „gfeanzt“ bezeichnet. Zu ihrer Erklärung: Hätte Richter Michael Radasztics den Ex-Kanzler in allen Punkten verurteilt, dann wäre es in der Instanz viel leichter, diese Erkenntnis auszuhebeln. Wenn man als Richter seine „Unvoreingenommenheit“ dadurch manifestiert, indem man den Angeklagten in zwei Punkten freispricht und nur in einem verurteilt, dann ist es im Instanzenzug unendlich viel schwerer zu erreichen, dass dem Rekurs Folge geleistet wird.

Mal sehen, wie das ausgeht. Und wie sich das Faktum, dass Thomas Schmid nun in seiner Glaubwürdigkeit aufgewertet wird, auf die herandräuenden Prozesse auswirken wird.

Rechen-stunde: Beinschaben ante portas
Die Causa Prima der Medienbranche ist wohl die Inseratenaffäre und das, was rund um das Beinschab-Tool auf drei große Medienhäuser zukommt. Welche Befindlichkeit die Beschuldigten haben (es gilt die Unschuldsvermutung), gegen die Voruntersuchungen laufen, lässt sich an drei ganzseitigen Kommentaren von Eva Dichand in ihrer Tageszeitung Heute ablesen, an Gastkommentaren einer Ministerin und eines Staatssekretärs in Heute. Und an vehementen Protesten diverser  weiterer beteiligter Personen. Da regen sich Wut, Widerstand und Proteste. S. Kurz und E. Dichand verbindet eine gewisse – jüngst gezeigte – Larmoyanz, die – um es vorsichtig zu fromulieren – nicht gerade gut ankam. Diesbezüglich wurde ich von einem Statement überrascht, das vor Zynismus nur so strotzt, aber auch ein gewisses Quäntchen an realistischer Einschätzung unserer bagdadanischen Zustände birgt. Mein anonymer (mächtiger) Informant meinte: Wenn dieser Prozess jemals über die Bühne geht (gehen sollte), dann wird die jetzige Justizministerin nicht mehr im Amt sein. Ihre Partei mit 99-prozentiger Sicherheit nicht mehr in der Regierung. Doch bevor drei der wichtigsten heimischen Medien und ihre Proponenten Gefahr laufen, vor Gericht zu landen, hätte ein allfälliger neuer Justizminister die historisch einmalige („Achtung Zynismus“) Chance, sich bei drei Schlüsselmedien hierzulande höchst verdient zu machen. Wenn er diese Geschichte – um es mit dem verwichenen Sektionschef Pilnacek zu sagen – „daschlogn“ würde. Deswegen schliefen die handelnden Personen in Wahrheit ruhig. Denn wer würde sich denn schon solch eine Möglichkeit entgehen lassen? Noch dazu bei uns. In Bagdad? 
Dazu konnte ich exklusiv in Erfahrung bringen, dass bis dato mehrere hunderttausende Dokumente (!) in dieser Causa beschlagnahmt wurden (!). Die beschlagnahmten Unterlagen reichen bis ins Jahr 2000 zurück.
Jedes dieser Dokumente muss nun von den Beschuldigten gesichtet und gemeinsam mit dem Staatsanwalt (und das macht ein Einziger) bewertet werden.
Pro Werktag gehen sich da maximal ein paar hundert Dokumente aus. Rechnet man die Zahl der beschlagnahmten Dokumente hoch, Wochenenden und Urlaube ab und kalkuliert mit ein, dass man den Betroffenen ja nicht zumuten kann, fünf Tage in der Woche nur an der Aufarbeitung ihrer beschlagnahmten Unterlagen zu arbeiten, dann ist eines klar: Es werden noch Jahre vergehen, bevor alleine der Wust an Unterlagen gesichtet ist.
Auch ein Grund, warum die handelnden Personen allen Grund haben, ruhig in Morpheus Armen zu schlafen. 

Anmerkung: Ich persönlich distanziere mich klar und deutlich vor derartigen Ansichten. Recht muss hierzulande fair, unabhängig und konsequent ausjudiziert werden.

Vor einigen Wochen entbrannte die Frage, wer denn Schuld an einer Flut von Gewalttaten, die von immer jüngeren Tätern begangen werden, hierzulande trägt. Also suchte man nach den Wurzeln. Und es entspann sich eine Diskussion, dass jugendliche Übeltäter in den allermeisten Fällen bereits in der Schule auffallen. Also läge es an den Lehrern, die Eltern der betreffenden Missetäter vorzuladen, ihnen ins Gewissen zu reden und dafür zu sorgen, dass im familiären Umfeld etwas passiert, damit es nicht zu Gewaltexzessen, Messerstechereien, Mobbing und gar Vergewaltigungen vonseiten Jugendlicher kommt.

Also wurde Bildungsminister Martin Polaschek darauf angesprochen, ob jene Eltern, die trotz Vorladung nicht in der Schule erscheinen und denen offenkundig das Verhalten ihrer halbwüchsigen Brut „wurscht“ ist, mit Strafen belegt werden sollten. In einem ersten Statement stimmte der Minister zu, dass dies dabei helfen würde, die Eltern eines Besseren zu belehren. Tags darauf meinte er dann: Strafen sind wohl nicht das zielführende Mittel, um diese Situation zu verbessern. Man müsse eine andere Lösung dafür finden…

Ob dieses Statements hatte ich mir einen österreichweiten Shitstorm erwartet. Für den Mann mit der Tolle, dessen schnell dahingesagter Satz ja eher trollmäßig daherkommt. Aber irgendwie ist es keinem aufgefallen. Wirklich keinem außer mir? Denn was sagt uns denn da der Minister mit seinem Statement? Wenn er meint, man müsse eine andere Lösung finden, dann bedeutet das doch nichts anderes, als dass er die entsprechende Verantwortung, dass etwas getan werden muss und vor allem: was getan werden muss und am wichtigsten: wer etwas tun sollte, von sich wegschiebt. Er vergisst dabei nur auf das alles Entscheidende: Nicht man muss eine Lösung finden. Er, Polaschek, muss eine Lösung finden. Denn verdammt noch mal – wer ist denn der Minister für Bildung und Wissenschaft? Bundesminister Martin Polaschek. Es ist also sein verdammter Job und seine vermaledeite Aufgabe, derartige Probleme einer Lösung zuzuführen. Schließlich hält er sich ja – wovon ich mit großer Sicherheit ausgehe – vielleicht etwas weniger Berater als die GrünInnen, aber er wird wohl welche in seinem Ministerium haben, die da Probleme analysieren, Lösungen evaluieren und konkrete Konzepte vorlegen können. 

Für mich ist dieser flapsige Ausspruch der entscheidende Sager der letzten Jahre aus der heimischen Politik. Weil er in unglaublich signifikanter und entlarvender Weise belegt, wie Politiker hierzulande ticken. Nicht sie wollen etwas lösen, man muss eine Lösung finden. Und deshalb sind wir so satt auf die Politiker. Deshalb haben jetzt sogar schon die Kommunisten hierzulande ein Leiberl. Wobei das Geschichtsbewusstsein unserer Mitbürger nicht besonders ausgeprägt sein dürfte. Denn welcher Unverfrorenheit bedarf es, wenn der Salzburger Sunnyboy Kay-Michael Dankl oder seine Grazer Kollegin Elke Kahr Kommunismus auf ihre Fahnen schreiben? Ein Regime, das Millionen Tote zu verantworten hatte. Ein gescheitertes System, das (siehe Stalinismus) eine der übelsten Machtstrukturen der Weltgeschichte hatte. Und solchen Proponenten ohne jedweden Respekt vor der Geschichte fliegen die Herzen zu, nur weil sie ihre Politikergage spenden und die Finger in jene Wunden legen, die die Menschen am meisten (siehe Wohn-Malaise) beschäftigen. Was eigentlich Aufgabe unserer traditionellen Politiker der großen Parteien wäre. Aber die (siehe Polaschek) schieben ja das man vor, bevor sie bereit sind, irgendetwas Konkretes zu unternehmen …


Ein ähnlicher Aufreger ist auch der Fall Paulus Manker. In einer aufsehenerregenden Dokumentation, deren Recherche sich über Jahre erstreckte, brachte der Sender NDR einen vieldiskutierten Beitrag über aggressives Verhalten, verbale Übergriffe bis zu körperlichen Tätlichkeiten gegenüber Schauspielern. Darin namentlich genannt: die beiden heimischen Regisseure Paulus Manker und Julian Pölsler. Und wie handelt der ORF dieses Thema ab? Nun, der lud Paulus Manker in seinen Kulturmontag ein, wo der Beschuldigte „seine“ Position darstellen durfte. Die Einladung war eine krasse Fehlentscheidung (man kennt doch den Herrn Manker und konnte wohl vorhersehen, wie so etwas abläuft!). Doch der ORF machte nach der Programmfehlentscheidung dann noch den weit größeren Patzer: Er holte Peter Schneeberger zur Moderation als Mankers Gegenüber ins Studio. Der war dem larmoyanten, mit seiner Körpersprache signalisierenden, wie sehr ihm das alles auf den Keks ging, alles abstreitenden Manker in keiner Minute gewachsen. Und dann passierte etwas, wo es mich aus dem Fernsehsessel riss: Manker bezichtigte jene, die ihn in Protokollen, Äußerungen und vor laufender Kamera ob seiner Handlungen zur Rede gestellt hatten, als „Blockwarte“, „Kleingeister“ und „AMS-Zombies“. Ich glaubte, ich höre nicht richtig. Blockwarte? Das war jene Gruppe der niedrigsten Chargen von NS-Denunzianten, die das Vermögen von Juden auflisteten, die das Hören von „Feindsendern“ der Gestapo hinterbrachten, die ihre Mitbürger ausspionierten und hunderttausende Menschen ins Unglück stürzten. Anstatt dass nun Schneeberger Manker bei diesem Begriff vehement ins Wort gefallen wäre und ihm einen Ordnungsruf erteilt hätte, ließ der diese ungeheuerliche Bemerkung widerspruchslos stehen.

In einem am darauffolgenden Tag mit ORF-Generaldirektor Roland Weißmann geführten Telefonat stimmte mir der in allen Punkten meiner Kritik zu. Das sei völlig aus dem Ruder gelaufen, und da habe der ORF danebengehaut. Was mich wieder einigermaßen mit dem österreichischen Rundfunk versöhnte.

Faktum ist: In Zeiten, in denen die Judenfeindlichkeit und Übergriffe gegen unsere mosaischen Mitbürger drastisch gestiegen sind und in der die nach dem Holocaust wenigen verbliebenen Juden hierzulande fürchten, dass sie künftig kein normales Leben mehr führen können, ohne attackiert, beschimpft, gemobbt, oder diskreditiert zu werden, ist es die höchste Aufgabe für den Österreichischen Rundfunk, bei jedem Begriff, der Antisemitismus Vorschub leistet, sorgfältig und mit Augenmaß zu reagieren. Zu agieren und bei Bedarf vehement einzugreifen – sprich: grindigen Äußerungen wie der von Paulus Manker Paroli zu bieten.

Und dazu noch ein weiterer Gedanke: Schauspieler sind selbstständig. Auf dem freien Markt. Jemand muss sie zu einem Casting einladen. Buchen. Und jeder, der das überlegt, weiß natürlich genau, wie schwer sich jemand die Entscheidung macht, ob er mit Übergriffen von einem Regisseur ihm gegenüber an die Öffentlichkeit geht. Denn so eine(r) hat ganz schnell den Stempel als unbequemer, aufmüpfiger, schwieriger Gesprächspartner in seinem Lebenslauf. Und wer lädt schon jemanden, der als aufmüpfig, als widerspenstig und schwierig gilt, zu einem Casting ein? Jeder, der an die Öffentlichkeit tritt und sagt: „Ja, es gab Übergriffe gegen mich“, setzt damit ein ewiges Statement, mit der er seiner eigenen Karriere nachhaltig schadet. Und diese Mutigen werden dann als „Blockwarte“ bezeichnet? Die beim ORF – insbesondere in der Kulturabteilung – sollten sich schämen. Und der Herr Schneeberger soll nie wieder ein derartiges Gespräch führen dürfen.


Das meistgefeaturete Thema der letzten Monate war – richtig – die Affäre Benko. Angeführt von der Kronen Zeitung, befasst sich die Medienbranche nach dem Motto „Täglich grüßt das Murmeltier“ mit dem Defraudanten, den noch ein ganz spezielles Manko verfolgt, nämlich, dass er Gesellschafter des genannten Kleinformats ist.

Irgendwie war das schon eine ziemlich blöde Idee von Benko, sich an der Krone zu beteiligen. Ich genieße das Privileg, dass ich einer der ganz wenigen bin, denen René Benko höchstpersönlich ausführlich erklärt hat, warum er den Schritt gesetzt hat, die Krone-Anteile zu kaufen. Anlässlich eines Treffens vor etlichen Jahren, das von einem Kommunikationsberater Benkos entriert wurde und bei dem ich die Möglichkeiten ausloten wollte, ob der Mann Interesse hätte, mit mir gemeinsam eine maßgebliche Wochenzeitung, die mir damals zum Kauf angedient worden war, zu erwerben, wurde ich in das mittlerweile landbekannt gewordene Büro an der Freyung eingeladen. Ich durfte von der Fußmatte über moderne Kunst (scheußlich, aber teuer) bis zum eindrucksvollen Mobiliar Benkos Schaltzentrale von innen bewundern. Was ich mir als Erlebnis ausgemalt hatte, wurde zu einer herben Enttäuschung. Während unseres Gesprächs war Benko zu 50 Prozent mit seinem Handy beschäftigt, zu 40 Prozent mit Beratern, die bei der Tür hereinkamen und unser Gespräch mit Fragen unterbrachen und zu 30 Prozent mit der Sichtung von Unterlagen, die ihm während unseres Gesprächs vorgelegt wurden. Benko signalisierte mir stetig, wie wenig er an unserem Gespräch interessiert sei. Und gab mir deutlich zu verstehen, dass er in einer anderen Sphäre lebt als ich.

Viel blieb da an Aufmerksamkeit für mein Thema nicht übrig.

Oder um es direkt zu formulieren: Ich habe noch nie in meinem Leben so einen abgehobenen, arroganten Schnösel wie Benko erlebt. Und war froh, als das Gespräch dann zu Ende war.

Interessant war freilich, wie er argumentierte, warum er bei der Kronen Zeitung eingestiegen war: Er habe eine Sportplattform, die er weltweit ausbauen wolle. Da wolle er – länderweise – bei jenen Medien einsteigen, die über deren hervorragende Leser-Blatt-Bindung ihm die Klientel für sein Sportengagement liefern sollten. Die Krone sei ganz besonders sportaffin (siehe Skifahren, Fußball, etc.). Das habe ihn überzeugt. Das sei der Hebel für seine Geschäftsintentionen im Sportsegment. Pech gehabt, dass sein Unternehmen Signa Sports eines der ersten war, das im Zuge des Zusammenfalls des Benko-Kartenhauses vom Teufel geholt wurde.

Ob Benkos Fall – täglich forciert durch die Attacken seiner Feinde im eigenen Krone-Nest – ebenso schnell gegangen wäre, wenn er sich nicht die Krone zum Feind gemacht hätte? Nun, schon möglich. Jedenfalls war seine Beteiligung an der Krone – neben all dem anderen Wahnsinn des Wunder-Wuzzi-Tirolers, der den Hals nicht vollkriegen konnte und an der eigenen Gier erstickt ist – wohl seine blödeste Idee von allen. Erstaunlich, dass die strafrechtlichen Dinge, die sich nun in Bewegung setzen, zuallererst in Deutschland starten. Was ja wohl auch sein Gründe haben dürfte …

Und um das abzuschließen: Mein Geschäft mit der Wochenzeitung kam – aus anderen Gründen – (Gott sei Dank) nie zustande, eine wertekonservative Wochenzeitschrift, wie sie mir vorschwebte, wurde niemals realisiert; das Ibiza-Video, der Fall von Kurz und der politische Paradigmenwechsel hierzulande trugen das Ihre dazu bei.

Die oben genannten Parameter haben freilich auch zu einer extremen Ausdünnung der öffentlichen Budgets von Ministerien, Ländern und Institutionen einerseits geführt. Andererseits ist die Medienbranche damit konfrontiert, dass Werbung bei TikTok, Insta und Google mittlerweile umsatzmäßig größer geworden ist als die Werbebuchungen (!) von allen anderen Mediengattungen hierzulande zusammengenommen. Die Aufträge bei den Digitalkonzernen überflügelten mit einem Plus von zehn Prozent im letzten Jahr die klassischen Medien, die 2,4 Prozent Rückgang hinnehmen mussten. Damit ist eines klar: In Österreich wurde die „Offizialförderung“ drastisch gekürzt, die klassischen Werber verzichten immer mehr komplett auf Print, und wenn 2,06 Milliarden bei Google, Insta, TikTok und Co. gebucht werden, aber das Werbevolumen aller anderen Mediengattungen in Österreich nur mehr bei 1,9 Milliarden liegt, kann sich jeder ausrechnen, wo die Reise hinführt. Dem widmet sich auch unsere diesmalige Cover-Illustration. Die letzten medialen Kämpfer stehen gegen die drei Drachen „Soziale Medien“, „Krieg“ und „Wirtschaftsschwäche“ auf verlorenem Posten. Dieses Match kann wohl nicht mehr gewonnen werden.

Die Folge dieser Entwicklung ist dramatisch: Kaum ein Medienunternehmen hierzulande hat im letzten Jahr (wenn man die Rohbilanzen hernimmt) noch Gewinn erwirtschaftet. Einige können sich glücklich schätzen, im Schwellenbereich gerade noch eine schwarze Null zu erzielen. Einzelne Medienhäuser bilanzieren in ihrer Rohbilanz gar zweistellig negativ.

Eine fatale Situation, die vom Vorstand eines der größten Medienhäuser Österreichs mit folgenden klaren Worten definiert wird: „Es ist nicht zehn vor zwölf. Es ist zehn nach zwölf.“


Im versiegenden Tümpel, der auf Neusiedlerseeniveau abgesunken ist und zum Sumpf verkommt, ragt eine kleine gallische Insel aus dem Schilfgürtel: unser Medienhaus: Fröhlich darf ich verkünden, dass wir nach Vorliegen unserer Bilanz im letzten Jahr wieder einen Millionengewinn vor Steuer verzeichnen. Und was noch wichtiger ist: Im heurigen Jahr haben wir zum 15. März bereits den gesamten notwendigen Forecast, um bis zum 31.12.2024 profitabel zu sein, an Aufträgen hereingebracht.

Das Abbild der Branchenbefindlichkeit ist unsere Rankinglist „Kommunikator“. Dort gibt es eine Reihe von signifikanten Veränderungen. Machen Sie sich selbst ein Bild und überlegen Sie, warum der Mann, der es geschafft hat, die ORF-Finanzierung durchzupeitschen, erstmals zur Nummer eins geworden ist; wieso der Mann an zweiter Stelle, der den größten Machtzuwachs in seinem Einflussbereich verzeichnen konnte, aufgestiegen ist. Und warum so manche(r) zurückgefallen ist. Und wenn Sie ehrlich sind und die Fakten sprechen lassen, dann müssen Sie eigentlich zu demselben Schluss kommen wie unser ED: Wir haben eine analytisch exzellent aufgestellte Jury, die jede dieser Entwicklungen haarklein in ihre Bewertungen einfließen hat lassen. Dafür dankt denen und Ihnen, geschätzte Leser, für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und Ihr anhaltendes Wohlwollen sehr

Ihr 

Christian W. Mucha

Herausgeber

P.S. Zu guter Letzt noch etwas, was von mir nur selten kommt: Lob! Der Österreichischen Volkspartei sagen ja manche nach, dass sie nicht allzu viel auf die Reihe kriegt. Von wegen. Die neue Werbekampagne „Mitte“ springt ins Auge und geht ins Herz.Und – macht genau das, was eine gute Kampagne in einem Wahlkampf soll: Sie trifft ins Schwarze. Im besten Sinne des Wortes.

Ach, und damit ich nicht vergesse, zu erwähnen: Sie stammt aus den Köpfen der Werbeagentur „Createam Neo“ …

Der Obige

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